Der Kolping-Vorsitzende von NRW zum Adoptionsrecht homosexueller Partnerschaften

"Es gibt kein Anrecht auf ein Kind!"

Justizministerin Zypries und Homosexuellenverbände fordern ein Recht gleichgeschlechtlicher Partnerschaften auf Adoption. Der Diözesansekretär des Kolpingwerkes NRW, Karl Schiewerling (Mitglied des Bundestages), erläutert im domradio-Interview, warum aus Sicht der katholischen Kirche und der Unionsparteien das verfassungsrechtlich festgeschriebene Primat der Ehe nicht einer sich ständig wandelnden Lebenswirklichkeit angepasst werden darf.

 (DR)

domradio: Justizministerin Zypries meint, dass sich die Gesellschaft gewandelt habe und nun auch die Gesetzgebung dem Rechnung tragen müsse.
Schiewerling: Die Gesellschaft hat sich in vielen Bereichen gewandelt und dennoch ist die Frage, was hat vor der Verfassung Bestand? Vor einigen Jahren wurde das Lebenspartnerschaftsgesetz eingeführt damit es den homosexuellen Partnerschaften erlaubt, eine eheähnliche Gemeinschaft zu führen, aber eben nur eheähnlich. Die Ehe steht unter dem besonderen Schutz der Verfassung und zwar nur deswegen, weil sie einen verlässlichen Rahmen gibt für die Kinder, die dort geboren und erzogen werden. Neben all den emotionalen Betroffenheiten und den sicherlich schwierigen menschlichen Fragen, ist immer auch die Frage zu stellen: Welche Grundordnung haben wir und auf welchem Verständnis beruht diese Verfassung?

domradio: Für homosexuelle Einzelpersonen ist ja bereits eine Adoption von Kindern möglich. Wenn also ein homosexuelles Paar einfach nur zusammenlebt, dann könne eine der beiden Personen ohnehin ein Kind adoptieren, so die Justizministerin. Es würde sich also gar nichts ändern?
Schiewerling: Häufig kommen diese Kinder ja aus vorherigen heterosexuellen Partnerschaften in die homosexuelle Lebensgemeinschaft. Das ist eine andere Situation. Die Frage ist doch, ob man über diesen Weg akzeptiert, dass in eine Paarbeziehung, die auf natürlichem Wege keine Kinder zeugen kann, Kinder eingebracht werden, weil man glaubt, dass Kinder zu dieser Beziehung dazugehören.

domradio: Die von Brigitte Zypries genannte Studie besagt ja, dass es für Kinder wichtig sei, geliebt zu werden. Und das sei unabhängig von der sexuellen Ausrichtung der Eltern. Was ist an der heterosexuellen Ehe anders als an einer homosexuellen eingetragenen Lebenspartnerschaft?
Schiewerling: Die Zeugung von Kindern erfolgt durch Mann und Frau. Faktum ist, dass Kinder darauf angewiesen sind, Mutter und Vater zu erleben. Für Kinder ist es von zentraler Bedeutung, eine Beziehung zu Vater und Mutter zu haben. Die Frage ist, ob die aktuelle Studie Langzeitwirkungen überhaupt berücksichtigen konnte.

domradio: Viele homosexuelle Paare empfinden die gegenwärtige Regelung als diskriminierend. Was veranlasst die CDU, aber auch die Kirche, hier anderer Meinung zu sein?
Schiewerling: Wir können doch nicht sagen: Weil jemand keine Kinder bekommen kann, besteht ein Anrecht auf ein Kind und auf Adoption. Und wenn sie das nicht dürfen, werden sie diskriminiert! Das ist eine Verdrehung der Situation, in der wir stecken. Ich kenne viele Ehepaare mit unerfülltem Kinderwunsch, die leiden furchtbar darunter. Aber die kämen niemals auf die Idee zu sagen, sie würden diskriminiert. Natürlich können sie Kinder adoptieren, das ist gar keine Frage, weil laut Gesetz und unserer Überzeugung nach die Ehe der Rahmen ist, in dem Kinder aufwachsen. Da kann man nicht von Diskriminierung sprechen. Aus der Sicht der betroffenen homosexuellen Paare kann ich diese Position verstehen und nachvollziehen, aber die Frage ist, ob dieser Kinderwunsch in die Ordnung, in die Struktur und die verfassungsmäßigen Vorgaben hineinpasst.

domradio: Gibt es ein Recht auf ein Kind?
Schiewerling: Nein, wir Menschen haben kein Anrecht auf ein Kind! Kinder sind ein Geschenk. Die entscheidende Frage ist doch: Was bedeuten eigentlich Kinder in unserem Leben, sind sie selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens oder aber sind sie etwas, was wir für unser Leben und unser persönliches Glücksgefühl benötigen.