Fragen und Antworten zum muslimischen Fastenmonat Ramadan

Essen und Trinken erst am Abend

Ab dem Abend des 10. März wird ein guter Teil der weltweit schätzungsweise zwei Milliarden Muslime rund vier Wochen lang fasten. Warum sich Ramadan jedes Jahr verschiebt und was brennende Hitze mit dem Fastenmonat zu tun hat.

Autor/in:
Joachim Heinz
Eine Muslima im Gebet / © Lili Aini (shutterstock)

Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender. Sein Name kommt aus dem Arabischen. Er leitet sich aus der Wurzel "ramida" ab und steht für "brennende Hitze und Trockenheit". Nach islamischer Überzeugung wurde dem Propheten Mohammed in diesem Monat der Koran geoffenbart. Im Ramadan fasten gläubige Muslime. 

Muslimische Männer beten zum Ende des Ramadan in der Moschee von Rom / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Muslimische Männer beten zum Ende des Ramadan in der Moschee von Rom / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Die "brennende Hitze" soll nicht auf die Jahreszeit, sondern auf das Gefühl im Magen des Fastenden verweisen. Das Fasten ("Saum") gehört neben dem Glaubensbekenntnis ("Schahada"), dem täglich fünfmaligen Gebet ("Salat"), der Almosensteuer ("Zakat") und der Pilgerfahrt nach Mekka ("Hadsch") zu den fünf sogenannten Säulen des Islam.

Für wen gilt das Fastengebot, und was hat ein gläubiger Muslim dabei zu beachten?

Das Fastengebot gilt für alle Muslime ab der Religionsmündigkeit, was dem Alter von etwa 14 Jahren entspricht. Maßgeblich sind die Verse 183 bis 185 von Sure 2. Diese Koranpassage beginnt mit den Worten: "Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrieben zu fasten, so wie es auch denjenigen, die vor euch lebten, vorgeschrieben worden ist." 

Typisches Bild zu Ramadan in Malaysia / © Zulfaidi Muhammad (str) (dpa)
Typisches Bild zu Ramadan in Malaysia / © Zulfaidi Muhammad (str) ( dpa )

Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang ist Muslimen Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt. Die Gläubigen sollen sich ganz auf ihre Hingabe an Gott konzentrieren. Der Fastenmonat ist deshalb auch eine Zeit der guten Werke für die Mitmenschen. 

Mit dem "Iftar", dem gemeinsamen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Gegebenenfalls folgen spezielle Gebete ("Tarawih"). An den Ramadan schließt sich das dreitägige Fest des Fastenbrechens, arabisch "Id al Fitr", an. Im Türkischen heißt das Fest "ramazan bayram" ("Ramadanfest"). Ausgenommen vom Fastengebot sind Kinder, Alte, Kranke, Schwangere und Reisende.

Warum verschiebt sich der Ramadan von Jahr zu Jahr?

Die islamische Kalenderrechnung orientiert sich anders als der im Westen gebräuchliche gregorianische Kalender am Mond und nicht an der Sonne. Demnach hat das Jahr nur rund 354 und nicht 365 Tage. So kommt es, dass der Ramadan zwar immer rund 30 Tage dauert, aber jedes Jahr um etwa 11 Tage nach vorn wandert.

Was macht den Ramadan in diesem Jahr besonders?

Das hat mit der Situation im Nahen Osten zu tun. Für Schlagzeilen sorgten unlängst Äußerungen von US-Präsident Joe Biden. Er deutete an, dass Israel bereit sein könnte, die Kampfhandlungen im Gazastreifen während des Fastenmonats einzustellen. Die Waffenruhe könnte Medienberichten zufolge Teil eines Deals sein, der auch einen Austausch zwischen den von der Terrororganisation Hamas immer noch festgehaltenen Geiseln gegen in Israel inhaftierte Palästinenser vorsieht. 

Ein Friedensgebot gilt im Ramadan aber nicht für Muslime. In der islamischen Geschichte kam es im Fastenmonat immer wieder zu Feldzügen und Extremisten verübten Anschläge.

Fasten – gibt es das auch in anderen Religionen?

Fasten ist kein Alleinstellungsmerkmal des Islam. Im Christentum dauert die Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern. Der Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Jesu sollen 40 Tage der Buße und Reinigung vorangehen. Früher wurde auch in den Wochen vor dem Weihnachtsfest, in der Adventszeit, gefastet, um sich auf das Fest der Geburt Jesu vorzubereiten. In den orthodoxen Kirchen ist das auch heute noch weit verbreitet.

Die Juden kennen mehrere Fastentage, der bedeutendste ist Jom Kippur im September oder Oktober. Die Tradition geht vermutlich auf die Zeit des jüdischen Volkes im babylonischen Exil im 6. Jahrhundert vor Christus zurück.

Auch bei den Buddhisten gibt es mehrere Fastentage, darunter das Vesakh-Fest am ersten Vollmondtag im Mai oder Juni. Dann wird der Geburt, des Todes und der Erleuchtung Buddhas gedacht.

Eine extreme Form des Fastens ist das sogenannte Prayopavesa im Hinduismus. Bei diesem Ritual wird der Tod durch den kompletten Verzicht auf Nahrung in Kauf genommen. Das Prayopavesa ist der hinduistischen Lehre zufolge lediglich Menschen vorbehalten, die keine Verpflichtungen und Wünsche an das Leben mehr haben. Experten vergleichen diese Praxis mit dem Sterbefasten von Schwerkranken.

Quelle:
KNA