Mittelmeer-Bischöfe: Konflikte auch Folge westlicher Politik

"Mit den Kirchen über ihre Lage zu reden"

​Die Konflikte im Nahen Osten und in Nordafrika haben ihre Ursachen nach Worten von Erzbischof Pierbattista Pizzaballa auch in verfehlten Wirtschafts- und Entwicklungsmodellen des Westens. Das sagte er auf der Mittelmeerkonferenz in Bari.

Menschen reichen sich durch einen Zaun die Hände / © Jim West (KNA)
Menschen reichen sich durch einen Zaun die Hände / © Jim West ( KNA )

Das sei eine Einsicht des mehrtägigen Treffens von Bischöfen des Mittelmeerraums in Bari, sagte am Sonntag der Leiter des Jerusalemer Lateinischen Patriarchats. In der kolonialen Vergangenheit seien auch die Kirchen für derart verfehlte Modelle verantwortlich gewesen. "Heute bitten wir um Vergebung dafür, den Jungen eine derart verletzte Welt zu übergeben."

Nicht nur wirtschaftliche Hilfe gebraucht

Bei einer Begegnung mit Papst Franziskus trug Pizzaballa die Ergebnisse des gut viertägigen Erfahrungsaustauschs von 58 katholischen Bischöfen vor. In erster Linie sei es darum gegangen, mehr voneinander zu erfahren. Dabei sei klar geworden, dass die Christen im Nahen Osten und Nordafrika den höchsten Preis für die Fehlentwicklungen zahlten. Daher benötigten sie nicht nur wirtschaftliche Hilfe, sondern vor allem Solidarität und Gehör.

Trotz Verfolgung und Diskriminierung als Minderheit in vielen Ländern wollten die Christen vor Ort alternative Wege für Frieden und Versöhnung suchen. Das sei die christliche Art, sich der Realität zu stellen. Dazu gehörten gemeinsame Friedensgebete, interreligiöse Begegnungen vor allem mit Muslimen sowie gemeinsame Werke konkreter Hilfe und Solidarität. Laut Pizzaballa verlangt dies zudem den Freimut, klar zu benennen, wo Böses, Ungerechtigkeit und Armut herrschen.

Mit den Kirchen im Dialog sein

Für den innerkatholischen Austausch forderten die Bischöfe dazu auf, nicht mehr "über", sondern "mit den Kirchen über ihre Lage zu reden", sagte Pizzaballa. "Die für den Mittelmeerraum typische Gastfreundschaft muss vor allem unter uns selbst anfangen", so der Erzbischof der lateinischen Kirche in Jerusalem.

Der Erzbischof von Algier, Paul Desfarges, sprach in einem Dankwort an den Papst von drei großen Herausforderungen der katholischen Kirche im Mittelmeerraum: Aufnahme von Migranten, interreligiöser Dialog und Umwelt. Nach Aussagen mehrerer Teilnehmer war das Treffen in Bari ein erster Schritt. Man wolle sich weiter regelmäßig treffen und konkrete Maßnahmen in Angriff nehmen; nicht nur für die eigene Gemeinschaft, sondern für alle Menschen.


Pierbattista Pizzaballa / © Hadas Parush (KNA)
Pierbattista Pizzaballa / © Hadas Parush ( KNA )
Quelle:
KNA