Kanada spricht von Völkermord an Jesiden

Politisches Zeichen gegen den IS

Das kanadische Parlament hat einstimmig einer Resolution zugestimmt, die die Verfolgung der religiösen Minderheit der Jesiden durch den IS als Völkermord bezeichnet. Zugleich will das Land jesidische Flüchtlinge aus dem Nordirak aufnehmen.

Jesidisches Mädchen / © Boris Roessler (dpa)
Jesidisches Mädchen / © Boris Roessler ( dpa )

Dafür arbeite man auch an Plänen für eine Luftbrücke, um die Menschen sicher nach Kanada zu bringen, hieß es. Das einstimmige Votum zeige, dass Kanada ein offenes Land und immer bereit sei, überall in der Welt Menschen in Not zu helfen, betonte Premierminister Justin Trudeau. Auf genauere Angaben, wie viele Flüchtlinge man aufnehmen werde, wollte sich Migrationsminister John McCallum noch nicht festlegen: Die Hilfe für die Menschen in der Region sei "komplex" und mit großen Risiken verbunden, daher müsse man die nächsten Schritte sehr sorgfältig und vorsichtig angehen.

Dank der UN-Sonderbotschafterin

Stehende Ovationen gab es vor der Abstimmung für die UN-Sonderbotschafterin und ehemalige IS-Gefangene Nadia Murad. Die irakische Menschenrechtsaktivistin ist selbst Jesidin und hatte an der Vorbereitung des Parlamentsbeschlusses mitgearbeitet. "Ich möchte Kanada im Namen der Opfer danken, die hierherkommen und die ein neues Leben beginnen werden", sagte die 23-Jährige nach der Abstimmung.

Murad war wie Tausende weitere Jesidinnen von Mitgliedern der IS-Terrormiliz entführt, missbraucht und vergewaltigt worden. Nach drei Monaten konnte sie fliehen und setzt sich seitdem für die verfolgte Minderheit der Jesiden ein. Die Vereinten Nationen ernannten sie zur UN-Sonderbotschafterin für die Opfer von Menschenhandel. Der Europarat zeichnete sie mit dem Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis aus, zudem ist sie für den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments nominiert, über dessen Vergabe am Donnerstag entschieden werden soll.

Für den IS sind Jesiden Ungläubige

Jesiden sind eine religiöse Minderheit unter den Kurden. Weltweit hat die monotheistische Religionsgemeinschaft mehrere Hunderttausend Mitglieder. Ihr Glaube vereint Elemente verschiedener nahöstlicher Religionen, vor allem aus dem Islam, aber auch aus dem Christentum. Das religiöse Zentrum ist Lalisch nahe Mossul. Für den IS sind Jesiden Ungläubige.


Quelle:
KNA