Messdiener wollen in Rom Zeichen für Frieden setzen

"Wir bauen keine Mauern und Zäune"

In Rom hat am Montag die 12. Internationale Ministrantenwallfahrt begonnen. Die 60.000 Teilnehmer aus 19 Ländern wollen mit der fünftägigen Veranstaltung vor allem ein Zeichen für Frieden und Verständigung setzen.

Jonas Ferstl aus Eichstätt / © Geraldo Hoffmann (Bistum Eichstätt)

Der für die Pilgerfahrt zuständige Bischof Ladislav Nemet erklärte in Rom, da Grenzen auch in Europa "langsam aber stetig" geschlossen würden, sollten Katholiken Verschiedenheiten überbrücken und Beispiel für "harmonisches christliches Zusammenleben" sein. Der Vorsitzende des Internationalen Ministrantenbunds CIM betonte, dass Katholiken niemals andere "ausgrenzen oder dämonisieren" sollten: "Wir bauen keine Mauern und Zäune zwischen verschiedenen Gruppen oder Nationen."

Der deutsche Jugendbischof Stefan Oster sagte, durch die Begegnung mit anderen könnten die jungen Teilnehmer aus aller Welt auch in ihrer Heimat Friedensstifter sein. Er zeigte sich optimistisch, dass die Kirche auf diese Weise einen Beitrag zur Einheit Europas leisten könne. "Und ich erhoffe mir, dass viele von ihnen Sauerteig für Frieden und Verständigung und gegen Spaltung und Fremdenfeindlichkeit sein werden." Heute müssten sich Jugendliche viel stärker als in der Vergangenheit dafür rechtfertigen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zu ihrem Glauben bekennen, sagte Oster. Dies erfordere besonderen Mut. 

Große Gemeinschaft

Mit mehr als 50.000 Messdienerinnen und Messdienern stellt Deutschland in Rom die größte Gruppe. Stellvertretend für sie sagte der 18-jährige Ministrant Jonas Ferstl aus dem Bistum Eichstätt, es gehe darum, nicht nur in der Kirche zu dienen, sondern auch generell im Alltag hilfsbereit zu sein. Für Ferstl ist eine Wallfahrt viel mehr als eine Freizeitveranstaltung. Wenn er gemeinsam mit vielen anderen Jugendlichen auf dem Petersplatz singe und bete, merke er, was ihm der Glaube bedeute. „Es ist gut, etwas zu haben, an dem ich mich festhalten kann – auch dann, wenn’s einmal nicht so gut läuft.“ Diese Erfahrung habe er kürzlich bei einem Todesfall in der Familie gemacht. Er wiederholt vor der Weltpresse einen Satz, den er bereits bei seiner ersten Teilnahme an einem Pressegespräch – während der Versammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Ingolstadt – gesagt hatte: "Fußball ist klasse – aber wenn’s mal richtig eng wird im Leben, kann er dir auch nicht wirklich helfen", sagt der Ministrant, der in seiner Freizeit Fußball beim SV Marienstein in Eichstätt spielt.

Bei der Ministrantenwallfahrt denke er besonders an die Menschen, die ihm nahe stehen. "Ich persönlich freue mich auf die große Gemeinschaft und die Freude im Glauben, die uns alle verbindet." Schön findet Jonas auch, dass sich Papst Franziskus wieder extra Zeit für die Minis nimmt, und dass es beim "Blind Date" wieder die Möglichkeit gebe, mit Jugendlichen aus verschiedenen Teilen der Welt in Kontakt zu kommen. "Das ist dann auch ein Zeichen, das gut zum Motto der Ministrantenwallfahrt 2018 ‚Suche Frieden und jage ihm nach‘ passt".

Höhepunkt des Ministrantentreffens unter dem Motto "Suche Frieden und jage ihm nach!" ist eine Sonderaudienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am Dienstagabend. Dabei dürfen auch einige der jungen Leute dem Papst Fragen stellen. Sie feiern zudem gemeinsam mit Franziskus ein Abendgebet.

Vier Paletten Gummibärchen für wallfahrende Ministranten

Vier Paletten Gummibärchen wollen Ordensleute in den kommenden Tagen an die Ministranten in Rom verteilen. Gespendet wurden die Süßigkeiten vom Hersteller Trolli aus Fürth spontan durch einen Zufall, wie die Abtei Münsterschwarzach am Montag mitteilte.

Trolli-Geschäftsführer Herbert Mederer habe eine enge persönliche Beziehung zu den Benediktinern. "Wir spenden insgesamt sehr viel, aber bei der Ministrantenwallfahrt freue ich mich nun besonders." Verteilt werden die Gummibärchen in den kommenden Tagen an den Standorten der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), wie es weiter heißt. Die Ordensleute seien an gelben Schirmen am Petersplatz, am Pantheon, an der Piazza Venezia, an der Kirche Santa Maria Maggiore der Piazza Martin Lutero und der Kirche Santa Maria dell'Anima zu erkennen. Zuvor waren die vier Paletten in der Benediktinerabtei Sant'Anselmo zwischengelagert worden. Die Ordensleute böten nicht nur die Süßigkeiten, Brausepulver für Trinkflaschen und Lademöglichkeiten für das Handy, sondern auch pastorale und spirituelle Begleitung.

Wird der Papst wieder auf Deutsch predigen?

Bei der letzten Wallfahrt 2014 nahmen rund 90.000 junge Leute an der Hauptveranstaltung auf dem Petersplatz teil. Papst Franziskus predigte dabei zum ersten und bisher einzigen Mal auf Deutsch.

2018 beteiligen sich 26 der 27 deutschen Bistümer, das Erzbistum Köln veranstaltet eine eigene Ministrantenwallfahrt nach Rom im Herbst. Hinzu kommen mehr als 10.000 Messdiener aus 18 weiteren Ländern. Die größten Gruppen stellen hier Österreich (4.000) und Ungarn (1.250). Aus der deutschsprachigen Schweiz sind rund 350 Ministranten dabei. Zudem ist erstmals eine Gruppe aus den USA angereist, die einer dortigen vietnamesischen Gemeinde angehört.

 


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