Bonifatiuswerk veröffentlicht neues Buch zum Kirchenjahr

"Was wäre das Leben ohne Feste?"

Feste und Tage im Kirchenjahr dürfen nicht in Vergessenheit geraten, meint Yvonne Willicks. Die Fernsehmoderatorin hat gemeinsam mit dem Bonifatiuswerk ein Buch herausgebracht, dass den kirchlichen Jahreskreis ins Heute überträgt.

Bibel, Kreuz, Brot und Wein / © dianaduda (shutterstock)
Bibel, Kreuz, Brot und Wein / © dianaduda ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die Leute kennen Sie aus dem Fernsehen vor allem als Fachfrau für Verbraucher und Haushaltsfragen. Was genau machen Sie jetzt mit dem Bonifatiuswerk?

Yvonne Willicks (Fernsehmoderatorin und Buchautorin): Mit dem Bonifatiuswerk verbindet mich schon eine jahrelange Freundschaft und Zusammenarbeit. Wir haben z.B. "#wirrettenostern" gemacht. Wir sind auch mit der Nikolaus Aktion schon gemeinsam vor Ort gewesen. Als sie dann gefragt haben, ob ich dieses schöne Buch mit herausgeben wollte, habe ich gesagt: Auf jeden Fall, weil ich finde, dass das Bonifatiuswerk immer versucht, ganz nah an den Familien dran zu sein, mit einer Sprache, die auch die Menschen da abholt, wo sie gerade stehen. Gerade diese festlichen Tage im Jahreskreis, die ja alle einen christlichen Ursprung haben, die dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Die müssen aber auch ein bisschen modern, neu und anders aufbereitet werden. Das ist in dem Buch ganz gut gelungen, finde ich ja.

DOMRADIO.DE: Dieses gemeinsame Jahrbuch ist für Kinder und Jugendliche. Die haben ja heute oft keinen blassen Schimmer mehr, was hinter Ostern, Pfingsten und Co. steckt, oder?

Willicks: Tatsächlich ist das so, man hört ja dann immer wieder die Umfragen: Was ist eigentlich Pfingsten passiert? Warum haben wir noch einen zweiten Weihnachtstag? Dann wissen sie kaum etwas darauf zu sagen. Wir lachen uns ein bisschen kaputt darüber, aber tatsächlich sind wir als Eltern und Großeltern natürlich irgendwie in der Pflicht, diese Erziehungsaufgabe auch wahrzunehmen. Da soll das Buch dann auch eine Handreichung sein, eben zu erleben, was ist jetzt Ostern passiert und warum ist Ostern eigentlich wichtiger als Weihnachten?

DOMRADIO.DE: Herr Heese, Sie sind Referent für christliches Brauchtum im Bonifatiuswerk. Wie haben Sie versucht über das Buch den alten Brauchtum neu zu vermitteln?

Julian Heese (Referent des Bonifatiuswerks): Da geht es natürlich sehr stark um die Lebensrealität der jungen Menschen heute, um die der jungen Familien. Wir versuchen das Brauchtum, was etwas sehr Dynamisches ist, ins Heute zu übersetzen. Brauchtum ist nicht etwas Vergangenes und nur Traditionelles, sondern wir versuchen, das Brauchtum heute auf ganz innovative Art und Weise ins Heute zu übersetzen. Es ist natürlich auch sinnvoll und wichtig, dass eben die jungen Familien und junge Leute wissen, was steckt hinter dem Sinngehalt dieser Feste. Warum haben wir an Karfreitag frei? Warum feiern wir Ostern? Was passiert an Weihnachten? Und was hat das alles mit unserem Leben zu tun?

DOMRADIO.DE: Frau Willicks, Sie sind Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Also setzen Sie sich ja auch dafür ein, dass die Kirche eine verständliche Sprache auf Augenhöhe mit den Menschen spricht. Kann das neue Buch zum Kirchenjahr auch dabei helfen?

Yvonne Willicks: Also ich glaube auf jeden Fall, dass das neue Buch dazu helfen kann, weil es eben ganz praxisnah ist und es auch nicht verschwurbelt daherkommt, sondern in klaren Worten deutlich macht, warum wir beispielsweise am 4. Dezember Barbarazweige abholen. Es arbeitet auch viel mit Bildern. Also sowohl in den Geschichten, die dort drin sind, werden Bilder projiziert, die dann auch ein schönes Gefühl machen.

Aber es ist eben auch reich bebildert, sodass man das als Familie mit den Kindern, mit den jüngeren Leuten tatsächlich auch gut erfahren kann. So eine Sprache vermisse ich oft in der Kirche, muss ich ganz ehrlich sagen. Und ich hoffe, dass ich beim ZdK ein bisschen dafür sorgen kann, dass es verständlicher wird, was wir eigentlich wollen, die wir noch in dieser katholischen Kirche sind.

DOMRADIO.DE: Herr Heese, Ihnen geht es auch darum, fast schon vergessene christliche Inhalte zeitgemäß zu vermitteln. Was wäre denn heute so etwas Zeitgemäßes?

Heese: Zum einen müssen wir natürlich probieren, christliche Inhalte stark zu elementarisieren, wir können oft kein religiöses Grundwissen mehr voraussetzen. Zum anderen versuchen wir christliche Inhalte in die heutige Lebenswelt zu transferieren. Das heißt konkret: Was hat das mit mir, mit meinem Leben zu tun, wenn wir die Geburt Jesu feiern? Oder an welche Zusage Gottes erinnern wir uns, wenn wir Christi Himmelfahrt oder Pfingsten feiern?

Willicks: Und vor allen Dingen auch die Frage: Warum machen wir das eigentlich? Wir putzen alle an Nikolaus unsere Stiefel und stellen sie dann auch raus und hoffen, dass der Nikolaus uns was darein tut. Wenn man fragt, kommt oft, das haben wir immer schon so gemacht. Doch dahinter gibt es ja eine Legende, dass der heilige Nikolaus eben in einer armen Familie in die Strümpfe Goldtaler gesteckt hat.

Das weiß dann leider keiner mehr und das wird in dem Buch aufgegriffen. Ich finde das Schöne daran, man kann immer weiter selber darüber nachdenken und natürlich weiterrecherchieren. Wir können nicht alle Nikolaus-Mythen und alle Legenden, die es gibt, in dieses Buch packen, aber man kriegt vielleicht Lust sich weiter damit zu beschäftigen und kann natürlich dann noch weiter ins Gespräch kommen mit seinen Kindern oder auch in der gesamten Familie.

DOMRADIO.DE: In dem Buch gibt es auch noch konkrete Tipps. Welche denn zum Beispiel?

Willicks: Alles Mögliche. Ob Sie jetzt Nikolausstiefel backen wollen, wie Sie den Adventskranz gestalten, ob Sie sich einen schönen Glöck machen oder – und das finde ich am allersüßesten an Gründonnerstag – da haben wir ganz modern einen grünen Smoothie mit drin. Man soll da ja was Grünes essen und wir erklären auch, dass es eigentlich vom Wein kommt. Osterlämmer werden gebacken, das darf nicht fehlen. Es gibt Spiele, Bräuche. Das ist ein wahres Füllhorn, muss ich mal sagen.

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich denn von dem neuen Buch?

Heese: Ich wünsche mir, dass das Buch endlich dazu beiträgt, christlichen Inhalt wieder in Erinnerung zu rufen. Denn ich glaube, da haben wir eine ganze Menge Nachholbedarf in unserer Gesellschaft. Wir wollen damit natürlich auch christliches Brauchtum fördern. Brauchtum, etwas Lebendiges, was Dynamisches und christliche Rituale sollen natürlich auch an kommende Generationen weitergegeben werden, weil grundsätzlich Brauchtum natürlich auch Halt und Sicherheit und dem Leben Struktur geben kann.

Willicks: Ja, genau. Also dem kann ich mich anschließen. Ich wünsche mir aber auch, dass das Buch so ein bisschen die Familien ermutigt, tatsächlich mutig zu sein und über die Themen zu sprechen. Also sich zu trauen, zu sage: Ja, Ostern ist ein ermutigendes Fest oder Weihnachten ist nicht nur die heimelige Glückseligkeit, die wir unterm Tannenbaum spüren, sondern da kommt ja das Licht der Welt zu uns und wird durch Gott gebracht. Das wird in guten, einfachen Worten im Buch erklärt und deshalb kann man Mut haben, dass auch anzusprechen innerhalb der Familie. Das würde ich mir wünschen.

Das Interview führte Florian Helbig.

Information: Das 144-seitige Buch "Gemeinsam das Kirchenjahr erleben", das in Kooperation mit dem Verlag Butzon und Bercker entstanden ist, ist für 14,95 Euro zunächst exklusiv im Bonifatius-Shop erhältlich. Ab Januar 2022 kann es auch im Buchhandel erworben werden.


Yvonne Willicks und Julian Heese stellen neues Kirchenjahrbuch vor dem Kölner Dom vor (Bonifatiuswerk)
Yvonne Willicks und Julian Heese stellen neues Kirchenjahrbuch vor dem Kölner Dom vor / ( Bonifatiuswerk )

Palmsonntag im Kölner Dom (Erzbistum Köln)

Eine goldene Monstranz und verschiedene Kelche stehen auf einem Altar bei einer Fronleichnamsmesse / © Lars Berg (KNA)
Eine goldene Monstranz und verschiedene Kelche stehen auf einem Altar bei einer Fronleichnamsmesse / © Lars Berg ( KNA )

Osterfeuer in der Osternacht / © Beatrice Tomasetti (DR)
Osterfeuer in der Osternacht / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Messgewänder / © Corinne Simon (KNA)
Messgewänder / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
DR