Kölner Dom bekommt neue Blutreliquie

Ein Geschenk des Kardinals

Das Warten hat ein Ende: Der Kölner Dom bekommt eine neue Blutreliquie von Johannes Paul II. Sie wird bei einem Gottesdienst mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Rahmen der Domwallfahrt 2017 begrüßt – und ist gut gesichert.

Das Reliquiar mit der neuen Blutreliquie von Papst Johannes Paul II. im Kölner Dom / © M. Unkelbach (Dombauhütte Köln)
Das Reliquiar mit der neuen Blutreliquie von Papst Johannes Paul II. im Kölner Dom / © M. Unkelbach ( Dombauhütte Köln )

Die neue Blutreliquie von Papst Johannes Paul II. (1920-2005) ist ab 24. September im Kölner Dom zugänglich, wie Dompropst Gerd Bachner und Domdechant Robert Kleine an diesem Montag vor Journalisten in Köln ankündigten. Woelki hatte die neue Reliquie zu seinem 60. Geburtstag am 18. August 2016 vom Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz geschenkt bekommen und sie dem Kölner Dom weitergeschenkt.

Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich sprach dem Kölner Kardinal seinen ausdrücklichen Dank für die neue Reliquie aus. "Wir freuen uns darüber und sind Kardinal Woelki sehr dankbar, dass hier würdiger Ersatz geschaffen wurde", so Füssenich gegenüber domradio.de.

Die erste Reliquie, ebenfalls ein in einer Ampulle aufbewahrtes Tüchlein mit Blutstropfen des heiliggesprochenen Papstes aus Polen, war am 4. Juni 2016 aus dem Dom gestohlen worden. Sie war aus dem von Bert Gerresheim geschaffenen Schaugefäß, dem sogenannten Reliquiar, herausgebrochen worden. Von den Tätern fehlt nach wie vor jede Spur.

Platz im nördlichen Querhaus

Für die neue Reliquie wurde der Ort im nördlichen Querhaus der Kathedrale umgestaltet, erklärte Dombaumeister Peter Füssenich. Es wird durch drei vom Kölner Bildhauer Matthias Heiermann entworfene Glasscheiben kreisförmig umrahmt. Darauf ist in 14 Sprachen ein Zitat aus der ersten Predigt des polnischen Papstes zu lesen: "Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!"

Domdechant Robert Kleine, Dompropst Gerd Bachner und Dombaumeister Peter Füssenich mit neuer Blutreliquie / © Johannes Schröer (DR)
Domdechant Robert Kleine, Dompropst Gerd Bachner und Dombaumeister Peter Füssenich mit neuer Blutreliquie / © Johannes Schröer ( DR )

Bachner zeigte sich "sehr angetan" von dem theologischen Gedanken, der hinter dem neuen Kunstwerk stehe. "Ich meine, unser Dom ist reicher geworden", so der Hausherr der Kathedrale. Damit werde eine Entwicklung fortgesetzt, in die das seit zehn Jahren im Dom befindliche Richterfenster oder Aktionen wie "Silent Mod" zur Gamescom 2016 gehörten. Domdechant Kleine nannte die Neugestaltung des Reliquienortes "eine runde Sache". Auch werde die Aussage des Zitats verdoppelt, da die Buchstaben ihren Schatten auf die Domwand werfen.

Besondere Sicherung

Füssenich zeigte sich davon überzeugt, dass ein erneuter Diebstahl der Reliquie nicht mehr möglich ist. Es sei wichtig, dass die Menschen sie berühren könnten. Dies mache eine besondere Sicherung notwendig. Der Dom werde überdies Tag und Nacht durch Sicherheitspersonal geschützt. Die Reliquie selbst werde speziell gesichert, so Füssenich weiter. "Die Art der Sicherung und Überwachung des Reliquiars ist allerdings nicht für die Öffentlichkeit bestimmt."

Laut Dompropst Bachner hat es bis zur Einsetzung der neuen Reliquie "bewusst" lange gedauert. "Ich wollte eine Trauerzeit für die gestohlene Reliquie", so der Theologe. Auch habe er noch immer auf die Rückkehr der gestohlenen Reliquie gehofft. Das Domkapitel hatte eine Belohnung von 1.500 Euro für die Wiederbeschaffung ausgesetzt. Im August 2016 stellte die Polizei die Ermittlungen ein.

2013 hatte Dziwisz bereits die erste Reliquie an den damaligen Kölner Kardinal Joachim Meisner überreicht. Der polnische Erzbischof hatte Papst Johannes Paul II. während dessen Amtszeit als Privatsekretär gedient. Er war einer der wenigen Personen, die beim Tod des Papstes am 2. April 2005 in seinen Gemächern anwesend waren.

Domwallfahrt 2017

Mit der Domwallfahrt vom 21. bis 24. September 2017 knüpft der Dom seit 2006 an die jahrhundertelange Wallfahrertradition an, die über einen langen Zeitraum erloschen war. "Ausgehend vom Weltjugendtag hat man diese Tradition wiederbelebt", so Dompropst Gerd Bachner. "Eingeladen sind Menschen, die sich – wie einst die Heiligen Könige – auf den Weg machen möchten – egal, ob sie aus Tradition und Heimatverbundenheit kommen oder auf einer spirituellen Suche sind."

Domwallfahrt: Die Pilger ziehen unter dem Dreikönigenschrein betend hindurch (KNA)
Domwallfahrt: Die Pilger ziehen unter dem Dreikönigenschrein betend hindurch / ( KNA )

Das diesjährige Motto der Wallfahrt lautet: "Alles sollen eins sein" (Joh 17,21). "Einigkeit klingt nach Konsens, Gemeinsamkeit, Übereinstimmung: Da sind wir uns doch einig", sagt Domdechant Robert Kleine. "Einigkeit und Einheit begegnen uns auch in unserem Glauben. Die junge christliche Gemeinde war – der Apostelgeschichte nach – ein Herz und eine Seele. Und Jesus bittet und betet für Einheit, wohl wissend, dass diese gar nicht so einfach zu bewahren bzw. wiederherzustellen ist. Aber es ist und bleibt Jesu Auftrag an uns – gerade im Jahr des Reformationsgedenkens: ‚Alle sollen eins sein‘. Machen wir uns auf den Weg. Gemeinsam. Bei der Domwallfahrt. Für die Einheit im Glauben. Für die Einheit der Kirche."

Umfangreiches Programm

Zu den Höhepunkten der Domwallfahrt gehören in diesem Jahr ein Pilgerweg für Menschen mit und ohne Demenz, eine Pilgermesse der Internationalen Katholischen Gemeinden im Erzbistum Köln und eine "Liturgischen Nacht der Jugend" mit abschließendem Frühstück im Dompfarrsaal. Das ausführliche Programm und die Öffnungszeiten des Pilgerweges durch den Dom sind auf dreikoenige-koeln.de zu finden.

Was sind Reliquien?

Reliquien sind die sterblichen Überreste von als heilig verehrten Personen. Primäre Reliquien sind dabei die Leichname von Seligen oder Heiligen, größere Körperteile von diesen oder die komplette Asche ihrer verbrannten Körper.

Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg (dpa)
Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg ( dpa )

 

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