Proteste als Geburtstagsgeschenk für Simbabwes Präsident Mugabe

"Opa, es ist genug"

Am Dienstag feiert das älteste Staatsoberhaupt der Welt seinen 93. Geburtstag. Auf ein Geschenk hätte Simbabwes Robert Mugabe aber verzichten können: Seine Gegner planen landesweit Demonstrationen.

Autor/in:
Markus Schönherr
Robert Mugabe (dpa)
Robert Mugabe / ( dpa )

Die Torte muss 93 Kilo wiegen. Nicht weniger und erst recht nicht mehr. Ein Kilo für jedes Lebensjahr, das Simbabwes Staatspräsident Robert Mugabe gelebt hat. Der Autokrat ist berüchtigt für seine ausschweifenden Geburtstagsfeiern. In der Vergangenheit kosteten die Partys nicht selten über eine Million US-Dollar.

Regierungskritiker bezeichnen die geplante Großveranstaltung zu Mugabes Geburtstag am Dienstag (21. Februar) als "Wahnsinn". Schließlich feiert der Autokrat in Zeiten anhaltender Wirtschaftskrise und Rekordarbeitslosigkeit - 90 Prozent arbeiten lediglich im "informellen Sektor".

"Gefahr für Frieden"

"Mugabe hat die Verfassung auf so viele Arten verletzt. Er ist eine Gefahr für Frieden und Sicherheit der Bürger", sagt Promise Mkwananzi, Anführer der Aktivistengruppe Tajamuka. Übersetzt heißt die Jugendrebellion "Wir haben genug" - ein Schlachtruf gegen die sozialen Missstände in Simbabwe.

Meterlange Schlangen vor Geldautomaten sind dieser Tage ein häufiger Anblick in der Hauptstadt Harare. Nach dem Einbruch der Wirtschaft vor acht Jahren führte Simbabwes Regierung den US-Dollar als Zahlungsmittel ein und begann 2016 mit dem Druck von Schuldscheinen als Ersatzwährung. Das Land im Süden Afrikas kämpft ums Überleben.

Protest gegen Korruption

Zuletzt forderte das Parlament Mugabe auf, wegen des Engpasses mehrere Botschaften im Ausland zu schließen. Dies würde diplomatische Zwiste vermeiden, bei denen Botschafter Vollstreckungsbescheide wegen nicht bezahlter Mieten erhielten, so die Parlamentarier.

In Harare gingen in den vergangenen Monaten Tausende Menschen gegen das Mugabe-Regime auf die Straßen. Sie protestierten gegen Korruption und wirtschaftlichen Stillstand, für die sie den seit 1980 regierenden Präsidenten verantwortlich machen. Auch im Nachbarland Südafrika büßt Mugabe an Unterstützung ein. Der linksradikale Oppositionsführer Julius Malema, der Mugabe einst für seine Verstaatlichungen lobte, warnte den Despoten nun: "Opa, es ist genug."

Farmer sollen Vieh spenden

Simbabwes Regierungspartei ZANU-PF scheint der Einspruch nicht weiter zu stören. Die Parteijugend macht Mugabes Geburt gar gleichbedeutend mit der von Jesus. "Ich möchte nicht blasphemisch erscheinen - aber meiner bescheidenen Meinung nach kommt Präsident Mugabe gleich hinter Jesus Christus. Er ist unser Erlöser", so Jugendführer Kudzai Chipanga. Mugabes Geburtstag solle daher gefeiert werden "wie Weihnachten".

Zu der Großveranstaltung im Matopos-Nationalpark im Süden des Landes werden bis zu 200.000 Gäste erwartet. Außer der Torte, die Mugabe jedes Jahr selbst anschneidet, sollen die Ehrengäste 150 Kühe verspeisen. "Alle dazu aufgeforderten Farmer müssen ein Stück Vieh für den Geburtstag spenden. Sollte sich jemand weigern, weiß derjenige offenbar nicht zu schätzen, was der Präsident für ihn getan hat", so der Regierungspolitiker Never Khanye.

Auch Beamte sollen spenden

Auch Geschäftsleute und Beamte waren aufgerufen, für Mugabes Geburtstag zu spenden. Obwohl Staatsbedienstete oft bis zu einen Monat auf ihr Gehalt warten, sollen die Provinzen gemeinsam 250.000 US-Dollar beitragen. Die Aktivisten der Gruppe Tajamuka haben angekündigt, Mugabe die Party durch Proteste zu verderben. "Zu dieser unheiligen Feier werden wir die Nation stilllegen", drohen die Organisatoren. "Wir rufen alle Bürgerbewegungen auf, zusammenzukommen und ein brutales, grausames Regime zu bekämpfen."

Allerdings haben die Regierungsgegner nur wenig Aussicht auf Erfolg. Berüchtigt sind die Übergriffe des Mugabe-Regimes auf Bürgerrechtler. Nach den manipulierten Wahlen von 2008 töteten Paramilitärs mehr als 200 von ihnen. Zudem hat der Autokrat weiter die Unterstützung der Landbevölkerung, der Armee und der Gerichte. Erst kürzlich appellierte Tajamuka an das Verfassungsgericht, den greisen Präsidenten aufgrund seines zusehends schlechteren Gesundheitszustands abzusetzen. Die Richter wiesen die Klage zurück - weil Mugabe die Gerichtsdokumente sechs Tage zu spät erhalten habe.


Quelle:
KNA