Laschets Heimatpfarrer hadert sehr mit seiner CDU

"Sogar die eigenen Leute fallen über ihn her"

Wie geht es nun weiter mit Armin Laschet nach der für die CDU desaströsen Bundestagswahl? Sein Heimatpfarrer Heribert August nimmt den Kanzlerkandidaten der Union in Schutz und hat ganz persönliche Ratschläge für ihn.

CDU: Kein anständiger Umgang mit Armin Laschet (dpa)
CDU: Kein anständiger Umgang mit Armin Laschet / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Anfang des Jahres hatten Sie hier bei uns gesagt, Armin Laschet mache immer das Möglichste aus etwas, seitdem er mit 16 Jahren in die Politik gegangen ist. Und ihr Ratschlag war: "Versuch es. Wenn es klappt, ist es wunderbar." Im Moment sieht es nicht ganz danach aus. Sind Sie enttäuscht?

Msgr. Heribert August (Pfarrer i.R. in Burtscheid/Aachen): Ja, ich bin traurig. Natürlich auch enttäuscht. Aber auch ein bisschen erbost.

DOMRADIO.DE: Warum?

August: Weil ich glaube, dass der ganze Wahlkampf hässlich war und man ihn auf dem Kieker hatte, um ihn loszuwerden. Und das hat man ihn sehr spüren lassen. 

DOMRADIO.DE: Und jetzt, bei dem Verarbeiten und Drüberstehen über all der Kritik und den Hässlichkeiten gibt ihm sein Glaube da ein bisschen Halt?

August: Ja, da bin ich fest von überzeugt. Und die Familie natürlich und hoffentlich auch der Freundeskreis. Das denke ich schon. Da findet er Sicherheit. Wissen Sie, das war so ein aufreibender und auch hässlicher Wahlkampf. Und er musste neben der Regierung in Düsseldorf die Führung der Partei weiter innehaben. Das hatten die beiden anderen Kandidaten nicht. Er hat ja gekämpft, gearbeitet bis zum Umfallen. Das ist nicht irgendwo mal erwähnt worden oder gedankt worden mit ein ein bisschen Anerkennung. Ganz im Gegenteil. Alle fallen jetzt über ihn her, sogar die eigenen Leute.

DOMRADIO.DE: Die haben ihn ja bereits zum Rücktritt aufgefordert...

August: Ja, und ich verstehe das nicht. Wissen Sie, man hat ihn ja im ganzen Wahlkampf eigentlich ziemlich allein gelassen. Wo war denn die Partei und ihre Bonzen? Merkel und die Ministerpräsidenten, alle waren abgetaucht. Jetzt aber plötzlich, wo es leider nicht so ausgegangen ist, wie sie es gewünscht haben, da kommen alle aus ihren Löchern und fangen schon am ersten Tag an, ihn schuldig zu sprechen und am liebsten loszuwerden. Ich kann das nicht verstehen. Es macht mir auch keine Freude mit Blick auf meine immer natürlich gewählte CDU.

DOMRADIO.DE: Armin Laschet wollte alles daran setzen, eine Bundesregierung unter Führung der Union zu bilden. Was glauben Sie: Wird er am Ende doch noch Kanzler?

August: Ich kenne ihn ja lange. Ich glaube schon, dass er noch kämpfen wird und die Aussichten sind ja mal so, mal so. Ich bin nicht sicher, dass es nicht auch, wie die Erfahrung der letzten 50 Jahre zeigt, noch gelingt, an der Spitze einer Dreierkoalition zu stehen, die natürlich sehr stark geprägt sein wird durch Grün und Gelb. Mit denen versteht er sich gut. Und ich denke, viele Schnittmengen sind da. Auch wenn sicherlich die Bevölkerung lieber eine andere Koalition sähe.

DOMRADIO.DE: Die Umfragen sprechen zumindest so. Aber was wünschen Sie sich, wie es jetzt weitergeht mit im, falls es nicht dazu kommen wird, dass er Bundeskanzler für die nächsten vier Jahre wird? Nach NRW wird er nicht zurückkehren.

August: Nein. Aber wenn man ihn gern hat und auch an seine Gesundheit und Zukunft denkt und ihm hoffentlich ein etwas längeres Leben wünscht, dann kann man eigentlich nur sagen: "Gib all die Ämter ab, nimm dein Mandat als Bundestagsabgeordneter, macht da vier Jahre eine gute Arbeit. Zeig allen, was du kannst. Und das ist viel. Und dann geh in den Ruhestand und genieße ein bisschen noch das Leben. Also, das würde ich ihm wünschen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Monsignore Heribert August (privat)
Monsignore Heribert August / ( privat )
Quelle:
DR
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