Über angemessene Bekleidung in Gotteshäusern

Tücher am Domportal

Schulterfrei, Kopfbedeckungen – zum Teil sogar Unterwäsche. Besucher des Kölner Doms tragen oft nicht die Kleidung, die der Würde des Gotteshauses entspricht. Tücher sind die neue Lösung, um allen den Eintritt zu gewähren.

Diese Tücher standen zur Verfügung am Domportal (DR)
Diese Tücher standen zur Verfügung am Domportal / ( DR )

DOMRADIO.DE: Bei dem Wetter im Moment kleidet man sich in der Regel ein bisschen anders als bei 24 Grad. An den Eingängen der Kölner Kathedrale, die ja nicht nur für Gläubige und Gottesdienstbesucher interessant ist, kommt es in diesen Tagen daher häufiger zu Irritationen. 

Matthias Deml (Pressereferent der Dombauhütte Köln): Ja, am Eingang stehen ja schon seit über einem Jahr immer ein Schweizer und ein Sicherheitsmann. Die achten natürlich im Besonderen darauf, dass sich die Leute an die Regeln, die im Dom herrschen, halten. Zum Beispiel sind keine großen Gepäckstücke erlaubt und es gibt eben auch eine Kleiderordnung. Das heißt, die Herren werden gebeten, die Kopfbedeckung abzunehmen. Und es ist natürlich auch darauf zu achten, dass die Schultern oder der Bauch nicht frei sind. Die sollten bedeckt sein und es sollte keine Unterwäsche sichtbar sein. Bisher musste man die Leute wegschicken, wenn sie der Kleiderordnung nicht entsprochen haben.

DOMRADIO.DE: Kommt so etwas oft vor?

Deml: Ja, bei Temperaturen über 30 Grad sind natürlich sehr viele Touristen sehr leicht bekleidet und dann kommt das sehr oft vor.

DOMRADIO.DE: Jetzt muss man also diese Leute nicht mehr wegschicken, weil es für die eine Möglichkeit gibt.

Deml: Genau. Es war ein großes Anliegen des Dompropsts, alle Menschen willkommen zu heißen, die in den Kölner Dom gehen möchten. Und daher hat der Dom jetzt insgesamt 700 Tücher angeschafft, die dann an die Menschen ausgegeben werden, damit sie sich die Schultern oder entsprechende Bereiche verdecken und dann den Dom trotzdem besuchen können. Das sind sehr leichte, recht dünne durchsichtige Tücher.

DOMRADIO.DE: Müssen die Menschen dafür Pfand bezahlen?

Deml: Nein, die Tücher werden vom Dom gratis und auch ohne Pfand zur Verfügung gestellt. Man erwartet natürlich, dass sie dann am Ausgang auch wieder abgegeben werden.

DOMRADIO.DE: Wie reagieren die Menschen denn darauf, ein Tuch zu bekommen?

Deml: Wie ich gehört habe, reagieren die Leute meistens verständnisvoll. Gerade in vielen südlichen Ländern, in Italien zum Beispiel, ist das gang und gäbe, dass man den Touristen solche Tücher zur Verfügung stellt und daher kennen viele das vielleicht auch schon.

DOMRADIO.DE: Im Kölner Dom sind es so ungefähr 25 Grad. Bleiben die Besucher bei den Temperaturen eigentlich länger im Dom, um sich ein bisschen Kühle zu bekommen? 

Deml: Das kann gut sein, wir überprüfen natürlich nicht, wie lange der Einzelne den Kölner Dom besucht. Wir erfassen nur die ungefähre Zahl der Besucher, die insgesamt im Dom sind. Die Zahlen sind zurzeit relativ hoch, das ist ganz normal in der Urlaubszeit und im Sommer.

DOMRADIO.DE: Was haben Sie denn für einen Tipp, in welcher Kölner Kirche man Erfrischung finden kann?

Deml: Je geschlossener eine Kirche ist, je dicker die Mauern und je kleiner die Fenster sind, desto kühler ist sie auch im Sommer. Der Kölner Dom hat sehr große Fenster, deswegen gleicht er sich so allmählich der Temperatur von außen an. Wenn man Erfrischung sucht, würde ich eher die romanischen Kirchen aufsuchen und dann vielleicht in die ein oder andere Krypta gehen. Da ist es sicherlich dann sehr viel angenehmer als im Kölner Dom.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Matthias Deml / © Matthias Jung (KNA)
Matthias Deml / © Matthias Jung ( KNA )
Quelle:
DR