Familienbund für 32-Stunden-Woche für Eltern

"Gute Zukunftsmusik"

Der Vorschlag einer 32-Stunden-Vollzeit-Woche für junge Eltern von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig wird vom Familienbund der Katholiken als Schritt in die richtige Richtung begrüßt.

 (DR)

domradio: Guten Tag, Frau Bußmann! Eine 32-Stunden-Woche für Eltern mit kleinen Kindern - wie klingt das in Ihren Ohren?

Elisabeth Bußmann: Das klingt nach guter Zukunftsmusik für Familien und damit übrigens auch für die gesamte Gesellschaft. Das klingt nach einem Takt, der nicht immer noch mehr vom Rhythmus der Arbeitsgesellschaft diktiert wird, sondern von einem harmonisierten Verhältnis von Familienleben und Erwerbsarbeit.

domradio: Dazu schlägt die Ministerin auch ein Rückkehrrecht für Mütter in eine Vollzeittätigkeit vor, wenn sie vorübergehend einer Halbtagstätigkeit nachgegangen sind, um für ihre Kinder da zu sein. Halten Sie das für umsetzbar?

Bußmann: Das hält der Familienbund erstens für umsetzbar und zweitens für längst überfällig. Es kann doch nicht angehen, dass Eltern, die ihre Arbeitszeit reduziert haben, weil ihnen die Erfüllung ihrer Erziehungsaufgabe gerade in der frühkindlichen Phase so wichtig ist, anschließend nicht wieder aufstocken können. Diese Einbahnstraße mit Sackgasse muss durch ein Rückkehrrecht korrigiert werden. Und diese Forderung hat der Familienbund schon vor der Wahl gestellt.

domradio: Zuletzt gab es einen massiven Ausbau der Krippen für Babys und Kleinkinder ‑ jetzt die neue Richtung, die Kinder sind bei den Eltern selbst am besten aufgehoben. Ist das eine gesellschaftliche Erkenntnis, die auf den Erfahrungen der massenhaften Krippenbetreuung beruht?

Bußmann: Ideologischer Richtungsstreit, ob die Kinder mehr in die Krippe gehen oder mehr bei den Eltern sein sollten, bringt uns familienpolitisch nicht weiter. Der 8. Familienbericht bringt es auf den Punkt. Darin wird gefordert: Familien brauchen Geld; Familien brauchen Zeit; und Familien brauchen Infrastruktur. Also: Ja, wir brauchen den Krippenausbau, sprich Infrastruktur, und wir brauchen auch die Rahmenbedingungen, damit Eltern ihre Kinder zuhause erziehen und begleiten können, sprich: Geld und Zeit. Der Vorschlag der Ministerin für eine Familienarbeitszeit in Verbindung mit einem Rückkehrrecht geht in diese Richtung.

domradio: Welche Argumente haben Sie für die Wirtschaft, die sich jetzt schon in Teilen mit Händen und Füßen gegen die Vorschläge der Familienministerin wehrt?

Bußmann: Die Familienministerin hat ja deutlich gemacht, dass die Kosten aus Steuermitteln aufgebracht werden sollten. Das ist also zunächst keine Belastung der Wirtschaft und Unternehmen, sondern aller Steuerzahler. Und zum Zweiten ist es höchste Zeit, dass Wirtschaft und Unternehmen stärker ihre Mitverantwortung für eine zukunftsfähige und auf Nachwuchs angewiesene Gesellschaft wahrnehmen. Denn ohne Familien ist kein Staat und übrigens auch keine Wirtschaft zu machen.

Das Interview führte Christian Schlegel.