Schäfer erhält Rückdeckung von internationalen Talmud-Gelehrten

"Schockierende Behauptungen"

Der von seinem Amt als Direktor der Stiftung Jüdisches Museum Berlin zurückgetretene Peter Schäfer hat Rückendeckung von namhaften internationalen Talmud-Wissenschaftlern erhalten. Diese veröffentlichten nun einen Offenen Brief.

Peter Schäfer / © Wolfgang Kumm (dpa)
Peter Schäfer / © Wolfgang Kumm ( dpa )

In diesem Schreiben, das am Mittwoch in Jerusalem bekannt wurde, beklagen die Gelehrten aus Israel, Europa und den USA "die zunehmende Zensur der Meinungsfreiheit und die schrumpfende Möglichkeit, Regierungspolitik zu kritisieren oder gar in Frage zu stellen".

Die 44 unterzeichnenden Gelehrten von großen Universitäten wie Harvard oder Yale, aber auch aus Jerusalem sowie aus Deutschland unterstreichen die Verdienste und das Renommee Schäfers als Wissenschaftler, akademischer Leiter und Intellektueller. "Für diejenigen von uns, die Professor Schäfer und seine Arbeit kennen, ist es schockierend, die Behauptung zu hören, er sei nicht für jüdische Anliegen und für den Kampf gegen Antisemitismus eingetreten."

Nach heftiger Kritik zurückgetreten

In seiner gesamten Karriere habe sich Schäfer für das Verständnis von Juden und Judentum eingesetzt, zum Aufbau der Judaistik in Deutschland und in Europa beigetragen und die akademische Zusammenarbeit zwischen deutschen und israelischen Gelehrten gefördert.

Die Lehre Schäfers sei "ein Zeugnis für wissenschaftliche Werte einer offenen Diskussion, die nicht an politische Interessen, sondern an Beweise und Sensibilität gebunden ist", und die das Verständnis über Traditionen und soziale Gruppen hinweg fördern wolle.

Schäfer war am Freitag nach heftiger Kritik zurückgetreten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte scharf kritisiert, dass das Museum per Internet eine Leseempfehlung für einen Zeitungsartikel über Wissenschaftler gegeben hatte, die den Beschluss des Bundestags gegen die BDS-Bewegung verurteilen. Die Bewegung ruft unter anderem zum Boykott israelischer Waren auf. Der Zentralrat stellte infrage, ob die Bezeichnung "jüdisch" für das Museum noch angemessen sei.


Quelle:
KNA