70 Jahre nach der Bombardierung von Dresden

Von der Zerstörung zur Versöhnung

Dresden gedenkt der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Die Stadt war Mitte Februar 1945 mehrmals aus der Luft angegriffen worden. Dabei wurden weite Teile Dresdens fast vollständig zerstört, bis zu 25.000 Menschen starben. Doch die Erinnerung ist nicht leicht.

Das zerstörte Zentrum von Dresden (dpa)
Das zerstörte Zentrum von Dresden / ( dpa )

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) erinnerte daran, dass Dresdner in der NS-Zeit nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren. "Es ist schmerzlich, das so zu formulieren. Aber der Krieg ist vom deutschen Boden ausgegangen und ist dann, bildlich gesprochen, nach Dresden zurückgekehrt", sagte Orosz. Der Gedenktag erinnere daran, dass aus den Ereignissen eine große Verantwortung für die Bürgerschaft entstanden sei, Versöhnung, Weltoffenheit und Toleranz zu leben und gegen Rechtsextremismus einzutreten.

Mit Blick auf die anti-islamischen "Pegida"-Demonstrationen in ihrer Stadt sagte Orosz, es habe in den vergangenen Wochen unterschiedliche Gesprächsangebote von Freistaat und Stadt an die "Pegida"-Teilnehmer gegeben. Die Politik habe sich den Fragen der Bürger gestellt. Beide Seiten seien aufeinander zugegangen. "Nur so können wir tatsächlich Dinge ändern, die Änderungsbedarf haben", sagte Orosz.

Ethik und Moral spielten keine Rolle

Der Luftangriff der britischen und amerikanischen Armee wird heute nach Einschätzung des Augsburger Historikers Dietmar Süß in Großbritannien sehr kritisch gesehen. Während des Zweiten Weltkriegs hätten Ethik und Moral bei den Verantwortlichen jedoch keine große Rolle gespielt. Die Zerstörung deutscher Städte - besonders Dresdens - aus der Luft sei strategisch geplant worden, um den Zweiten Weltkrieg rasch zu beenden. Auch in der britischen Bevölkerung sei der Zustimmungsgrat hoch gewesen. Lediglich die anglikanische Kirche hätte Protest geäußert.

Süß verwies auch darauf, dass die Bombardierung Dresdens in Deutschland propagandistisch ausgeschlachtet worden sei. Die Nationalsozialisten hätten die Zerstörung als ein "Fanal der Rache der Alliierten" interpretiert, so der Historiker. Das habe sich auch daran gezeigt, dass Joseph Goebbels bei den Opferzahlen eine Null hinzugefügt habe - und von 250.000 Toten sprach. Die SED habe dann in der DDR nahtlos an diese Sichtweise angeknüpft und die Zerstörung der "unschuldigen Stadt Dresden" als Ausdruck des alliierten Imperialismus bezeichnet.

Heute steht Dresden für Versöhnung

Dresden stehe heute in Großbritannien auch als "Parabel des Friedens", sagt Dietmar Süß. Aus der Zerstörung heraus sei ein Neuanfang und eine Verständigung der Völker möglich gewesen. Dies zeige sich auch in Städtepartnerschaften wie zwischen Coventry und Dresden.


Quelle:
epd , KNA