Nach dem Anschlag von Manchester: England hebt Terrorwarnstufe an

Land unter Schock

Knapp zwei Tage nach dem Anschlag von Manchester ist die Fassungslosigkeit noch immer groß. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm spricht von "schlimmster Gotteslästerung".

Trauer nach dem Anschlag  / ©  Emilio Morenatti (dpa)
Trauer nach dem Anschlag / © Emilio Morenatti ( dpa )

Attentate wie der Terroranschlag im englischen Manchester widersprechen für den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, jeglichem Glauben an Gott. Es sei "die schlimmste Gotteslästerung", sich bei Mord auf Gott zu berufen, sagte der Theologe am Mittwoch im Südwestrundfunk. Das menschliche Leben sei für Gläubige "etwas unendlich Kostbares", betonte der bayerische Landesbischof. Das sollten auch Muslime überall auf der Welt deutlich machen.

Nach dem verheerenden Anschlag auf ein Popkonzert in Manchester mit mindestens 22 Todesopfern hat Großbritannien die Terrorwarnstufe auf das höchste Niveau angehoben. Das gab die britische Premierministerin Theresa May am späten Dienstagabend in London bekannt. Die Sicherheitsbehörden halten damit ein unmittelbar bevorstehendes Attentat für möglich. Die Regierungschefin betonte mit Blick auf die bisherigen Ermittlungen, dass eine größere Gruppe von Personen hinter der Tat in Manchester stecken könnte. Diese Möglichkeit könne nicht ignoriert werden.

May kündigte an, das Militär werde die bewaffnete Polizei bei Wachaufgaben entlasten und so mehr Polizeistreifen ermöglichen. Auch bei Großereignissen wie Konzerten oder Sportveranstaltungen könnten Soldaten die Polizei unterstützen. Sie betonte, die militärischen Kräfte stünden dabei unter dem Kommando der Polizei. May sagte, sie wolle die Bevölkerung nicht unnötig beunruhigen. Die Vorkehrungen seien aber angemessen und vernünftig.

In England geboren und aufgewachsen

Laut der britischen Nachrichtenagentur PA hat die Regierung die höchste Sicherheitsstufe in den vergangenen knapp elf Jahren zwei Mal ausgerufen - im August 2006 und im Juni 2007. Die Stufe galt jeweils aber nur für wenige Tage.

Am Montagabend war am Ende des Konzerts von Teenie-Star Ariana Grande in Manchester ein Sprengsatz detoniert. Der Attentäter hatte so mindestens 22 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Der Anschlag traf vor allem Kinder und Jugendliche. Es war die schwerste Terrorattacke in Großbritannien seit fast zwölf Jahren.

Die Polizei in Manchester nannte den 22 Jahre alten Salman Abedi als Hauptverdächtigen für das Selbstmordattentat. May bezeichnete ihn als den "Täter" und sagte, er sei in England geboren und aufgewachsen.

Jüngstes Opfer 8 Jahre alt

Nach Medienberichten war Abedi der Sohn libyscher Flüchtlinge. Er sei 1994 in Manchester geboren worden und habe an der Salford Universität in der nordenglischen Stadt studiert. Seine Familie soll sehr religiös gewesen sein und sich in einer Moschee der Stadt engagiert haben. Einige Familienmitglieder sollen kürzlich nach Libyen zurückgekehrt sein.

Das bislang jüngste Todesopfer der Attacke auf die Konzerthalle in Manchester war ein achtjähriges Mädchen. Mindestens 59 Verletzte kamen in Krankenhäuser. Den Rettungskräften zufolge waren unter ihnen zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Etwa 60 weitere Opfer wurden rund um den Anschlagsort von Helfern versorgt, meldete die Zeitung "Manchester Evening News" unter Berufung auf Rettungskräfte. Die Polizei bestätigte die Gesamtzahl von 120 Verletzten aber nicht.

23-Jähriger festgenommen

Die Polizei hatte am Dienstag in Manchester mehrere Häuser durchsucht, darunter das Wohnhaus des Verdächtigen Abedi. Außerdem wurde ein 23-Jähriger festgenommen. Welche Rolle dieser Mann gespielt haben könnte, war zunächst unklar. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Attacke für sich reklamiert. Eindeutige Belege dafür fehlen aber bislang.

Großbritannien war bereits mehrfach Ziel terroristischer Angriffe. Im Juli 2005 hatten vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und in einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, 700 wurden verletzt. Erst vor zwei Monaten traf eine Attacke die Hauptstadt erneut, als ein Mann ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke steuerte und danach einen Polizisten erstach.


Heinrich Bedford-Strohm / © Lukas Barth (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Lukas Barth ( epd )
Quelle:
dpa , epd