Schriftsteller Rothmann mit höchstem katholischen Kulturpreis geehrt

Blick für die Würde und Verletzlichkeit des Menschen

Der Schriftsteller Ralf Rothmann ist am Freitag mit dem "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken" geehrt worden. Der Preis ist die höchste katholische Auszeichnung im Bereich Kultur.

Ralf Rothmann mit Kardinal Marx (KNA)
Ralf Rothmann mit Kardinal Marx / ( KNA )

Bei der Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Preises würdigte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in München den Schriftsteller, dessen Bücher den Blick für die Würde und Verletzlichkeit, die Sehnsüchte und Beschwernisse des Menschen in seiner Alltäglichkeit öffneten. "Es lohnt sich, hinzuschauen und zu lesen", fügte Marx hinzu. Rothmanns literarische Erkundungsgänge führten zum "wahrhaft Menschlichen" dieser Welt. "Das darf man einen durchaus christlichen Blick nennen", sagte der Erzbischof von München und Freising.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte in der Laudatio den Preisträger einen Künstler, "der den Blick weitet und die Sinne schärft für religiöse Erfahrungen - für Erfahrungen, die im ratternden Hamsterrad unseres Alltags und im Lärmen medialer Dauerbeschallung oft keinen Raum mehr finden". Das Transzendente sei bei Rothmann verwoben mit der Wirklichkeit seiner Figuren, "ein feiner goldener Faden selbst in derben, rauen Erzählstoffen", sagte die Staatsministerin.

"Leben, Lieben und Sterben in ihrer Fülle, aber auch in ihrer Härte"

Zeitgenössische Literatur sei für Kirche und Theologie "von unschätzbarem Wert", betonte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Das Werk des Preisträgers illustriere die Bedingungen des Menschseins in eindringlicher Weise - "Leben, Lieben und Sterben in ihrer Fülle, aber auch in ihrer Härte", sagte Glück. Ästhetisch überzeuge der Autor durch souveräne Tektonik, meisterhafte Porträtkunst, subtiles Spiel mit literarischen Genres vom Psalm bis zum Bildungsroman, begründete die Jury unter Vorsitz von Heinrich Detering, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Göttingen, die Auszeichnung.

Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Volksschule und einem kurzen Besuch der Handelsschule machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch. Seit 1976 lebt er in Berlin. Für sein literarisches Werk, das Romane, Erzählungen und Gedichte umfasst, wurde der 61-Jährige bereits mit zahlreichen Preisen geehrt. Zuletzt erschienen der Erzählband "Shakespeares Hühner" (2012) und der Roman "Feuer brennt nicht" (2009).

Der von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee gestiftete "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken" wird seit 1990 alle zwei bis vier Jahre abwechselnd in den Bereichen Literatur, Architektur, Musik, Film, Bildende Kunst und Theater verliehen. Unter den bisherigen Preisträgern waren Gerhard Richter (2004), Tankred Dorst und Ursula Ehler-Dorst (2008) und Peter Zumthor (2011).


Quelle:
epd