Rautenstrauch-Joest-Museum eröffnet Ausstellung über das Pilgern

"Sehnsucht nach Glück"

Ob Santiago de Compostela oder Mekka - Pilgern boomt. Warum brechen jedes Jahr Millionen Menschen zu Pilgerstätten in aller Welt auf? Eine Ausstellung im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum gibt Antworten.

Autor/in:
Dana Hansen
Wallfahrt nach Santiago de Compostela: Pilger auf dem Jakobsweg / © Helmut S. Ruppert (KNA)
Wallfahrt nach Santiago de Compostela: Pilger auf dem Jakobsweg / © Helmut S. Ruppert ( KNA )

Ein kleiner Stuhl steht in der Ecke. Davor liegt ein Teppich, ein Fernseher hängt an der Wand, ein kleiner Beistelltisch ergänzt die Szene. Das kleine Arrangement gehört zu einem Themenfeld im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, das sich ab Samstag mit einem modernen Phänomen beschäftigt: mit dem Pilger-Boom.

Die kleine Ecke mit dem Fernseher knüpft an die Erfahrungen von Projektleiterin und Kuratorin Clara Himmelheber an. Im Vorfeld der Ausstellung reiste sie mit Kollegen zu einigen Pilgerorten, um Eindrücke zu sammeln. Als sie in Touba im Senegal das Mausoleum des Skeikh Amadou Bamba besuchten, fiel Himmelheber das große Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer auf. Denn um das für den Islam wichtige Heiligtum gibt es keine Hotels, so dass die Wallfahrer bei den Einheimischen übernachten - in schlichten Zimmern.

Pilgerstätten verschiedener Weltreligionen

Unter dem Titel "Pilgern - Sehnsucht nach Glück?" präsentiert das Museum bis 9. April 14 Pilgerstätten aus Judentum, Christentum und Islam sowie dem Buddhismus und dem Hinduismus. Dabei geht es den Ausstellungsmachern auch um die spirituellen, wirtschaftlichen, politischen, ökologischen und touristischen Aspekte des Pilgerns. Bei der Konzipierung war es ihnen wichtig, ein vielfältiges Bild von Pilgerorten zu zeigen.

Neben bekannten Zielen wie Jerusalem, Mekka oder Santiago de Compostela werden auch die goldene Shwedagon-Pagode in Myanmar, die Basilika der Jungfrau von Guadalupe in Mexiko-Stadt, die Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien und der heilige Berg Kailash in Tibet vorgestellt. Dieser ist ein beeindruckendes Beispiel von religiöser Toleranz.

Gleich vier Glaubensgemeinschaften teilen sich den Berg. Er ist für den Hinduismus, den Buddhismus, den Jainismus und indigene Religionen eine wichtige Stätte. Am Beispiel des Kailash wird zudem deutlich, wie beschwerlich Pilgern sein kann. Es gibt kaum Infrastruktur; immerhin führt seit Kurzem eine asphaltierte Straße zum Ziel auf 5.600 Metern Höhe. Bei ihrem Gang auf den Berg nehmen die Pilger alles für die Zeit der Reise selber mit: Lebensmittel, Zelte, Decken...

Köln geeigneter Ort der Ausstellung

Dass sich eine solche Ausstellung zum Thema Pilgern gerade in Köln anbietet, liegt auf der Hand. Denn die Stadt am Rhein ist seit dem Mittelalter Anziehungspunkt für viele Gläubige, die zu den Reliquien der Heiligen Drei Könige und der Heiligen Ursula pilgern. Deshalb startet der Weg der Museumsbesucher auch mit einem Blick auf eine Großleinwand mit der Metropole. Erst danach kommen die anderen Pilgerstätten in den Blick.

Ein Wandelgang lädt die Besucher ein, weitere Aspekte des Pilgerns zu erfahren. An einer Wand hängen fünf verschiedene Wasserflaschen - Zeichen dafür, dass Heiliges Wasser für viele Glaubensrichtungen eine wichtige Rolle spielt. Für die Schau konnte das Museum außergewöhnliche und kostbare Objekte gewinnen. Dazu zählen ein seidener Gebetsteppich aus einer berühmten Werkstatt aus Kashan im Iran oder eine Bronzestatue von Gott Shiva und seiner Gemahlin aus Nepal aus dem 12. Jahrhundert. Internationale Leihgeber sind das British Museum in London, das Wereldmuseum in Rotterdam oder das Museo de Americas in Madrid.

Am Ende der Ausstellung sind die Besucher noch einmal besonders gefordert. Ihnen begegnen unter der Überschrift "Moderne Pilgerstätten" Fotos vom Stadion des 1. FC Köln, vom Louvre oder dem Grab von Elvis Presley. Die Frage, was Pilgern ausmacht, soll jeder für sich selbst beantworten.


Quelle:
KNA