Religiöse Gruppen und Kirchen in den USA

Das Zünglein an der "Wahl-Waage"

"Gott segne Amerika" - mit diesem Ausspruch beenden US-Politiker gerne ihre Reden: Religion, Glauben und Politik sind eng verflochten. Ein Überblick über religiöse Gruppen und Kirchen in den USA.

Autor/in:
Konrad Ege
Die Katholiken stehen im Fokus des US-Wahlkampfs / © igorstevanovic (shutterstock)
Die Katholiken stehen im Fokus des US-Wahlkampfs / © igorstevanovic ( shutterstock )

Als steuerbefreite Organisationen müssen Kirchen parteipolitische Neutralität wahren. Höchst selten werden mögliche Verstöße jedoch rechtlich geprüft und geahndet. Der Staat erhebt keine Daten zu Religion. Als verlässlich bei Angaben zu Religion und Glauben gelten die Forschungsinstitute Pew Research Center und Public Policy Research Institute.

Katholiken: Die größte Kirche in den USA ist die römisch-katholische mit etwa 70 Millionen Mitgliedern. Mehr als ein Drittel der Katholiken sind Latinos. 2016 haben laut Nachwahlbefragung weiße katholische Wähler mehrheitlich für den Republikaner Donald Trump gestimmt. Unter den Latino-Katholiken wählten zwei Drittel die Demokratin Hillary Clinton. Die katholischen Bischöfe loben Trumps Haltung gegen Abtreibung, kritisieren jedoch seine Sozialpolitik und seine Maßnahmen gegen Einwanderung. Der Demokrat Joe Biden wäre nach John F. Kennedy (1961-63) der zweite katholische Präsident.

Protestanten: Sie stellten laut Pew Research Center im Jahr 2019 etwa 43 Prozent der US-Bevölkerung, deutlich weniger als vor einem Jahrzehnt. Der 14,5 Millionen Mitglieder zählende Südliche Baptistenverband ist die größte protestantische Kirche. Bei Protestanten wird unterschieden zwischen traditionellen "Mainline"-Kirchen wie den Lutheranern, den Methodisten, den Presbyterianern und den Anglikanern sowie den zahlreichen unabhängigen Freikirchen und Megakirchengemeinden mit Tausenden Mitgliedern. Nach wie vor bleiben weiße und schwarze Gläubige beim Sonntagsgottesdienst größtenteils unter sich. Zwischen weißen und schwarzen protestantischen Christen zieht sich ein tiefer Graben.

Laut dem Pew-Institut haben 57 Prozent der weißen "Mainline"-Protestanten im Jahr 2016 und drei Prozent der schwarzen Protestanten Trump gewählt.

Evangelikale: Geschätzte 15 Prozent der US-Amerikaner gelten laut Public Religion Research Institute als weiße evangelikale Christen.

Andere Schätzungen kommen zu einer leicht höheren Zahl. Evangelikale sind protestantische Christen, die Bekehrung erlebt haben und in einer "persönlichen Beziehung" zu Jesus Christus stehen. Sie betreiben außerdem Mission. Evangelikale findet man in Freikirchen und Megakirchen, jedoch auch in "Mainline"-Kirchen. Weiße Evangelikale sind eng verbündet mit der Republikanischen Partei und stark organisiert in Verbänden. Viele fühlen sich als Opfer einer sich schnell wandelnden Gesellschaft.

Übrige: Die am schnellsten wachsende Gruppe in den USA sind Menschen ohne Verbindung zu organisierten Religionsgruppen. 2019 erklärten bei Pew 26 Prozent der Befragten, sie hätten keine feste Religion, seien Agnostiker oder Atheisten. 2009 fielen 17 Prozent in diese Kategorie.

Vornehmlich junge Menschen haben sich von religiösen Institutionen distanziert. Menschen ohne religiöse Bindung wählen weit überproportional demokratisch. Etwa zwei Prozent der US-Amerikaner sind jüdisch, zwei Prozent Mormonen und laut Pew jeweils geschätzt ein Prozent Hindu, muslimisch und buddhistisch. Mormonen gelten als verlässliche Republikaner. Juden, Muslime, Hinduisten und Buddhisten wählen überproportional demokratisch.


Quelle:
epd