BWV 143

7. Sonntag nach Trinitatis

Immer mal wieder wurde gerätselt, ob die Kantate "Lobe den Herrn, meine Seele" wirklich von Johann Sebastian Bach stammt. Mittlerweile sind sich die Experten mehr oder wenig einig, dass die Kantate von Bach geschrieben worden ist. Vermutlich handelt es sich um ein relativ frühes Werk, geschrieben wahrscheinlich zwischen 1708 und 1714, also in seiner Weimarer Zeit.

 (DR)


Der Text der Kantate besteht aus Versen des 146. Psalms sowie Strophen des Liedes "Du Friedefürst, Herr Jesu Christ, das Jakob Ebert Anfang des 17. Jahrhunderts komponiert hat.



Die Instrumentalbesetzung der Kantate sieht als einziges der uns bekannten Werke Bachs die Zahl von 3 Hörnern vor, dazu Pauken, Streicher, Fagott und Continuo. Insgesamt wirkt das Werk ein wenig farblos, ganz besonders der Eingangschor.



Dem Eingangschor folgt der Choral "Du Friedefürst, Herr Jesu Christ". Auch dieser Satz ist eher untypisch für Bach. Etwas farblos ausgestaltet, von der Bach´schen Genialität ist hier kaum etwas zu spüren. Ganz anders ist da schon der 4. Satz. Auf die Worte "Unglück, Schrecken, Trübsal, Angst und schneller Tod" lässt Bach eine für ihn schon eher typische, reichere Harmonik entfalten.



Der 5. Satz erfreut durch seine reiche Instrumentation mit 3 Hörnern und Pauken. Am reizvollsten aber und am ehesten für Bach kennzeichnend ist der 6. Satz: Continuo und Fagott bilden den Bass, zu dem der Tenor seine Arienmelodie vorträgt. Gleichzeitig erklingt in den einstimmig geführten Streichern die Melodie "Du Friedefürst, Herr Jesu Christ".



Im Schlusschor wird die 3. Strophe des Liedes vom Sopran vorgetragen, während, Alt, Tenor und Bass auf die Worte "Alleluja" ein bewegtes Gegenstimmengeflecht bilden, umrahmt und begleitet von lebhaften Instrumentalfiguren.



Die Anfänge von Bachs Kantatenkompositionen liegen im Dunkeln, aber vermutlich hat Bach schon zu seiner Arnstädter Zeit, also ab 1703,  im Alter von 18 Jahren mit der Komposition von Kantaten begonnen. Denn zu den Aufgaben eines Organisten gehörte nicht nur, die Kantoren-Musik für die Sonn- und Festtage, sondern auch die Komposition von Gelegenheitswerken zu Trauerfeiern, Trauungen und sonstigen besonderen Anlässen. Dass die Arnstädter von ihrem Organisten Bach in der Tat Aufführungen dieser Musik erwarteten, geht deutlich aus dem Vorwurf des Rats der Stadt vom Frühjahr 1706 hervor, bisher "sei gar nichts musizieret worden". Bis 1707 war Bach ja in Arnstadt, dann wechselte er nach Mühlheim, und bereits ein Jahr später, 1708, nach Weimar. Und in diesen Jahren in Weimar entstand wie gesagt mit großer Wahrscheinlichkeit die Kantate des heutigen Sonntags.



BWV 143: "Lobe den Herrn, meine Seele".

Knabenchor Hannover, Collegium Vocale Gent, Leonhardt-Consort,

Leitung: Gustav Leonhardt.



Quelle: Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter 1995.