Kardinal Woelki gratuliert Juden zum Neujahrsfest

Frieden und Sicherheit

Der neue Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, hat den Juden zu ihrem Neujahrsfest am Donnerstag gratuliert. Darin bittet Woelki Gott um Frieden und Sicherheit für alle Juden in Deutschland sowie für die Menschen in Israel.

Gläubiger Jude bläst die Schofar (dpa)
Gläubiger Jude bläst die Schofar / ( dpa )

"Als Christen stehen wir in einer besonderen Verbundenheit zum jüdischen Volk, die uns die Solidarität mit Ihnen zu einer vom Herzen kommenden Verpflichtung werden lässt", heißt es in einem am Mittwoch in Köln veröffentlichten Brief Woelkis. Auch der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet wünschte den jüdischen Mitbürgern ein glückliches und friedliches neues Jahr. Wegen des Israel-Gaza-Konflikts seien jüdische Familien in Deutschland in großer Sorge um Angehörige in Israel. "Das Aufflackern des Antisemitismus auch bei uns, von Schmähungen bis hin zu Anschlägen auf Synagogen, hat alle Bürgerinnen und Bürger in unserem Land stark verunsichert", erklärte der Politiker. "An diesem Neujahrstag gilt mehr als je zuvor: Antisemitismus wird in Deutschland nicht geduldet."

Auch Köln Oberbürgermeister Jürgen Roters übermittelt in Briefen im Namen der Stadt Köln sowie ganz persönlich herzliche Grüße und die besten Wünsche. Seine Schreiben richtet er an die Synagogen-Gemeinde Köln, die Gemeindevertretung, die Jüdische Liberale Gemeinde Köln "Gescher LaMassoret", die Jüdische Gemeinde Köln, den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland und den Botschafter des Staates Israel. Hier ein Auszug:

"Wir alle verfolgen mit großer Sorge die schrecklichen Ereignisse in Israel. Sicherlich ist bei vielen von Ihnen die Angst um die Familien und Freunde in Israel sehr groß. Aber auch Anfeindungen hier in Deutschland lösen bei uns allen zu Recht große Bestürzung aus. Die Kölnerinnen und Kölner sind bekannt für ihre Toleranz und Weltoffenheit. Ich hoffe, dass dieses rücksichtsvolle Zusammenleben ein Beispiel auch für andere Städte ist, denn der Wunsch nach gegenseitigem Verständnis und friedlichem Miteinander ist gewiss bei allen Menschen sehr groß. So wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie ein fried-volles Neujahrsfest – für das neue Jahr viel Kraft und Zuversicht."

Marx wünscht Juden Frieden für das neue Jahr

Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat den in Deutschland lebenden Juden zum jüdischen Neujahrsfest am Mittwochabend gratuliert. In einem am Rande der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda veröffentlichten Schreiben an den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, wünscht Marx den Juden und ganz Israel Frieden für das neue Jahr.

"Wie aktuell der Wunsch nach Frieden ist, haben uns auf sehr schmerzhafte Weise die vergangenen Monate gezeigt", heißt es in dem Schreiben von Marx unter Hinweis auf den Gaza-Konflikt und auf die Lage im Irak und in Syrien. Es schmerze ihn besonders, so Marx, "dass Hass, Feindschaft und Terror sich in der Region austoben, in der die drei monotheistischen Religionen entstanden sind und in der über viele Jahrhunderte Juden, Christen und Muslime gemeinsam gelebt haben und auch immer noch gemeinsam leben".

Der Kardinal beklagt, der Hass gegen Minderheiten sei eines der besorgniserregenden Phänomene der Gegenwart. Dieser Hass habe sich auch in Deutschland gezeigt. "Wir mussten erleben, dass auf Demonstrationen judenfeindliche Parolen gegrölt, Anschläge auf Synagogen verübt und Juden angegriffen wurden", schreibt Marx.

Antisemitismus sei nicht nur ein Problem für die jüdische Gemeinschaft, sondern "für uns alle" und ein Anschlag auf die Würde von Menschen. Deshalb sei es auch die Aufgabe aller, ihre Stimme gegen Judenhass zu erheben.

Juden in aller Welt feiern am Donnerstag und Freitag das Neujahrsfest "Rosch ha-Schana". Das zweitägige Fest zum Beginn des Jahres 5775 fällt auf den 1. und 2. des jüdischen Kalendermonats Tischri und findet gewöhnlich im September oder Oktober des gregorianischen Kalenders statt. Wie alle hohen Feiertage im Judentum beginnt das Neujahrsfest am Abend des Vortages. "Rosch Haschana" (Haupt des Jahres) feiert den Anfang der Schöpfung, als Gott dem Menschen Atem einhauchte.