Dutzende Migranten aus Mittelamerika haben nach rund zwei Wochen an der US-Grenze freiwillig die Rückreise aus Mexiko in ihre Heimatländer angetreten. Eine Gruppe von 105 Menschen sei in einem Flugzeug der Bundespolizei ausgeflogen worden, teilte die mexikanische Migrationsbehörde in der Nacht zu Mittwoch auf Twitter mit. In welche Länder die Migranten gebracht wurden, erklärte die Behörde nicht. Der Großteil der Menschen, die sich in einer sogenannten Migranten-Karawane derzeit in der Grenzstadt Tijuana befinden, stammt aus Honduras.
Die Menschen waren vor gut zwei Wochen an der US-Grenze angekommen. Sie fliehen vor Gewalt und Armut in Honduras, Guatemala und El Salvador und hoffen auf Asyl in den USA. Die Migranten baten die US-Grenzbehörden am Dienstag, mehr Asylanträge pro Tag anzunehmen und zu bearbeiten. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) werden täglich zwischen 30 und 70 Anträge bearbeitet. Rund 2000 Anträge seien noch unbearbeitet, so AI. Die Wartezeit für die Menschen kann sich auf Monate ausdehnen.
Derweil verschlechtern sich die Zustände in der größten Migranten-Unterkunft in der Sportanlage "Benito Juárez". Dort sind derzeit rund 5800 Menschen untergebracht. Sie schlafen im Freien. Toiletten und Waschmöglichkeiten sind nicht ausreichend vorhanden. Zudem erreichen weitere Migranten Tijuana. (dpa / 28.11.18)
29.11.2018
Die Migranten, die derzeit in die USA wollen, kommen überwiegend aus El Salvador. Das Land, das kleiner ist als Hessen, gilt als eines der gefährlichsten Staaten Südamerikas. Manche junge El Salvadorianer wollen dennoch bleiben.
DOMRADIO.DE: Sie waren gerade für zehn Tage mit Misereor in El Salvador. Was haben Sie dort mitbekommen?
Markus Perger (Referat Weltkirche im Erzbistum Köln): Die El-Salvadorianer sprechen selber von einem Exodus. Das ist ja ein interessantes Wort aus dem Alten Testament. Es bezeichnet den Aufbruch der Sklaven aus der Unterdrückung in die Freiheit.
DOMRADIO.DE: In El Salvador werden täglich fast 12 Menschen ermordet. Und das bei nur sechs Millionen Einwohnern. Woher kommt diese ausufernde Gewalt und wie kommt diese Situation zustande?
Perger: Es gibt viele Gründe. Es gibt zum Beispiel Schutzgelderpressungen. Das sind fünf bis zehn Dollar im Monat und wenn Sie nicht zahlen, dann werden sie am Ende des Monats abgeschossen. Ein Mord kostet zwischen fünf und zehn Dollar. Den kann man übrigens auch kaufen. Dann gibt es natürlich das Phänomen der Jugendbanden: Das Problem ist, dass Kinder und Jugendliche keine Ausbildung und keine Perspektive auf bezahlte Arbeit haben. Also machen sie Kleinstarbeiten für einen Dollar oder Kurierdienste. Sie werden drogenabhängig gemacht, sie werden Opfer und es dauert nicht lange, dann werden sie auch Täter.
DOMRADIO.DE: Vom Opfer zum Täter: Wie geht das?
Perger: Das Ganze funktioniert mit einer Art der perversen Zuwendung der Bandenchefs, die ihnen Anerkennung zollen. Und nichts anderes ersehnt sich ein junger Mensch; gerade in diesen prekären Lebenssituationen, als dass jemand auf ihn reagiert und positiv irgendwas zukommen lässt.
DOMRADIO.DE: Wie sieht die Zukunft dann aus?
Perger: Welche Zukunft? Wie lange dauert diese Zukunft denn? Es werden nur wenige dreißig Jahre alt in diesen Banden-Milieus. Man sagt, es gibt 300 Banden in El Salvador und das Land ist nicht größer als Hessen. Die Regel lautet: Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, der hat Pech gehabt.
DOMRADIO.DE: Der Ursprung liegt sicher wie so oft in der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit. Was müsste da getan werden?
Perger: Es gibt sehr wohl junge Menschen, die ihr Leben in die Hand nehmen und dann allerdings auch Unterstützung brauchen. An der Stelle kommen immer wieder unsere kirchlichen Hilfswerke ins Spiel. Wir sind gerade in der Aktionszeit für die Kampagne von Adveniat zu Weihnachten dort gewesen. Aus El Salvador ist der Kardinal Chávez von San Salvador hier, der genau dasselbe sagt: Wenn ihr als Weltgemeinschaft, als Europa und als Deutschland uns nicht am Welthandel partizipieren lasst, dann hängen wir mit unseren paar Kaffeebohnen da. Wer sein Geld nicht auf legale Weise verdienen kann, der wird immer kriminelle Wege finden.
Dutzende Migranten aus Mittelamerika haben nach rund zwei Wochen an der US-Grenze freiwillig die Rückreise aus Mexiko in ihre Heimatländer angetreten. Eine Gruppe von 105 Menschen sei in einem Flugzeug der Bundespolizei ausgeflogen worden, teilte die mexikanische Migrationsbehörde in der Nacht zu Mittwoch auf Twitter mit. In welche Länder die Migranten gebracht wurden, erklärte die Behörde nicht. Der Großteil der Menschen, die sich in einer sogenannten Migranten-Karawane derzeit in der Grenzstadt Tijuana befinden, stammt aus Honduras.
Die Menschen waren vor gut zwei Wochen an der US-Grenze angekommen. Sie fliehen vor Gewalt und Armut in Honduras, Guatemala und El Salvador und hoffen auf Asyl in den USA. Die Migranten baten die US-Grenzbehörden am Dienstag, mehr Asylanträge pro Tag anzunehmen und zu bearbeiten. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) werden täglich zwischen 30 und 70 Anträge bearbeitet. Rund 2000 Anträge seien noch unbearbeitet, so AI. Die Wartezeit für die Menschen kann sich auf Monate ausdehnen.
Derweil verschlechtern sich die Zustände in der größten Migranten-Unterkunft in der Sportanlage "Benito Juárez". Dort sind derzeit rund 5800 Menschen untergebracht. Sie schlafen im Freien. Toiletten und Waschmöglichkeiten sind nicht ausreichend vorhanden. Zudem erreichen weitere Migranten Tijuana. (dpa / 28.11.18)