Kirche kritisiert Vorstoß zu Sonntagsöffnungen im Handel

"Kein Allheilmittel für die Rettung der Innenstädte"

Der Leiter des katholischen Büros in Nordrhein-Westfalen, Antonius Hamers, hat den Vorstoß des Handelsverbands Deutschland zu Sonntagsöffnungen für den Handel bis Ende des Jahres kritisiert. 

Symbolbild Einkaufen / © Kamil Macniak (shutterstock)

"Bei allem Verständnis für die berechtigten Interessen des Einzelhandels ist eine völlige Freigabe des Sonntags kein Allheilmittel für die Rettung der Innenstädte", sagte der Leiter des katholischen Büros in Nordrhein-Westfalen, Antonius Hamers, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag).

Natürlich müsse man überlegen, wie Innenstädte zukunftsfest zu machen seien, aber der Sonntag habe eine hohe religiöse, kulturelle und soziale Bedeutung. "Das alles für so weitgehende Ladenöffnungszeiten zu opfern, halte ich für falsch", sagte Hamers.

Mehr Sonntagsöffnungen aus Ausgleich für Lockdowns? 

Der Handelsverbands Deutschland (HDE) hatte am Freitag erklärt, dass Sonntagsshopping kein Tabu sein dürfe und genauso Teil der Freizeitgestaltung wie der Restaurant- oder Museumsbesuch sei. Es brauche mehr Rechtssicherheit für Sonntagsöffnungen. "Kurzfristig sollten die Händler zum Ausgleich für die langen Lockdowns, in denen die Ladentüren geschlossen waren, für den Rest des Jahres auch sonntags öffnen dürfen", hatte der Verband erklärt.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte der "Rheinischen Post", man brauche pragmatische Lösungen zur Sonntagsöffnung, um den von der Corona Pandemie hart getroffenen Einzelhändlern und Gastronomen eine Perspektive zu eröffnen. "Dazu gehört auch, dass die Kommunen ihre Spielräume nutzen und geordnete Veranstaltungen mit entsprechenden Hygienekonzepten genehmigen", betonte er.

Pro-Argument: Sicherung des Handels und der Beschäftigung

FDP-Fraktionschef Christof Rasche sagte der Zeitung, dass dort, wo Beschäftigte und Unternehmen Sonntagsöffnungen für sinnvoll und möglich hielten, ihnen "keine Steine in den Weg gelegt werden" sollten. "Wir appellieren an die Gewerkschaft Verdi, von Klagen gegen verkaufsoffene Sonntage im Interesse der Beschäftigten abzusehen", sagte Rasche.

Ähnlich äußerte sich Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) in der "Rheinischen Post": "Zur Sicherung des Handels und der Beschäftigung wäre es mehr als wünschenswert, wenn die Gewerkschaften in außergewöhnlichen Zeiten auch die Bereitschaft entwickeln, außergewöhnliche Entscheidungen zu treffen."

Die Sonntagsruhe ist grundgesetzlich gesichert. Im vergangenen Jahr hatte Verdi in NRW unter anderem mit Blick auf das Corona-Infektionsrisiko erfolgreich gegen die Möglichkeit von landesweiten Ladenöffnungen an den Adventssonntagen und am ersten Wochenende im Januar geklagt.


Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)
Quelle:
epd
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