BDKJ fordert mit Blick auf Koalitionsverhandlungen jugendgerechte Politik

Der Jugend eine Stimme geben

Bei den Streitthemen zwischen SPD und Union in den Koalitionsverhandlungen wird zu wenig mit und über die Jugend gesprochen, das kritisiert der Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Im domradio.de-Interview dazu Lisi Maier.

Der Jugend eine Stimme geben (dpa)
Der Jugend eine Stimme geben / ( dpa )

domradio.de: Warum muss das Thema Jugend denn in die Koalitionsverhandlung?

Lisi Maier (Bundesvorsitzende des BDKJ): Wir erwarten uns, dass Jugend als eigenständige Phase des Lebens auch aufgenommen wird in die Koalitionsvereinbarungen, dass die Phase der Jugend sozusagen als Wert für sich anerkannt wird, dass es nicht nur als eine Phase des Durchlaufens gewertet wird und nicht nur zweckmäßig gesehen wird. (…) Deshalb erwarten wir, dass sich die Koalitionsvereinbarungen auch mit diesem Thema intensiv beschäftigen. Wir haben gesehen, dass in keiner Arbeitsgruppe der Name auftaucht.

domradio.de: Welche politischen Schritte sollten eingeleitet werden?

Maier: Aus unserer Perspektive ist es wichtig, dass der Prozess der eigenständigen Jugendpolitik, der in der letzten Legislaturperiode angegangen wurde, weiter fortgesetzt wird und zwar dahingehend, dass in allen Politikbereichen Jugend mitbedacht wird. Es spielt nämlich schon auch eine Rolle für Kinder und Jugendliche, welche Finanzpolitik oder welche Verkehrspolitik in einem Land gemacht wird. Kinder und Jugendliche werden bei politischen Prozessen oft nicht mitbedacht und das sehen wir als großes Problem, gerade wenn es darum geht, eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft voranzutreiben.

domradio.de: Jetzt wird ja relativ häufig den Jugendlichen selbst die Schuld daran gegeben, dass sie sich zu wenige engagieren würden. Wie stehen Sie denn zu dieser Kritik?

Maier: Wir sehen an vielen Stellen, nicht nur bei uns in den Jugendverbänden, dass junge Menschen sich sehr wohl engagieren, wenn sie sozusagen auch die Chance bekommen, dass ihre Mitwirkung Wirkung zeigt. Wenn junge Menschen das Gefühl haben “Das, was ich entscheide, hat auch irgendeinen Einfluss oder eine Wirkung“, dann wirken sie noch viel mehr oder viel lieber an politischen Prozessen mit. Es gibt auch viele Beteiligungsprozesse, wo Kinder und Jugendliche sich ganz aktiv einbringen und zeigen "Ich möchte auch diese Gesellschaft gestalten" - ganz unabhängig davon, ob sie in Verbänden aktiv sind oder nicht. Ein Beispiel ist die U18-Wahl, die im September stattgefunden hat, eine Woche vor der Bundestagswahl.

domradio.de: Sie sind die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, also einem Dachverband zu dem 16 katholische Jugendverbände und Organisationen zählen. Merken Sie denn als Vertreterin von Jugendlichen, dass sie da oft nicht ernst genommen werde?

Maier: Ich glaube, dass wir als Vertreterinnen und Vertreter von Jugendverbänden generell - und auch von der katholischen Jugend - sehr wohl oft das Gefühl haben, einen guten Türöffner für Gespräche zu haben, aber wir möchten noch viel mehr, dass das Thema präsenter wird. Nicht nur in den politischen Zirkeln, sondern dass das auch gesellschaftlich viel breiter anerkannt wird. Wir wünschen und erhoffen uns, dass nicht nur diejenigen, die bislang unsere ersten Ansprechpartner sind, die Jugendpolitikerinnen und -politiker, mit uns ins Gespräch kommen über die Perspektive von Kindern und Jugendlichen in Politik, sondern wir wünschen uns vielmehr, dass wir auch mit Finanzpolitikern, mit Verkehrspolitikern ins Gespräch kommen können, um zu fragen: “Was braucht es für eine jugendgerechte Politik auch in Ihrem Themenfeld?“

Das Interview führte Verena Tröster


Quelle:
DR