Die Evangelische Kirche in der Pfalz hat nach einer Suche fünf Glocken aus der NS-Zeit mit teils problematischen Inschriften gefunden. Das sagte Oberkirchenrat Michael Gärtner in Speyer. Weil Menschen unterschiedlich darauf reagierten und manche sie für unerträglich hielten, sei es aus Sicht des Landeskirchenrates das Klügste, die Glocken abzunehmen und an einem Ort auszustellen, der möglichst nichts mit der Gemeinde zu tun haben solle.
Die Landeskirche hatte eine Sachverständige mit der Suche beauftragt, nachdem eine Glocke mit NS-Inschrift im pfälzischen Herxheim am Berg über die Landesgrenzen hinaus für Diskussionen gesorgt hatte. Der 1934 installierte Klangkörper trägt ein Hakenkreuz und die Inschrift "Alles fuer's Vaterland Adolf Hitler". Glocken mit NS-relevanten Texten hängen auch im südpfälzischen Essingen, in Mehlingen bei Kaiserslautern, im saarländischen Homburg-Beeden sowie in Pirmasens-Winzeln. In den Inschriften finden sich unter anderem die Worte Drittes Reich, Saarbefreiung 1935 und nationale Erhebung 1933. (dpa/Stand 21.11.2017)
16.05.2018
Erst sorgte die bloße Existenz der Hakenkreuz-Glocke in Schweringen für Streit, dann wurden mit einem Winkelschleifer Fakten geschaffen. Ihr historisches Erbe einfach ausradieren, will die Kirche jedoch nicht – auch wenn die Glocke nun entfernt wird.
Die umstrittene Hakenkreuz-Glocke im niedersächsischen Schweringen bei Nienburg wird abgehängt und durch eine neue Glocke ersetzt. Der evangelisch-lutherische Kirchenkreisvorstand in Nienburg habe am Dienstagabend in einer fünfstündigen Sitzung über das weitere Verfahren mit der Glocke beraten und sei nach intensiver Diskussion zu diesem Beschluss gekommen, sagte Superintendent Martin Lechler am Mittwoch in Nienburg. "Wir hoffen, unsere Entscheidung führt bei einer Mehrheit der Bevölkerung zu Verständnis", sagte er.
Der Umgang mit der Glocke hatte in dem 800-Einwohner-Dorf für heftigen Streit gesorgt. Gemeindepastor Jann-Axel Hellwege hatte eine Entscheidung des Gemeindevorstands angefochten, der die Glocke behalten und weiter nutzen wollte. Die 1934 gegossene und aufgehängte Glocke war im Herbst stillgelegt worden. Kurz vor Ostern wurde sie von Unbekannten beschädigt, die heimlich das 35 mal 35 Zentimeter große Hakenkreuz und Teile einer nationalistischen Inschrift mit einem Winkelschleifer wegfrästen. Die Glocke ist seitdem unbrauchbar. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.
Hakenkreuz-Glocke passt nicht zu Gebet und Andacht
In dem jetzt gefassten Beschluss heißt es: "Der Kirchenkreisvorstand des Kirchenkreises Nienburg ist der festen Überzeugung, dass eine Glocke, die mit einem Hakenkreuz und einer nationalsozialistischen Inschrift versehen ist, grundsätzlich nicht zu Gottesdienst, Andacht und Gebet geläutet werden darf."
Das Gremium beruft sich dabei auf die Barmer Theologische Erklärung der Bekennenden Kirche in der NS-Zeit, erläuterte Lechler. Darin gebe es eine klare Absage, die kirchliche Botschaft mit weltanschaulichen oder politischen Überzeugungen zu vermischen.
Neue Glocke kann teuer werden
Für den Guss einer neuen Glocke habe die hannoversche Landeskirche eine Kostenübernahme angeboten. Der Kirchenkreisvorstand sei dafür sehr dankbar, sagte der Superintendent: "Auch vor dem Hintergrund unserer Überzeugung, dass die Aufarbeitung unseres historischen Erbes eine gesamtkirchliche Aufgabe ist." Schätzungsweise ein mittlerer fünfstelliger Betrag müsse für den Guss samt Einbau veranschlagt werden.
Der Pressesprecher des Sprengels Hannover, Fabian Gartmann, erläuterte, die Hakenkreuz-Glocke werde nun keinesfalls zerstört. Dies sei ohnehin nicht möglich, da sie als Denkmal eingestuft sei.
Denkbar sei, die Glocke auszustellen und mit Erklärtexten auf ihre Geschichte hinzuweisen. Die langfristigen Pläne wolle der Kirchenkreisvorstand aber gesondert und gemeinsam mit dem Kapellenvorstand in Schweringen beraten. Der Glockensachverständige der hannoverschen Landeskirche, Andreas Philipp, betonte, dass die Glocke in jedem Fall von einem Metallrestaurator behandelt werden müsse, sollte sie ausgestellt werden.
Die Evangelische Kirche in der Pfalz hat nach einer Suche fünf Glocken aus der NS-Zeit mit teils problematischen Inschriften gefunden. Das sagte Oberkirchenrat Michael Gärtner in Speyer. Weil Menschen unterschiedlich darauf reagierten und manche sie für unerträglich hielten, sei es aus Sicht des Landeskirchenrates das Klügste, die Glocken abzunehmen und an einem Ort auszustellen, der möglichst nichts mit der Gemeinde zu tun haben solle.
Die Landeskirche hatte eine Sachverständige mit der Suche beauftragt, nachdem eine Glocke mit NS-Inschrift im pfälzischen Herxheim am Berg über die Landesgrenzen hinaus für Diskussionen gesorgt hatte. Der 1934 installierte Klangkörper trägt ein Hakenkreuz und die Inschrift "Alles fuer's Vaterland Adolf Hitler". Glocken mit NS-relevanten Texten hängen auch im südpfälzischen Essingen, in Mehlingen bei Kaiserslautern, im saarländischen Homburg-Beeden sowie in Pirmasens-Winzeln. In den Inschriften finden sich unter anderem die Worte Drittes Reich, Saarbefreiung 1935 und nationale Erhebung 1933. (dpa/Stand 21.11.2017)