Erzbistum Hamburg und Flüchtlingsrat entrüstet über Vorstoß der Landesreigerung

"Respekt statt Verunglimpfung"

Das Erzbistum Hamburg und der Flüchtlingsrat haben Kritik der schleswig-holsteinischen Landesregierung am Kirchenasyl zurückgewiesen. Innenminister Grote hatte das Thema auf die Tagesordnung der Innenministerkonferenz gesetzt.

Eine geöffnete Kirchentür symbolisiert Kirchenasyl / © Markus Linn (KNA)
Eine geöffnete Kirchentür symbolisiert Kirchenasyl / © Markus Linn ( KNA )

"Einen unkritischen, leichtfertigen oder unsensiblen Umgang mit dem Kirchenasyl kann ich nicht erkennen", sagte die Leiterin des Katholischen Büros Schleswig-Holstein, Beate Bäumer, am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Mit Unverständnis reagierte auch der Flüchtlingsrat des Landes: Die Politik solle den Kirchengemeinden und ihrem Einsatz mit Respekt anstatt mit Verunglimpfung begegnen, sagte Geschäftsführer Martin Link am Dienstag in Kiel. Er forderte Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) dazu auf, seinen Antrag an die bevorstehende Innenministerkonferenz zum Kirchenasyl zurückzuziehen.

Erzbistum Hamburg: Abwägung in jeden Einzelfall

Grote hatte das Thema Kirchenasyl auf die Tagesordnung des Treffens setzen lassen, das von Donnerstag an in Leipzig stattfindet. Seinen Angaben zufolge ist die Zahl der gemeldeten Fälle von Kirchenasyl deutlich gestiegen. Nachdenklich mache vor allem die Steigerung bei sogenannten Dublin-Fällen, in denen die Menschen in einen EU-Mitgliedsstaat abgeschoben werden sollen, so Grote. Eine solche Überstellung dürfe kein Anlass für die Gewährung von Kirchenasyl sein. Nach der Dublin-Regelung werden Flüchtlinge in das EU-Land zurückgeführt, in das sie als erstes nach Europa eingereist waren.

Laut Erzbistum Hamburg sind in katholischen Kirchengemeinden und Klöstern in Schleswig-Holstein derzeit sechs Flüchtlinge. Die Einrichtungen gewährten nur nach ausführlicher Prüfung und Abwägung Kirchenasyl, betonte Bäumer. "Jedes Mal geht es dabei um die Abwendung einer unzumutbaren Härte im Einzelfall." Dass die Zahlen insgesamt leicht gestiegen seien, müsse in Relation zur gestiegenen Flüchtlingszahl gesehen werden.

Kritik an Plänen zur Überprüfung der Sicherheitslage in Syrien

Das Innenministerium stelle "wider besseren Wissens" Behauptungen gegen die Kirchen auf, so Link. "Tatsächlich kommt nicht fast jeder ins Kirchenasyl, wie es der Innenminister glaubhaft machen will."

Link kritisierte zudem Pläne der Innenminister, bei ihrer Konferenz die Sicherheitslage in Syrien neu zu bewerten und die Intensivierung von Abschiebungen nach Afghanistan zu beschließen. Nach Auffassung des Flüchtlingsrats dürften in beide Länder keine Abschiebungen stattfinden. "Seit rechtsextremistische und rassistische Akteure die Parlamente in Bund und Ländern erobert haben, sollen nun offenbar die Flüchtlinge den Blutzoll für die Rückgewinnung abgewanderter Wähler der Altparteien zahlen."


Quelle:
KNA