Jahn: Kirchen waren für mich in der DDR sehr wichtig

Vertrauensvoller Schutz

Der Beauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hat die Rolle von Kirchen als Schutzraum für Regimekritiker in der DDR gewürdigt. Er selbst habe in der evangelischen Kirche vertrauensvolle Ansprechpartner gefunden.

Symbolbild Kirchenasyl / © Axel Heimken (dpa)
Symbolbild Kirchenasyl / © Axel Heimken ( dpa )

"Ich selbst bin nicht religiös und war trotzdem mit anderen in vielen Veranstaltungen der evangelischen Kirche", sagte der Beauftragte für die Stasi-Unterlagen gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Berlin.

Dort habe er Ansprechpartner gefunden, "denen ich vertrauen konnte". Das habe ihm viel Kraft gegeben. Jahn war einer der Mitbegründer der oppositionellen Friedensgemeinschaft Jena und wurde zwangsausgebürgert.

Kirchen haben junge Leute auch ausgebremst

Zugleich betonte Jahn, dass es den Kirchen damals "nicht ganz gelungen" sei, ihr Eintreten für Demokratie und Menschenrechte deutlich zu machen. So hätten sie junge Leute auch gebremst, wenn diese zu radikal gegenüber dem Staat auftreten wollten.

Oder sie hätten in den komplizierten Prozessen der Ausbürgerung Oppositioneller über deren Köpfe hinweg Weichen gestellt. Das sei aber auch mit Blick auf die Verantwortung der Kirchen ein "komplexes Feld", das mehr wissenschaftliche Forschung verdiene.

Höchste Zeit, Beobachtung von Christen zu untersuchen

Jahn begrüßte in diesem Zusammenhang das Forschungsprojekt der Jenaer Universität zu Christen in der DDR. "Es ist höchste Zeit, die Christen als spezielle Gruppe, die im Visier der Stasi gestanden hat, zu untersuchen", so Jahn.

Er erhoffe sich davon mehr Aufklärung, aber auch Würdigung der Opfer, die unter der Beobachtung gelitten hätten und denen wegen ihres Glaubens Nachteile entstanden seien.


Roland Jahn (dpa)
Roland Jahn / ( dpa )
Quelle:
KNA