Fragen und Antworten zur Vorbereitung der Jugendsynode

Großes Bischofstreffen im Vatikan

Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Ingolstadt ging es am zweiten Tag vor allem um das Thema Kirche und Jugend - insbesondere mit Blick auf die weltweite Jugendsynode im Herbst im Vatikan.

Autor/in:
Stefanie Stahlhofen und Gottfried Bohl
Jugendliche / © Florian Kopp (epd)
Jugendliche / © Florian Kopp ( epd )

Vom 3. bis 28. Oktober versammeln sich Bischöfe aus aller Welt im Vatikan zur 15. Ordentlichen Bischofssynode. Ihr Thema: die Jugendlichen, ihr Glaube und ihre Lebensentscheidungen. Auch junge Leute selbst sollen zu Wort kommen. Fragen und Antworten zum aktuellen Stand der Vorbereitungen im Vatikan, in Deutschland und weltweit.

Worum geht es bei der Bischofssynode 2018 zur Jugend?

Im vatikanischen Vorbereitungsdokument, das etwas sperrig von einer "Berufungsunterscheidung" spricht, heißt es, die Synode solle klären, wie Jugendliche "begleitet werden können, um die Berufung zur Liebe und zum Leben in Fülle zu erkennen und anzunehmen". Wichtig dabei und einfacher formuliert: Die Bischöfe wollen sich ein möglichst umfassendes und realistisches Bild vom Leben und Glauben "der Jugend" auf der Welt machen. Gemeint sind damit "alle Jugendlichen, ohne Ausnahme". Es geht darum, Antworten auf die Fragen junger Menschen zu finden. Zudem geht es der Kirche darum, Jugendliche in verschiedenen Lebenssituationen zu begleiten und zu aktiver Beteiligung in der Kirche und der Gesellschaft zu führen.

Wie werden Jugendliche selbst einbezogen?

Zur Vorbereitung der Synode "über die Jugend" und "der Jugend" lief bis Ende 2017 eine weltweite Internetumfrage des Vatikan. Bei einem ersten internationalen Vorbereitungsseminar mit Jugendlichen in Rom im Herbst waren zudem Themenvorschläge gesammelt worden.

Vom 19. bis 24. März findet im Vatikan ein weiteres Vorbereitungstreffen statt, die sogenannte Vorsynode. Dazu sind 300 junge Leute aus aller Welt eingeladen - ausdrücklich auch Angehörige anderer Religionen und Nichtgläubige. Der Papst selbst will das Treffen eröffnen. Die Ergebnisse sollen in die Vorbereitungen zur Synode selbst einfließen. Bereits am Palmsonntag (25. März) werden sie dem Papst übergeben. Franziskus wolle diese Ergebnisse abwarten, bevor er die Synode selbst konkreter plant, heißt es im Vatikan.

An dem Vorbereitungstreffen können sich weitere Jugendliche aus aller Welt über soziale Netzwerke beteiligen. Dafür wurden eigene Hashtags eingerichtet. Zu diesen gibt es auf der Internetseite der Synode (www.synod2018.va) einen Link, mit dem man dem Verlauf der Diskussion folgen kann.

An der Synode selbst im Herbst können ausgewählte Jugendliche als Hörer ("Auditores") teilnehmen und vermutlich auch an einigen Stellen mitdiskutieren. Gemäß den Vorgaben eines solchen Bischofstreffens haben sie jedoch kein Stimmrecht.

Wie laufen die Vorbereitungen bisher international?

Wie üblich haben alle Bischofskonferenzen das Vorbereitungsdokument bekommen inklusive eines speziellen Fragebogens. An der allgemeinen Internetumfrage haben laut Vatikan insgesamt 221.000 Jugendliche und junge Erwachsene teilgenommen. Knapp die Hälfte (100.500) beantwortete alle Fragen. Gut die Hälfte dieser Teilnehmer war zwischen 16 und 19 Jahre alt; es nahmen mehr Frauen (58.000) als Männer (42.500) teil. Zum Teil wurde kritisiert, die Umfrage sei zu lang - ausgedruckt sind es 15 Seiten - und sei zu wenig über Soziale Medien beworben worden.

Gut die Hälfte der Teilnehmer (56 Prozent) stammte aus Europa, gefolgt von Zentral- und Südamerika (20 Prozent). Aus Afrika kamen 18 Prozent der Teilnehmer. Knapp drei Viertel der Befragten bezeichneten sich als Katholiken, für die Religion wichtig sei. Neun Prozent gaben an, katholisch zu sein, die Religion jedoch nicht als bedeutsam zu empfinden. Gut jeder Zehnte gab an, nicht katholisch zu sein und Religion unwichtig zu finden.

Die Antworten werden derzeit noch ausgewertet. Nach Aussage des Synodensekretärs, Kardinal Lorenzo Baldisseri, zeichnet sich ab, dass Sinnfragen sowie die Themen Arbeit, Glück, Familie und Gefühlsleben eine wichtige Rolle spielen.

Wie ist der Stand der Dinge in Deutschland?

Die Deutsche Bischofskonferenz hat den Fragebogen aus dem Vatikan mit Experten in allen Bistümern beraten. Darüber hinaus gab es ein "Youth Hearing" mit Jugendlichen. Die von den Bischöfen daraus erstellte Auswertung ist nach Rom gegangen und wurde auch veröffentlicht.

Jugendbischof Stefan Oster sprach von einer selbstkritischen und sehr ehrlichen Situationsbeschreibung mit den Problemen, aber auch mit dem, was gut läuft in der Jugendarbeit: So gebe es auf der einen Seite großes Engagement bei Ministranten, katholischen Jugendverbänden und geistlichen Gemeinschaften, doch zugleich seien auch eine nachlassende kirchliche Bindung sowie ein Misstrauen gegenüber der Institution Kirche zu verzeichnen. Konkrete Fragen der Berufung zu einem christlichen Leben - vielleicht sogar als Priester oder Ordensfrau - spielten im Alltag eine geringere Rolle.

Außerdem stellten die Bischöfe - wie vom Papst gewünscht - drei beispielhafte Projekte aus Deutschland vor: die missionarische Aktion "Nightfever", die sozial ausgerichtete "72-Stunden-Aktion" des BDKJ sowie das christliche Orientierungsjahr "Basical" im Bistum Augsburg (siehe INFOBOX).

Wer nimmt aus Deutschland teil?

Die deutschen Bischöfe haben an diesem Dienstag bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Ingolstadt drei Vertreter für die Bischofssynode im Oktober gewählt: Jugendbischof Stefan Oster (Passau), Bischof Felix Genn (Münster), den Vorsitzenden der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Bischofskonferenz, sowie Weihbischof Johannes Wübbe (Osnabrück), Mitglied der Jugendkommission der Bischofskonferenz.

Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vorsynode im März sind Thomas Andonie (27, Regensburg), Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), und Magdalena Hartmann (22, Rottenburg-Oberndorf) von der Schönstattjugend. Der Vatikan selbst beruft noch weitere Teilnehmer für dieses Treffen; darunter sind nach aktuellen Informationen mindestens drei weitere Deutsche.

Welche besonderen Herausforderungen zeichnen sich ab?

Bei den Teilnehmern der Vorsynode und bei den Hörern der Synode selbst ist nicht immer klar, wie und nach welchen Kriterien diese ausgewählt wurden und werden. Bei der Onlineumfrage bleibt die Frage, welche Zielgruppen damit erreicht wurden. Manche fürchteten, Jugendliche mit geringerer Bildung könnten außen vorbleiben. Gelingt es also tatsächlich, ein möglichst breites Spektrum junger Menschen zu erreichen und abzubilden?

Am Vorbereitungsdokument wurde teilweise kritisiert, das Thema "Sexualität und Körperlichkeit", das für viele junge Leute eine große Rolle spiele, sei weitgehend ausgespart. Offen ist also, ob und wie dieses Thema und andere sogenannte heiße Eisen bei der Synode zur Sprache kommen.

Insgesamt scheint es große Unterschiede zu geben bei den Erwartungen, die mit der Synode verknüpft werden - etwa zwischen der Forderung nach einer neuen katholischen Sexualmoral auf der einen Seite und der Hoffnung auf mehr junge Menschen, die Priester oder Ordensleute werden, auf der anderen Seite.

Darüber hinaus unterscheidet sich die deutsche Sicht auf viele Themen rund um Jugend und Kirche naturgemäß von den Sichtweisen in anderen Ländern und Kontinenten.


Quelle:
KNA
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