Zentralrat fordert Machtwort vom Kardinal

Herman erreicht Lehmann

Eva Herman und kein Ende: Nach dem Auftritt der Autorin bei einem Katholiken-Kongress am Wochenende erwartet der Zentralrat der Juden nun von Kardinal Karl Lehmann ein "klärendes Wort". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat bereits reagiert.

 (DR)

"Armutszeugnis für die Teilnehmer"
Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich heute über Herman empört. Auslöser war ihre Rede auf dem Fuldaer Katholikenkongress, wo sie Zuspruch geerntet hatte. Das breite Lob für die wegen ihrer Äußerungen zu NS-Familienpolitik umstrittenen Ex-Moderatorin bedeute "nicht nur ein Armutszeugnis für die Teilnehmer, sondern auch eine Ohrfeige für all diejenigen, die sich über 60 Jahre in der Aufarbeitung der Nazi-Diktatur engagiert haben", sagte Dieter Graumann, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden.

Die 48-Jährige Herman war Gastrednerin auf dem Katholikenkongress "Freude am Glauben" in Fulda. Rund 700 Besucher des "Forums Deutscher Katholiken" hatten die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin mit Applaus bedacht, nachdem diese rund 40 Minuten lang über Werte wie Liebe, Familie und Kinder gesprochen hatte.

"Häufung von kritikwürdigen Vorfällen"
Wenn der Kongressleiter Herman nun zur "Märtyrerin im Kampf für Ehe, Familie und Kinder" mache, zeige dies, "welch seltsamer Geist in der Leitungsspitze des 'Forums Deutscher Katholiken' zu herrschen scheint", so der Zentralrat. Die Grundwerte von Ehe, Familie und Kindern seien von den Nazis nicht erfunden, sondern missbraucht worden.

"Angesichts der hässlichen Häufung von kritikwürdigen Vorfällen" erwartet der Zentralrat jetzt ein "klärendes Wort" vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Als kritikwürdige Vorfälle bezeichnete er unter anderem die "wirren Vergleiche des Kölner Kardinals Joachim Meisner mit entarteter Kunst, die Ausfälle während der Israel-Reise der Bischofskonferenz im Sommer sowie den jetzigen Vorfall beim Forum Deutscher Katholiken".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zeigte sich brüskiert, so die Deutsche Presseagentur (dpa). Auf Anfrage nannte eine Sprecherin der Bischofskonferenz die Äußerungen Graumanns "auf befremdliche Weise einseitig und im Ton unangemessen". Sie würden dem Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum in keiner Weise gerecht und seien einer seriösen Auseinandersetzung nicht dienlich.