Jesuitenpater zum Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Trump

"Ihm wird gar nichts passieren"

Das US-Repräsentantenhaus hat ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump auf den Weg gebracht. Jesuitenpater Godehard Brüntrup spricht im Interview über die Erfolgschancen des Verfahrens und die Position der Kirche.

US-Präsident Donald Trump unter Druck / © Paul Sancya (dpa)
US-Präsident Donald Trump unter Druck / © Paul Sancya ( dpa )

DOMRADIO.DE: Donald Trump ist der dritte US-Präsident, der angeklagt wird. Man könnte also schon sagen, das war ein historischer Moment. Was denken Sie passiert im Januar, wenn darüber entschieden wird?

Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ (Jesuitenpater und USA-Experte): Ihm wird gar nichts passieren, das Ganze ist ein Theaterdonner. Jeder weiß das. Noch niemals war ein Impeachment (Anm. ein Amtsenthebungsverfahren) erfolgreich, auch bei den beiden bisherigen Verfahren bei Richard Nixon und Bill Clinton nicht. Und bei den beiden hatten immerhin Gerichte festgestellt, dass sie Straftaten begangen hatten. Im Falle von Clinton war es Meineid, bei Nixon war es Strafvereitelung im Amt. Nichts dergleichen ist diesmal geschehen. Von daher sind die Chancen minimal, dass es zu einer aus Sicht der Demokraten erfolgreichen Verurteilung kommt.

DOMRADIO.DE: Die Parteiführung der Demokraten hatte sich lange Zeit gegen das Amtsenthebungsverfahren ausgesprochen. Warum haben sie sich dennoch dafür entschieden?

Brüntrup: Ich glaube, der primäre Grund ist Wahlkampftaktik. Man möchte in dem Jahr, wo man jetzt in den heißen Wahlkampf kommt, Trump möglichst in einem schlechten Licht dastehen lassen. Hätte man das Verfahren richtig durchgezogen, dann hätte man sowieso vor Gericht gehen müssen und hätte von außen her, von den Gerichten feststellen lassen müssen, dass der Präsident eine Straftat begangen hat. Das hätte Zeit gekostet und deshalb hat man das nicht gemacht. Also hat man es schnell durchgepeitscht, wohl wissend, dass es zu keinem Ergebnis führt. Aber man hofft, dass Trump dadurch in einem schlechten Licht im Wahlkampf steht.

DOMRADIO.DE: Und was, glauben Sie, könnte dann die ganze Sache für Auswirkungen auf die nächste Präsidentschaftswahl haben?

Brüntrup: Das ist die Frage, die niemand mit Sicherheit beantworten kann. Wie ich gerade sagte, die Demokraten erhoffen sich von diesem Verfahren, dass Trump an Popularität verliert und dass immer mehr Menschen sehen, dass er nicht die charakterlichen Eigenschaften hat, die man von einem Präsidenten verlangt – nicht die Integrität besitzt. Aber was man de facto sieht, ist, das sich seine Anhänger jetzt noch mehr und entschiedener hinter ihm versammeln und sich seine Beliebtheitswerte bei seinen Anhängern verbessern – gerade jetzt, während des Impeachment-Verfahrens. Es könnte also sein, dass der Schuss nach hinten losgeht.

DOMRADIO.DE: Man könnte auf jeden Fall sagen, dass seine Anhänger sich zusammenschließen, um Trump zu stärken. Der republikanische Kongressabgeordnete Barry Loudermilk hat sogar einen Vergleich mit Jesus Christus angebracht. Er sagte, Pontius Pilatus hätte dem fälschlicherweise angeklagten Jesus Christus die Gelegenheit gegeben, sich seinen Anklägern zu stellen, und ihm damit mehr Rechte gegeben als die Demokraten jetzt Trump. Wie schätzen Sie das denn ein?

Brüntrup: Das ist so lächerlich, dass ich das gar nicht kommentieren will.

DOMRADIO.DE: Wie positioniert sich die Kirche in den USA jetzt bei dem Verfahren insgesamt?

Brüntrup: Eigentlich hat die Kirche dazu direkt nichts zu sagen. Im Grunde müssten hier unabhängige Gerichte entscheiden, ob der Präsident wirklich nachweislich gegen Gesetze verstoßen hat. Dann könnte auch die Partei, die ihn normalerweise stützt, vielleicht überzeugt werden, ihn abzusetzen. Solange das nur im parteipolitischen Bereich bleibt, so wie es jetzt der Fall ist, dann stimmt jede Partei mit ihrer Mehrheit in dem jeweiligen Haus, und damit ist es nicht zu gewinnen.

Die Kirche kann dazu im Moment eigentlich qua Kirche nichts beitragen. Allerdings sind die Katholiken in den letzten Wahlen immer wahlentscheidend gewesen. Man konnte immer sagen: Derjenige, der die Mehrheit der Katholiken hat, der gewinnt auch die Wahl. Insofern sind die Katholiken auch für Trump eine entscheidende Gruppe, und er hat das letzte Mal, bei der letzten Wahl die Mehrheit gehabt. Wir werden mal schauen, wie das bei der nächsten Wahl aussieht.

Das Interview führte Michelle Olion.


Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ (HfPH)
Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ / ( HfPH )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema