Wie sich Jugendliche in Kirche und Politik einbringen

"Mehr Partizipation in der Kirche ermöglichen"

Seit fünf Monaten leitet die 26-jährige Marie Lavall den internationalen Dachverband katholischer Jugendorganisationen. Sie kennt die katholische Jugendarbeit vor Ort in Köln. Aber wie engagieren sich Jugendverbände weltweit?

Jugendliche bei der Jugendsynode / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Jugendliche bei der Jugendsynode / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )

DOMRADIO.DE: 35 Verbände aus 33 Ländern und vier Kontinenten sind Mitglied im Dachverband katholischer Jugendorganisationen FIMCAP, der Fédération Internationale des Mouvements de Jeunesse Catholique d'Action Paroissiale. Wie viele der Kontinente und Länder hast du bisher gesehen? 

Marie Lavall (Präsidentin der FIMCAP und ehrenamtliche Diözesanleiterin der Katholischen jungen Gemeinde Köln): Ich habe bisher den lateinamerikanischen Kontinent bereist. Das war für mich ein Novum. Ansonsten war ich in Europa unterwegs.

DOMRADIO.DE: Du warst zuletzt in Rio. Was hast du da gemacht?

Lavall: Ich war dort anlässlich des ersten World Non-Formal Education Forum - ein Forum über außerschulische Bildung, besonders den Wert von außerschulischer Bildung bei Kindern und Jugendlichen. 

DOMRADIO.DE: Wie viele Menschen kommen bei so einem größeren Treffen wie in Rio zusammen? 

Lavall: Bei diesem besonderen Treffen kamen zirka 200-300 Delegierte zusammen, die Workshopleitungen mit eingerechnet. Das variierte ein bisschen über die drei Tage. Diese Delegierten sind von verschiedenen Jugendverbänden und Jugendorganisationen aus der ganzen Welt zusammengekommen, um gemeinsam über das Thema zu beraten und sich auszutauschen. 

DOMRADIO.DE: Wie unterschiedlich ist das, was da ausgetauscht wird? Beim Thema Bildung gibt es ja sehr große Unterschiede in den Ländern. 

Lavall: Es gibt tatsächlich große Unterschiede, was die Bildungssysteme in den verschiedenen Ländern und Kontinenten betrifft. Aber mein Eindruck war, dass die Jugendverbände sehr viel Wert darauf legen, das Thema außerschulische Bildung nach vorne zu bringen und auch die Wertigkeit dieser außerschulischen Bildung herauszustellen. Das gemeinsame Anliegen war tatsächlich, dieses Thema wirklich auch politisch nach vorne zu bringen. 

DOMRADIO.DE: Sich auszutauschen ist natürlich wichtig und die Basis für alles. Überlegt ihr euch auch gemeinsame Thesen? Gibt es ein Positionspapier, was danach veröffentlicht wird - mit Forderungen an die Politik? 

Lavall: Das gibt es tatsächlich. Nach den Workshops, in denen wir uns ausgetauscht und neue Dinge gelernt haben, gab es Diskussionsrunden, die zu einem Positionspapier geführt haben - zur sogenannten Declaration, die auch auf der Internetseite zu finden ist. Und mit diesem Positionspapier wird nun weitergearbeitet. Vor allem die World Scouts Organisation, die Internationale Pfadfinderinnen Organisation, wird dieses Positionspapier dann weiter in die Politik tragen. 

DOMRADIO.DE: Geht ihr damit auch zu den Bildungsministern und fragt, was man davon umsetzen kann? 

Lavall: Das ist auf lange Sicht definitiv der Plan. Es gab auch Gespräche mit politischen Akteuren und Akteurinnen, die bereits vor Ort waren. Auch da ist das Thema sehr positiv aufgenommen worden. Da heißt es jetzt für uns alle: am Ball bleiben. 

DOMRADIO.DE: Es gab noch ein kleineres Meeting in Brügge, sozusagen ein reines Prãsidententreffen. Was habt ihr da gemacht? 

Lavall: In Brügge haben wir uns für einige Tage mit dem interkontinentalen Präsidium zusammengesetzt, dem ich angehöre, sowie den Präsidenten der verschiedenen Kontinente, die zum ersten Mal seit der Weltversammlung über ihre Zusammenarbeit beraten haben. Etwa über Fragen wie: Wie können wir kulturelle Unterschiede in unserer gemeinsamen Kommunikation identifizieren und schauen, dass wir damit arbeiten können? Aber eben auch über die Ausrichtung der FIMCAP in Politik und Spiritualität. 

DOMRADIO.DE: Du sprichst außer Deutsch fließend die drei Weltsprachen Französisch, Englisch und Spanisch. Wie hilfreich ist das? 

Lavall: Das ist sehr hilfreich, besonders wenn es um den direkten Kontakt mit den Mitgliedsorganisationen geht. Unsere Vertreterin im Intercontinental bureau, Tamara aus Lateinamerika, etwa versteht zwar Englisch, aber spricht hauptsächlich Spanisch. Und da ist es hilfreich, dass ich Spanisch spreche. 

DOMRADIO.DE: Diskutiert ihr auch als FIMCAP über theologische Themen oder die Zukunft der Kirche - zum Beispiel über die Jugendsynode im vergangenen Jahr? 

Lavall: Darüber wird in Teilen sehr deutlich gesprochen. Die Jugendsynode hat uns in den verschiedenen Mitgliedsorganisationen alle sehr beschäftigt. Unser Hauptanliegen, dass alle Mitgliedsverbände eint, ist, dass wir Teil dieser Kirche sind und weiterhin sein wollen, und dass wir mehr Partizipation in der Kirche ermöglichen möchten. Dass auch unsere Angebote, die wir als spirituell wahrnehmen, auch weiterhin Teil dieser Kirche sind. 

DOMRADIO.DE: Hast du dir etwas Spezielles vorgenommen als Präsidentin für 2020? 

Lavall: Für 2020 werde ich die Afro-Conference betreuen, die im Herbst in Nigeria stattfinden wird. Dort werden die afrikanischen Verbände zusammenkommen. Da habe ich mir vorgenommen, dass es auf jeden Fall eine gute Veranstaltung wird, an der so viele Organisationen wie möglich teilnehmen können. Das betrifft vor allem das Thema Fundraising und natürlich die Visafragen, die wir da bearbeiten müssen. 

Das Gespräch führte Martin Mölder. 


Marie Lavall (KjG)
Marie Lavall / ( KjG )
Quelle:
DR