Gauck: Israel zählt zu Deutschlands wichtigsten Partnern

"Enge Freundschaft"

Bundespräsident Joachim Gauck hat am Dienstag in Jerusalem die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem besucht. Mit einer Kranzniederlegung gedachte der Bundespräsident der sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden. Zuvor war Gauck zu einem politischen Meinungsaustausch mit seinem israelischen Amtskollegen Schimon Peres zusammengetroffen.

 (DR)

Mit militärischen Ehren hat Israels Staatspräsident Schimon Peres am Dienstag den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck an seinem Amtssitz in Jerusalem empfangen. In seiner Ansprache betonte Gauck die Loyalität Deutschlands mit Israel und unterstrich die Verbundenheit beider Länder durch "gemeinsame Werte, aber auch durch gemeinsame Interessen". Das Eintreten für die Sicherheit und das Existenzrecht Israels sei für die deutsche Politik bestimmend, so Gauck. Gleichzeitig betonte er, die Rechte des palästinensischen Volkes müssten geachtet werden. Peres betonte seinerseits die "enge Freundschaft" zwischen Deutschland und Israel.



Als "historische Chance für mehr Demokratie" bezeichnete Gauck in seiner Ansprache den Arabischen Frühling und die Umbrüche in vielen arabischen Staaten. Gleichzeitig habe er Verständnis für die Bedenken Israels, da noch nicht abzusehen sei, wohin die Entwicklung führe. Kritisch äußerte sich der Bundespräsident über das iranische Atomprogramm, das eine "konkrete Gefahr" für Israel und die Region darstelle.



Besorgt über Haltung vieler Deutscher zu Israel

Im Gespräch mit der Tageszeitung "Haaretz" zeigte sich Gauck besorgt über die immer kritischere Haltung vieler Deutscher zu Israel. "Ohne Umfragen überzubewerten: Als Freund Israels besorgen mich die Ergebnisse dennoch." Einer kürzlich veröffentlichten Umfrage zufolge hat sich das Bild der Deutschen von Israel in den vergangenen drei Jahren deutlich verschlechtert. Demnach vertreten 70 Prozent der Befragten die Auffassung, Israel verfolge seine Interessen ohne Rücksicht auf andere Völker. 59 Prozent der Deutschen beurteilen das Land in der neuen Studie als "aggressiv".



Im Anschluss besuchten Peres und Gauck gemeinsam die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die der sechs Millionen durch das nationalsozialistische Regime ermordeten Juden gedenkt. Bundespräsident Joachim Gauck hat am Dienstag in Jerusalem die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem besucht. Die folgenden Worte schrieb Gauck in das Gästebuch: "Wenn du hier gewesen bist, sollst du wiederkommen. Zuerst nur: die Flut der Gefühle, erschrecken vor dem Ausmaß des Bösen, mitleiden, mitfühlen, trauern - wegen eines einzigen Kinderschicksals oder wegen der Millionen unschuldiger Opfer. Und wiederkommen sollst du, weil auch du wissen kannst: Namen der Opfer - wie viele kennst du? Namen der Täter - deutsche zumeist - Verursacher, Vollstrecker, auch Namen von Schreckensorten wirst du dir einprägen und wirst erschrecken vor dem brutalen Interesse von Herrenmenschen. So wirst du dann hier stehen und dein Gefühl, dein Verstand und dein Gewissen werden dir sagen: Vergiss nicht! Niemals. Und steh zu dem Land, das hier derer gedenkt, die nicht leben durften."



Treffen mit Abbas

Am Nachmittag werden beide Präsidenten mit Überlebenden und Hinterbliebenen des Attentats auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München zusammentreffen. Geplant sind ferner Gespräche mit Vertretern der Regierung und der Opposition. Desweiteren wird der Bundespräsident mit Holocaust-Überlebenden sowie mit Kirchenvertretern zusammentreffen.



Zum Abschluss seiner Reise wird Gauck am Donnerstag die Palästinensergebiete besuchen und unter anderem mit Palästinenserführer Mahmud Abbas zusammentreffen. Begleitet wird Gauck von seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt und vom Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann.