Kolping reagiert auf Kritik von Erzbischof Schick

"Nicht nachvollziehbar"

Diese Aussagen kamen unerwartet: Der Kolpingverband brauche weniger Zentrale in Köln, weniger Kolping International und weniger Kirchenpolitik, erklärte am Sonntag der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vor den Teilnehmern einer Kolping-Wallfahrt. Der Sozialverband nimmt die Kritik mit "großem Befremden" zur Kenntnis.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick (KNA)
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick / ( KNA )

Auch die Äußerungen des Erzbischofs "wir brauchen weniger politischen Kolpingverband und weniger Geldmanagement", seien nicht nachvollziehbar, erklärte Thomas Dörflinger MdB, der Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland, in Köln am Dienstag (19.06.2012). Das Kolpingwerk Deutschland verstehe sich als ein Verband von engagierten Christen,  die auf der Grundlage des Evangeliums und der Katholischen Soziallehre Verantwortung in Gesellschaft und Kirche übernehmen wollen. Dazu gehöre auch, als demokratisch verfasster katholischer Sozialverband aktiv gesellschaftliche und politische Mitwirkungsmöglichkeiten wahrzunehmen. "Dieses werden wir als katholischer Laienverband auch zukünftig engagiert tun", so Dörflinger.



Erzbischof Ludwig Schick hatte zuvor den Kolpingverband zu mehr Ortsverbundenheit aufgerufen. Es brauche weniger Zentrale in Köln, weniger Kolping International, weniger politischen Kolpingverband, weniger Geldmanagement und weniger Kolping-Kirchenpolitik, sagte Schick in seiner Ansprache zur diesjährigen Kolping-Wallfahrt am Sonntag im Bamberger Dom vor mehreren Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Verband müsse den Namen "Familie" wiederentdecken und ernst nehmen. Alle überörtlichen Verbandstrukturen müssten den Kolpingfamilien vor Ort helfen. Erst dann könne der Verband international tätig werden.



"Wir leben in einer Zeit, wo uns die Gemeinschaft, die uns trägt und hält, verloren geht", erklärte der Erzbischof. Ziel von Adolph Kolping sei es gewesen, in den Städten den Wandergesellen Solidarität in den Schwierigkeiten des Berufslebens, Halt in den gesellschaftlichen Veränderungen und Orientierung aus dem Glauben zu geben. Deshalb sei auch heute in gesellschaftlich und kirchlich nicht leichten Zeiten diese Aufgabe wichtig. "Wenn jemand in Schwierigkeiten ist, egal welcher Art, dann muss er in seiner Kolpingfamilie Trost und Stütze finden." Der Verband müsse Jugendlichen für Schule, Ausbildung und Studium Ermutigung und Wegweisung bieten, forderte der Erzbischof weiter. Auch Senioren sollten angenommen und integriert werden. "Die Kolpinggruppe vor Ort ist Lebens- und Lerngemeinschaft, einer Familie vergleichbar."



"Im besten Sinne der Katholischen Soziallehre"

"Erstaunlich ist die Äußerung des Erzbischofs vor allem vor dem Hintergrund, dass der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI. noch im letzten Oktober bei der Internationalen Kolpingwallfahrt in Rom erklärt hat: "Das Kolpingwerk ist eine Kraft der Glaubens in unserem Land", ergänzte Dörflinger. "Diese Kraft resultiert, neben dem Engagement seiner mehr als 250.000 Mitglieder in den bundesweit 2600 Kolpingsfamilien vor Ort, auch aus der Stärke der überörtlichen Strukturen des Verbandes."



Kolpingsfamilien wirkten auf der Grundlage des Leitbildes des Kolpingwerkes Deutschland vor Ort als Weggemeinschaft im partnerschaftlichen Miteinander der Generationen. Sie machten Menschen Mut, sich auf unsere Gemeinschaft einzulassen, um gemeinsames Handeln als eine Bereicherung für ihr Leben zu erfahren. Die Kolpingsfamilie verstehe sich als familienhafte Gemeinschaft. Auf diese Weise erreiche man viele Menschen. "In Zeiten sich verändernder pastoraler Räume u.a. durch entstehende Großgemeinden, bieten Kolpingsfamilien eine verlässliche Gemeinschaft vor Ort. Als Verband unterstützen wir insbesondere Kolpingsfamilien in ihrer wichtigen Arbeit", ergänzt Dörflinger. Kolping handele dabei im besten Sinne der Katholischen Soziallehre nach dem Subsidiaritätsprinzip und helfe dort, wo Hilfe erforderlich sei.



"Die große Bedeutung der Arbeit der Kolpingsfamilien vor Ort in den Pfarrgemeinden hat der Bamberger Erzbischof in seiner Predigt vor Kolpingmitgliedern im Bamberger Dom ja ausdrücklich hervorgehoben", betonte Dörflinger. Ausgehend von dieser Erkenntnis sei es nun wichtig, in den Pastoralkonzepten den Kolpingsfamilien, aber auch den anderen katholischen Verbänden, einen dieser Einschätzung entsprechenden Stellenwert einzuräumen.  



Das Kolpingwerk ist in Deutschland in 27 Diözesanverbänden mit rund 2600 örtlichen Kolpingfamilien organisiert. Bundesweit gibt es über 263.000 Mitglieder. Adolph Kolping (1813 bis 1865), ein Wegbereiter der katholischen Soziallehre, gründete die katholische "familienhafte und lebensbegleitende Bildungs- und Arbeitsgemeinschaft". Kolping ist heute eins der großen Sozialwerke der katholischen Kirche.