NRW-Jugendbericht: Mediennutzung vom Bildungsstand abhängig

Familie und Sport gewinnen an Bedeutung

Die NRW-Landesregierung hat den neuen Kinder- und Jugendbericht vorgelegt. Ein wichtiger Punkt darin: Teilhabe und soziale Kompetenz durch die Nutzung von digitalen Medien.

Autor/in:
Johannes Nitschmann
Eltern sollten Handys ihrer Kinder möglichst kindersicher einrichten (dpa)
Eltern sollten Handys ihrer Kinder möglichst kindersicher einrichten / ( dpa )

Smartphone und Internet haben die Alltagswelt der Jugendlichen sehr stark verändert. Der am Montag in Düsseldorf veröffentlichte 10. Kinder- und Jugendbericht der nordrhein-westfälischen Landesregierung kommt zu dem Ergebnis, dass die Nutzung digitaler Medien häufig vom Bildungsstand der Eltern abhängt. "Die digitale Kompetenz bemisst sich in Deutschland nach dem sozialen Hintergrund", sagte NRW-Familienministerin Christina Kampmann (SPD) bei der Vorstellung. Es sei nicht zu akzeptieren, dass die bestehenden Ungleichheiten durch die Digitalisierung verstärkt würden. Deshalb sei in der digitalen Bildung "eine Offensive für mehr soziale Chancengleichheit" notwendig. Dabei gehe es im Kern um kritisches Denken, um Kreativität und um Selbstbestimmung.

Nach Angaben des Kinder- und Jugendberichts benutzen 92 Prozent der jungen Menschen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren ein Smartphone. 99 Prozent der 12- bis 25-Jährigen verfügen über einen Internetzugang oder können darauf zurückgreifen. Während Jugendliche aus gebildeten Elternhäusern das Internet zu über 40 Prozent für gesellschaftliche und politische Informationen nutzten, würden die digitalen Medien in sozial prekären Haushalten überwiegend zur sozialen Kommunikation sowie für Spiele und Videos genutzt. Eine der großen Herausforderungen bestehe darin, mit den Entwicklungen und Begleiterscheinungen der Digitalisierung "einen geeigneten Umgang zu finden", sagte Kampmann.

Internet verdrängt Fernsehen

Trotz zunehmender Digitalisierung bleiben Lieblingsbeschäftigungen der 12- bis 25-Jährigen laut Jugendbericht "Leute treffen und Musik hören". Das Internet-Surfen rangiert auf Platz drei und hat das Fernsehen auf den vierten Platz verdrängt. Auf Platz fünf stehen als "Neueinsteiger" die sozialen Medien. Diese hatten im letzten Kinder- und Jugendbericht 2010 noch keine Rolle gespielt.

Gleichzeitig haben für die Jugendlichen Familie und Sport an Bedeutung gewonnen. Während im Jahre 2002 nur für 16 Prozent aller Jugendlichen Familienaktivitäten in ihrer Freizeit wichtig waren, spielt die Familie inzwischen für 22 Prozent der Heranwachsenden eine immer größere Rolle. Daneben sind junge Leute ehrenamtlich stark engagiert. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen engagieren sich 47 Prozent in Verbänden, Organisationen und an Schulen für soziale, kulturelle und sportliche Zwecke.

"Mehr als pauken und daddeln"

Trotz allem Anschein sei "Jugendlich sein mehr als pauken und daddeln", sagte die Familienministerin. Dabei komme den 24 Jugendverbänden, die sich im nordrhein-westfälischen Landesjugendring zusammengeschlossen haben, eine wachsende Bedeutung zu. Diese Organisationen erreichten pro Jahr 1,3 Millionen Jugendliche, die hier vielfältige Erfahrungen für ihre Persönlichkeit und Berufsbiografie sammelten. Die Jugendverbände seien "Werkstätten gesellschaftlicher und politischer Bildung", betonte Kampmann.

Darüber hinaus seien offene Einrichtungen und Jugendkulturzentren der Kommunen wichtige Anlaufstellen, die landesweit von über 400.000 Jugendlichen frequentiert würden. 44 Prozent dieser Besucher seien Kinder und Jugendliche mit Zuwandergeschichte. Die Jugendarbeit liefere einen wichtigen Beitrag zur Integration.

Die Vorlieben für Beteiligung junger Menschen nutzen

Die Familienministerin sprach sich auch dafür aus, die Beteiligung junger Menschen an politischen Entscheidungen zu stärken und auszubauen. Über die bestehenden Schüler- und Jugendparlamente hinaus wolle sie künftig junge Menschen über Internet befragen, welche Themen für sie auf die "politische Agenda" gehörten. Voraussetzung sei, dass diese Wünsche der Jugendlichen von den Politikern "auch ernst genommen" würden. Mit einem "Zukunftsplan Jugend" will Kampmann die Möglichkeit der Beteiligung junger Menschen an politischen Entscheidungen verbessern. Junge Menschen müssten beispielsweise auch bei der Stadtentwicklung und Verkehrsplanung vor Ort mitreden können, wenn es hier um ihre ureigenen Belange und mehr Freiräume für sie gehe.


Quelle:
KNA