​Altbundespräsident Gauck wünscht sich Mitbürger mit Haltung

"Wir haben immer eine Wahl"

Altbundespräsident Joachim Gauck hat vor einer "freiwillig gewählten Ohnmacht" des Einzelnen gewarnt. In jeder Gesellschaft, der Diktatur wie der Demokratie tendierten Menschen dazu, sich für "nicht zuständig" zu erklären.

Altbundespräsident Joachim Gauck / © Harald Oppitz (KNA)
Altbundespräsident Joachim Gauck / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wir sind die Bestimmer unseres eigenen Daseins. Diese Rolle zu erlernen, dazu brauchen wir Hilfe, dazu brauchen wir Vorbilder und dazu brauchen wir Menschen, die uns etwas von Werten erzählen und die sie uns vorleben", betonte Gauck.

Der Altbundespräsident äußerte sich bei einer Veranstaltung in Erinnerung an die Gruppe der Widerstandskämpfer um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Adolf Hitler verübte. Er würdigte deren Mut und appellierte an jeden Menschen, ebenfalls mutig zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Denn auch in einer Demokratie bestehe eine "ganz unideologische Verführung zum Mitschwimmen in einem inhaltslosen Mainstream".

Demokratie nicht als selbstverständlich ansehen

Nicht jeder müsse das leisten können, was die Widerstandskämpfer konnten, betonte Gauck. Deren Beispiel zeige aber: "Wir haben immer eine Wahl, das weniger Schlechte, das etwas Bessere, das etwas Menschlichere, das etwas Mutigere zu tun und darauf zu verzichten, den einfachen Weg in eine bequeme Ohnmacht zu gehen."

Mit Blick auf politische Entwicklungen in Europa warnte der Vorsitzende der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, vor einer "erstaunlichen Faszination für autoritäre Führungen". Die Vergangenheit zeige, wohin zunächst scheinbar harmlose Tendenzen führen können. Es sei wichtig, in Deutschland immer wieder über das Selbstverständnis als aufgeklärte Demokraten nachzudenken. Viel zu oft werde das als selbstverständlich angesehen.


Quelle:
KNA