Italien erinnert an Gründung der Christdemokraten vor 100 Jahren

"Gegengift" gegen Nationalismus und Populismus

Zum 100. Gründungstag der italienischen Christdemokraten hat der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, an politische Grundwerte erinnert.

Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari ( KNA )

Der "Aufruf an die Freien und Starken", mit dem der Priester Luigi Sturzo am 18. Januar 1919 den "Partito Popolare Italiano" ins Leben rief, halle in jenen nach, die sich im "erneut zerrissenen und gespaltenen" Italien gesellschaftlich engagierten, sagte Bassetti bei einem Gottesdienst am Freitag in Rom. Sturzo habe Italiens Katholiken an "das Recht und die Pflicht zu Beteiligung an der öffentlichen Sache im Dienst der Wahrheit und der Schwächsten" erinnert.

Konfessionsübergreifende, aber der katholischen Soziallehre verpflichtete Partei

Der sizilianische Priester Luigi Sturzo (1871-1959) hatte mit dem Manifest "Appello ai liberi e forti" den Partito Popolare Italiano als konfessionsübergreifende, aber der katholischen Soziallehre verpflichtete Partei gegründet. Aus ihr ging die über Jahrzehnte dominierende "Democrazia Cristiana" hervor, die bis 1993 bestand.

Impulse für die nach-faschistische Ära

Eine Nachfolgepartei wieder unter dem Namen "Partito Popolare Italiano" löste sich 2002 auf. Sturzo, der im Unterschied zu Partei-Mitbegründer Alcide De Gasperi (1881-1954) einen entschieden antifaschistischen Kurs vertrat, ging nicht zuletzt angesichts mangelnden Rückhalts durch den Vatikan 1924 ins Exil. Seit 2002 läuft für ihn ein Seligsprechungsverfahren.

Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" würdigte Luigi Sturzo mit eigenen Beiträgen in der Freitagsausgabe. Darin hieß es, der Partito Popolare Italiano habe wichtige Impulse für die nach-faschistische Ära gegeben, die auch als "Gegengift" gegen Nationalismus und Populismus zu verstehen seien.


Quelle:
KNA