Polens neuer Präsident Duda besucht Kloster

Favorit der Bischöfe gewinnt

Viele polnische Bischöfe sind offenbar sehr zufrieden mit dem Wahlerfolg des kirchennahen und nationalkonservativen Andrzej Duda. Nicht verwunderlich, dass die katholische Kirche zu den ersten Gratulanten gehört.

Autor/in:
Oliver Hinz
Andrzej Duda (dpa)
Andrzej Duda / ( dpa )

So schnell reagiert die katholische Kirche in Polen für gewöhnlich nicht. Als Polens TV-Sender am späten Sonntagabend die Prognosen zum Ausgang der Präsidentenwahl veröffentlichten, dauerte es nur 20 Minuten, bis der Episkopats-Sprecher Jozef Kloch mitteilte: "Die Polnische Bischofskonferenz gratuliert dem gewählten Präsidenten herzlich!" Kein Wunder - die Sympathien der Mehrheit der Bischöfe liegen zweifellos beim nationalkonservativen Wahlsieger Andrzej Duda.

Der 43 Jahre alte Europaabgeordnete der Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) schlug in der Stichwahl Amtsinhaber Bronislaw Komorowski (62) von der regierenden liberalen Bürgerplattform (PO).

51,5 Prozent der Wähler votierten für Duda, wie die Wahlkommission am Montagabend bekanntgab.

Duda betet vor Schwarzer Madonna

Zu dem Zeitpunkt besuchte der künftige Präsident das Nationalheiligtum, das Paulinerkloster in Czestochowa (Tschenstochau) mit der Schwarzen Madonna. Die Schutzpatronin Polens ist zwischen Oder und Bug der Inbegriff für Glaubenstreue, verehrt als Königin von Polen. Er habe schon während des Wahlkampfs vor der Madonna von Czestochowa gebetet, sagte Duda unter dem Applaus seiner Anhänger.

"Ich bin gekommen, um mich bei der heiligen Gottesmutter für alle Kräfte zu bedanken, die sie mir gegeben hat."

Der gebürtige Krakauer bekannte sich im Wahlkampf stets zu seinem katholischen Glauben. Im TV-Duell mit Komorowski, ebenfalls ein praktizierender Katholik, berief sich Duda mehrfach auf den "Heiligen Johannes Paul II." Komorowski wich dagegen in einem wichtigen Punkt von der Kirchenlehre ab. Er machte sich offensiv für die In-Vitro-Fertilisation stark, die künstliche Befruchtung im Reagenzglas.

Die Bischöfe fordern jedoch seit Jahren ein Verbot künstlicher Befruchtung, mit der Begründung, dass dabei erzeugte Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib selektiert und zerstört werden.

Duda hatte einst einen Gesetzentwurf unterstützt, der bis zu zwei Jahre Gefängnis für Ärzte vorsah, die die In-Vitro-Methode anwenden. Inzwischen betont er, er lehne die künstliche Befruchtung persönlich ab, sei jedoch für einen Kompromiss offen.

Die Kirche in dem stark katholisch geprägten Land hatte keinerlei Wahlempfehlung abgegeben. Sie rief lediglich zur Stimmabgabe auf.

Polens Primas sieht Wunsch nach neuem Politikstil

Polens Primas Wojciech Polak lobte, dass die Wahlbeteiligung mit 55,3 Prozent "erheblich höher als üblich" gewesen sei. Im Wahlergebnis sieht er den Wunsch nach einem neuen Politikstil. Dudas Sieg zeige die "Notwendigkeit einer neuen Offenheit" für Menschen, die in Schwierigkeiten steckten und sich manchmal ausgeschlossen fühlten.

Komorowski war von verschiedenen Seiten Hochnäsigkeit gegenüber Bürgern vorgeworfen worden. Duda suchte vor der Wahl hingegen demonstrativ das Gespräch mit den Menschen.

Polnische Kommentatoren wie Andrzej Grajewski von der katholischen Wochenzeitschrift "Gosc Niedzielny" sind davon überzeugt, dass religiöse Fragen beim Wahlausgang keine große Rolle gespielt haben im Vergleich zu Fragen der Sozial- und Wirtschaftspolitik. "Duda hat sich im Wahlkampf nie auf die Kirche gestützt", sagte Grajewski der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Als Präsident wird er sicher ein gutes Verhältnis zu den Bischöfen haben."

Doch vermutlich strebe Duda keinen speziellen Bund mit den Bischöfen an, weil er wisse, dass viele kirchenkritische junge Leute ihm ihre Stimme gegeben hätten. Das gelte freilich auch für die Oberhirten.

"Ich bin der Ansicht, dass die Mehrheit der Bischöfe für Duda gestimmt hat", so der Kirchenexperte.

Mit Duda als Präsident sinken in Polen die Chancen für die Einführung eingetragener gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. Die regierenden Liberalen wollen sie durchs Parlament bringen. Doch Duda kann ein solches Gesetz mit einem Veto zurückweisen. Dieses Veto könnte dann nur mit einer 3/5-Mehrheit des Parlaments überstimmt werden, doch die ist nicht in Sicht. Obendrein muss die Bürgerplattform nach der Wahlschlappe vom Sonntag befürchten, auch die Parlamentswahl im Herbst zu verlieren.


Quelle:
KNA