​Altbundespräsident Wulff über das Zusammenleben der Religionen

Müssen die großen Fragen gemeinsam lösen

​Altbundespräsident Christian Wulff hält das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen für eine der vorrangigen Aufgaben des 21. Jahrhunderts. "Deutschland muss Vorbild sein, wenn es um Multireligiosität geht", sagte er.

Religiöse Symbole / © Ifenoumen (shutterstock)

Dies äußerte er am Donnerstagabend in einem Vortrag in der Dresdner Frauenkirche. Die großen Fragen der Zeit müssten gemeinsam gelöst werden. In allen Religionen gebe es das Gebot, die Schöpfung zu bewahren oder etwa die Maßgabe, sich für das eigene Tun verantworten zu müssen.

"Die Aufgabe dieser Generation ist, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern", sagte Wulff. Wenn es um Migration geht, sei die Stimmung bis heute angespannt. Es gebe immer noch erhebliche Vorbehalte in der deutschen Bevölkerung.

Engagement für den Dialog von Gläubigen verschiedener Religionen

Wulff engagiert sich seit seinem Rücktritt 2012 für den Dialog von Gläubigen verschiedener Religionen. Mit dem Satz "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland" in seiner Rede am 3. Oktober 2010 in Bremen hatte der damalige Bundespräsident eine hitzige Debatte über Integration und Identität in Deutschland ausgelöst. In Dresden zog er zehn Jahre später Bilanz.

"Wir müssen hier helfen, dass die Muslime selbstständig werden und nicht abhängig sind", forderte Wulff: "Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem sie sich wohlfühlen." Jeder könne gegen Fremdenfeindlichkeit aktiv werden. Das wichtigste sei, das Wort zu ergreifen - für Toleranz und Religionsfreiheit. Dabei gelte es, mit jedem zu reden, niemand dürfe aufgegeben werden. "Gehen sie mutig raus", appellierte Wulff an die etwa 80 Gäste in der Frauenkirche: "Wenn das Christentum zurückweicht, dann wird der Erfolg ausbleiben."


Christian Wulff / © Felix Kästle (dpa)
Christian Wulff / © Felix Kästle ( dpa )
Quelle:
epd