Ex-Priester und Cardenal-Wegbegleiter in Nicaragua verhaftet 

Nach Kritik an Regierung

In Nicaragua ist ein ehemaliger katholischer Geistlicher und Mitstreiter von Ernesto Cardenal verhaftet worden. Wie lokale Medien berichten, handelt es sich um den 79-jährigen Edgard Parrales.

Sarg des nicaraguanischen Theologen und Autors Ernesto Cardenal / © Carlos Herrera (dpa)
Sarg des nicaraguanischen Theologen und Autors Ernesto Cardenal / © Carlos Herrera ( dpa )

Er gehörte neben dem 2020 gestorbenen Cardenal zu jenen vier Geistlichen, die 1983 in der sandinistischen Regierung eine öffentliche Aufgabe übernahmen und dafür vom Vatikan mit Sanktionen belegt wurden. Sechs Jahre später legte Parrales sein Priesteramt ab, um zu heiraten.

Parrales war unter anderem Botschafter Nicaraguas bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Laut Angaben seiner Frau seien Unbekannte in Zivil in sein Haus eingedrungen und hätten ihn mit Gewalt in ein Fahrzeug gezwungen. Zuletzt hatte Parrales die Entscheidung der Regierung des umstrittenen Präsidenten Daniel Ortega kritisiert, die OAS zu verlassen.

Vorwurf: Regierung begeht Menschenrechtsverletzungen

Der Priester, Befreiungstheologe und Dichter Cardenal kritisierte immer wieder die Lage in seinem Heimatland Nicaragua. Nach dem Sturz der Somoza-Diktatur war er unter dem damaligen und heutigen Präsidenten Ortega Kulturminister (1979-1987).

Nicaragua erlebt seit April 2018 eine Krise mit landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung. Seitdem kamen rund 350 Menschen ums Leben; Tausende wurden verletzt. Nicaraguas Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisieren immer wieder Menschenrechtsverletzungen der Regierung.

Vor den Wahlen Anfang November wurden mehrere Herausforderer um die Präsidentschaft verhaftet. Ortega gewann den Wahlgang; zahlreiche Länder erkennen aber den Sieg nicht an.


Quelle:
KNA