Zentralrat der Juden

Stichwort

Der Zentralrat der Juden in Deutschland versteht sich als Vertreter der Interessen der Juden in Deutschland. Er ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und der Dachverband der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland mit über 105.000 Mitgliedern. Er setzt sich aus 20 Landesverbänden/Mitgliedsverbänden zusammen.

 (DR)

Der Zentralrat der Juden in Deutschland versteht sich als Vertreter der Interessen der Juden in Deutschland. Er ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und der Dachverband der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland mit über 105.000 Mitgliedern. Er setzt sich aus 20 Landesverbänden/Mitgliedsverbänden zusammen. Derzeit sind dort 87 Jüdische Gemeinden organisiert.
Der Zentralrat wurde am 19. Juli 1950 von Delegierten aus den bereits existierenden jüdischen Gemeinden der vier Besatzungszonen in Frankfurt am Main gegründet. 1945 waren insgesamt 51 Gemeinden wiedergegründet worden; ein Jahr später gab es bereits 67 jüdische Gemeinden. 1950 lebten noch etwa 15.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland, darunter 500 in fünf Gemeinden in der DDR. Diese fünf Gemeinden wurden 1990 in den Zentralrat der Juden in Deutschland aufgenommen.
Gedacht war der Zentralrat zunächst lediglich als Interessenvertretung für eine Übergangsphase bis zur endgültigen Ausreise aus Deutschland. Erster Sitz des Zentralrats wurde Frankfurt am Main, in späteren Jahren befand sich die Zentrale dann in Düsseldorf und in Bonn. Seit 1999 befindet sich der Hauptsitz in Berlin.
Seit 1954 hat der Zentralrat sechs Vorsitzende oder Präsidenten
gewählt: Erster Vorsitzender war Heinz Galinski, der von 1954 bis
1963 und dann noch einmal von 1988 bis 1992 dem Gremium vorstand.
Weitere Vorsitzende waren Herbert Lewin (1963-1969), Werner Nachmann (1969-1988), Ignatz Bubis (1992-1999) und Paul Spiegel, der am 30. April 2006 starb. Neu gewählte Präsidentin ist die Leiterin der Münchner Jüdischen Gemeinde, Charlotte Knobloch.
Zu den Aufgaben des Zentralrats zählt auch die Förderung und Pflege religiöser und kultureller Aufgaben der jüdischen Gemeinden. Hauptaufgabe in den Anfangsjahren war es, die wieder gegründeten jüdischen Gemeinden zu stabilisieren und die Entschädigungsgesetzgebung durchzusetzen. In den letzten Jahren ist eine zentrale Aufgabe, die Integration von jüdischen Zuwanderern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion zu fördern.
2003 schlossen der Zentralrat und die Bundesrepublik einen Staatsvertrag, der dem Zentralrat jährlich drei Millionen Euro für Erhalt und Pflege des Judentums zusagt. Die jüdische Spitzenorganisation gibt die Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine"
heraus, trägt die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und unterstützt die Rabbinerkonferenz sowie die "Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland". Außerdem werden weitere jüdische Verbände und Organisationen gefördert.