Die Absetzung von Bischof Bezak sorgt für Unruhe in der Slowakei

Ratlos in Trnava

Die Absetzung des slowakischen Erzbischofs Robert Bezak durch Papst Benedikt XVI. führt seit dem Wochenende zu Unruhe unter Katholiken und Politikern des Landes. Die Medien im Land spekulieren weiter über die Hintergründe - doch die bleiben unklar.

Autor/in:
Wolfgang Bahr
 (DR)

In Bezaks bisheriger Bischofsstadt Trnava (deutsch Tyrnau) versammelten sich mehrere hundert Sympathisanten zum Gebet. Auch in der Hauptstadt Bratislava solidarisierten sich Gläubige; ihr Stützpunkt: die Lourdesgrotte. Im Internet starteten mehrere Unterschriftenaktionen. Patrik Dubovsky, früherer Mitarbeiter des "Nationalen Gedenkinstituts" und Spezialist für die Geschichte der Kollaboration von Priestern mit dem kommunistischen Staatssicherheitsdienst, forderte in der Tageszeitung "SME" dazu auf, am Donnerstag, dem Staatsfeiertag zu Ehren der Slawenapostel Kyrill und Method, schwarze Kleidung anzulegen. Frauen sollten schwarze Bänder in ihre Haare flechten.



Der Grund für Bezaks Absetzung ist weiter ungeklärt. Der deutlich stärkste Verdacht gilt den Parteigängern von Bezaks Vorgänger Jan Sokol (76), dessen ins Zwielicht geratenes Finanzgebaren Bezak zu klären angekündigt hatte. In einem Prozess mit der Wochenzeitung "Tyzden" 2009 hatte der damals neue Erzbischof sogar als Zeuge ausgesagt. Den Kritikern der Amtsenthebung Bezaks wäre es weitaus plausibler erschienen, hätte der Vatikan beizeiten den Vorgänger Sokol aus dem Amt entfernt.



Auf Kirchenlinie

Was Bezaks Amtsführung als Seelsorger anbelangt, so mutmaßen einige Medien, Bezak habe Kandidaten zum Priester geweiht, deren Weihe andere Bischöfe abgelehnt hätten. Auch diese Anschuldigung weisen Verteidiger des Erzbischofs zurück. Eine missliebige Weihetätigkeit sei nicht Gegenstand der römischen Prüfung (Visitation) der Diözese zu Jahresbeginn gewesen, heißt es. Auch die bei der Entfernung von Bischöfen gängig gewordene Vermutung sexueller Verfehlungen spielt in den Berichten der Medien überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Auch meldete sich keine angeblich belästigte Person zu Wort.



In kirchlichen Reizfragen wie Homosexualität oder Abtreibung habe Bezak stets die kirchliche Linie vertreten, heißt es in den meisten Medien, die auch auf Dialogbereitschaft und Volkstümlichkeit des Bischofs hinweisen. Bezaks Abberufung wurde mit der Veröffentlichung des päpstlichen Dekrets am Montag rechtskräftig. Zuvor hatte ihm der Apostolische Nuntius in der Slowakischen Republik, Erzbischof Mario Giordana, die römische Entscheidung mitgeteilt. Bezak selbst verlas das Dokument am Sonntag im Dom von Trnava.



Bezak verliest Rücktritt selbera

Wörtlich heißt es in Giordanas Text: "Ich berufe mich auf den Brief vom 26. Juni, mit dem ich Ihnen im Auftrag der Kongregation für die Bischöfe mitgeteilt habe, dass Seine Heiligkeit nach Kenntnisnahme der Ergebnisse der Apostolischen Visitation, die vom 22. Januar bis 1. Februar stattgefunden hat, und mit schriftlicher Antwort Eurer Exzellenz in Anbetracht ernsthafter Probleme in Trnava zum Rücktritt vom Amt des Tyrnauer Erzbischofs aufgefordert habe. Da Sie es abgelehnt haben, auf gegenständliches Amt zu verzichten, vollziehe ich meine Pflicht und geben Ihnen namens des Heiligen Stuhls, der mich über Ihre Ablehnung informiert hat, bekannt, dass, wenn Euer Exzellenz auf Ihrer Entscheidung bestehen, Seine Heiligkeit Sie der pastoralen Leitung der Erzdiözese Trnava entbindet. Diese Nachricht wird am 2. Juli 2012 im Osservatore Romano veröffentlicht."



Der Sprecher der Slowakischen Bischofskonferenz, Jozef Kovacik, erklärte zu dem Vorgang schlicht: "Die Entscheidung des Heiligen Vaters nehmen wir im Geist des Glaubens und des Gehorsams der Söhne entgegen und bitten den Herrn um Segen für die Kirche in der Slowakei." Darüber hinaus liegen keine wie auch immer gearteten offiziellen Stellungnahmen von kirchlicher Seite vor.



Da auch die Ergebnisse der Visitation nie veröffentlicht wurden, werden die slowakischen Medien wohl noch länger über die Hintergründe der päpstlichen Entscheidung spekulieren. Für alle Gerüchte werden dabei freilich auch Gegenargumente ins Feld geführt.