Frankreich: Polizist auf den Champs-Élysées getötet

Drei Tage vor der Präsidentenwahl

Ein Anschlag auf Polizisten erschüttert Frankreich kurz vor der Präsidentenwahl. Die Terrormiliz IS reklamiert die Bluttat für sich. Die Französische Bischofskonferenz rief zum Gebet für alle Polizisten auf. 

Polizisten sichern am Abend des 20.04.2017 in Paris, Frankreich, das Gebiet um den Champs Elysees.  / © Kamil Zihnioglu (dpa)
Polizisten sichern am Abend des 20.04.2017 in Paris, Frankreich, das Gebiet um den Champs Elysees. / © Kamil Zihnioglu ( dpa )

Die kilometerlange Straße ist üblicherweise ein Touristenmagnet mit Geschäften und Hotels. Drei Tage vor der französischen Präsidentenwahl hat am Donnerstagabend ein Terrorverdächtiger gegen 21 Uhr auf dem Boulevard Champs-Élysées einen Polizisten getötet und zwei weitere Beamte verletzt. Die Polizei erschoss den Angreifer. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke für sich.

Die Vereinigung der Moscheen Frankreichs (UMF) hat Anschlag verurteilt. Sie rief Medienberichten (Freitag) zufolge die französischen Muslime auf, im Freitagsgebet für die Opfer des Terrorismus sowie den Frieden und den Schutz Frankreichs zu beten.

Gebet für Polizisten

Der Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau-Dumas, rief über den Kurznachrichtendienst Twitter zum Gebet für alle Polizisten auf. Auch der Präsident des Rates der Juden in Frankreich (Crif), Francis Kalifat, drückte sein Mitgefühl für die Angehörigen der getöteten und verletzten Polizisten aus. Er äußerte sich per Twitter.

Wie sich die Bluttat auf die Wahl auswirkt ist nicht klar. "Es hatten einige im Vorfeld gesagt, dass die Wahl durch einen Terrorakt entschieden werden könnte", erklärt die Redakteurin für Religion und Gesellschaft im Deutschlandfunk, Christiane Florin, gegenüber domradio.de. Die Rechtspopulisten würden die Themen "Antiislam" und "Innere Sicherheit" immer schon zu den ihren machen.

Unübersichtlicher Wahlkampf

Florin glaubt mit Blick auf den Wahlkampf nicht, dass man einen Ausgang prognostizieren kann. Der Wahlkampf zeigte sich unübersichtlich. In Umfragen liegen der sozialliberale Kandidat Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen an der Spitze. Macron macht sich für ein Europa stark, Le Pen will unter anderem den Euro in Frankreich abschaffen. Sie plädiert auch dafür, verurteilte ausländische Verbrecher auszuweisen.

Doch wird die Hardlinerin von der Attacke auf die Polizisten politischen Nutzen ziehen können? Zuletzt waren ihre Umfragewerte gesunken. "Le Pen ist ja nun auch schon eine Weile im Geschäft und die Wählerinnen und Wähler haben sie auch kennengelernt und da ist die Frage, ob die sich von solchen Ereignissen noch umstimmen lassen", erklärt Christiane Florin domradio.de.

Die erste Runde der Präsidentschaftswahl findet am Sonntag statt. Staatschef François Hollande kündigte für Freitag ein Treffen des Sicherheitskabinetts an. "Wir werden absolute Wachsamkeit zeigen, insbesondere im Hinblick auf den Wahlprozess", sagte er. Die Abstimmung soll von mehr als 50 000 Polizisten und Soldaten geschützt werden. Im Land gilt nach einer beispiellosen Terrorserie mit über 230 Toten immer noch der Ausnahmezustand. Mehrere Kandidaten sagten laut Medienberichten am Freitag geplante Auftritte ab.

Nur ein Angreifer

Der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, sagte, nach ersten Erkenntnissen habe es nur einen Angreifer gegeben. Man könne aber nicht ausschließen, dass es einen oder mehrere Komplizen gebe. "Das ist natürlich ein Drama für die Polizei, ein Drama für unser Land."

Polizisten durchsuchten noch am Abend die Wohnung des getöteten Angreifers im Umland von Paris, wie es aus Ermittlerkreisen hieß. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf eine Quelle im Umfeld der Ermittlungen, dass es gegen den Mann bereits eine Untersuchung von Anti-Terror-Ermittlern gegeben habe: Er habe die Absicht erkennen lassen, Polizisten zu töten.


Quelle:
dpa , DR