Nigerias Bundesstaat Imo hat 2018 eine Glücksministerin

Nigeria bekommt ein Glücksministerium

Als neue Glücksministerin soll Ogechi Ololo ab sofort im nigerianischen Bundesstaat Imo für Zufriedenheit und Wohlbefinden sorgen. Doch bislang erhält sie vor allem Kritik - ist sie doch die Schwester des Gouverneurs.

Autor/in:
Katrin Gänsler
Glücksklee / © Bernd Wüstneck (dpa)
Glücksklee / © Bernd Wüstneck ( dpa )

Ogechi Ololo kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. In Sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook wird über sie, aber vor allem über ihr neues Amt heftig diskutiert. Humorvolle Kritik bleibt die Ausnahme. Stattdessen heißt es gar, bei der Schaffung ihres Ministeriums sei man nicht bei Sinnen gewesen. Dabei soll Ololo per Amt genau das Gegenteil bewirken. Im Bundesstaat Imo ist sie ab sofort als Ministerin für das Glück zuständig, so heißt es zumindest offiziell.

Das macht sie laut eigener Definition zu einer Superministerin. Der BBC sagte sie nach ihrer Amtseinführung: "Glück hat für jeden eine andere Bedeutung. Einige Menschen sind glücklich, wenn sie Essen auf dem Tisch haben; andere sind über Schulen und sichere Straßen glücklich." Das seien allesamt politische Forderungen, was die Einrichtung des Amtes rechtfertige.

Menschen in Nigeria sind nicht besonders glücklich

Im ölreichen Bundesstaat Imo im Südosten Nigerias sind die Voraussetzungen zum Glücklichsein nach Einschätzung der neuen Ministerin gar nicht so schlecht. In Interviews, die sie derzeit ständig geben muss, betont sie gern, dass etwa der Schulbesuch kostenlos sei. Die Landesregierung habe damit schon eine wichtige Grundlage für künftiges Glück geschaffen.

Insgesamt liegt Nigeria allerdings in puncto Zufriedenheit und Glück weltweit nur im unteren Mittelfeld - zumindest laut dem World Happiness Index 2017 auf Rang 95. Immerhin rangiert es zwar im afrikanischen Vergleich an sechster Stelle. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen sinken die Werte langsam, aber beständig.

Glück wichtiger als Wirtschaft

Neu ist das Wissen um Staat, Wachstum und Glück freilich nicht: Im Himalaya-Staat Bhutan, wo heute gut 750.000 Menschen leben, erklärte König Jigme Singye Wangchuck schon 1972, dass nationales Glück wichtiger als Wachstumsraten sei. Und damit beruft er sich auf ein jahrhundertealtes Konzept, das besagt: Wenn es einer Regierung nicht gelingt, Glück für die Bevölkerung zu schaffen, dann hat sie keine Existenzberechtigung. Diesen Auftrag hat in Bhutan heute eine nationale Kommission, die verantwortlich für das "Bruttonationalglück" ist.

Diese Idee griffen 2016 die Vereinigten Arabischem Emirate (VAE) auf, die die Politikerin Ohoud Khalfan Al Roumi zur Glücksministerin machten. Zum Weltglückstag der UN am 20. März betonte sie, Wirtschaftsdaten spiegelten nur einen Teil der Entwicklung eines Landes; die Fokussierung auf das Glück einer Bevölkerung sei "absolut sinnvoll".

Probleme bleiben - trotz Glücksministeriums

Eines hat das Glücksministerium der VAE bislang aber nicht geschafft: Die Nichtregierungsorganisation Freedom House mit Sitz in Washington bewertet den Staat weiter als "nicht frei" - und vergab im aktuellen Ranking lediglich 20 von 100 Punkten. Unter anderem würden politische Parteien verboten und das Nutzen Sozialer Medien eingeschränkt.

In Nigeria kritisieren die Gegner des Glücksministeriums etwas anderes: Außer Ogechi Ololo hat der Gouverneur im Rahmen einer Kabinettsumbildung gerade 26 weitere Minister berufen - und das für einen Bundesstaat mit nur rund 4,5 Millionen Einwohnern und in Zeiten großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Laut Zahlen der nigerianischen Zentralbank liegt die Inflationsrate weiter bei fast 16 Prozent. Benzinknappheit treibt die Schwarzmarktpreise immens nach oben.

Statute für Zuma

Weitaus wütender macht viele Einwohner aber die Vetternwirtschaft im Staate. Die neue Glücksministerin ist die Schwester von Gouverneur Rochas Okorocha, der sie in den vergangenen Jahren schon mehrfach in verschiedene gut bezahlte Positionen brachte. Den Vorwurf, dass er das Ministeramt eigens für seine Schwester geschaffen habe, hat er bisher nicht ausgeräumt.

Allerdings überrascht das in Nigeria niemanden. Okorocha sorgte erst im Oktober mit einer riesigen Statue für Südafrikas Präsident Jacob Zuma für Verwunderung. Sie hat umgerechnet mehr als 1,2 Millionen Euro gekostet. Unterdessen protestieren in Imo Staatsangestellte bereits seit 2016 wegen Gehaltskürzungen und unregelmäßiger Lohnzahlungen. Ein weites Feld für eine Glücksministerin.


Quelle:
KNA