Kardinal Meisner zieht Bilanz der Kölner Jahre

"Ich bin nicht der Überbischof"

Joachim Kardinal Meisner hat eine positive Bilanz seiner Amtszeit als Kölner Erzbischof gezogen. Zugleich bat er am Freitag vor Journalisten in Köln jene um Vergebung, die er enttäuscht habe.

Joachim Kardinal Meisner (dpa)
Joachim Kardinal Meisner / ( dpa )

Der Kardinal, der er an Weihnachten 80 Jahre alt wurde, beging am 12. Februar sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Köln. Für Sonntag ist aus diesem Anlass und zum Abschied eine Feier und ein Gottesdienst mit rund 800 Gästen geplant. Dazu werden mehr als 50 Bischöfe aus Deutschland und dem Ausland erwartet, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und etwa 15 Oberhirten aus Osteuropa. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) will am Festgottesdienst teilnehmen. Papst Franziskus hatte vorige Woche den Rücktritt Meisners als Erzbischof angenommen.

Der Kardinal betonte, dass es ihm in seiner fast 40-jährigen Zeit als Bischof stets darum gegangen sei, Christus berührbar zu machen. Gott aber habe andere Maßstäbe als die Menschen. "Wer über sich niemanden mehr respektiert, hat über kurz oder lang auch Probleme mit dem Respekt für jemanden neben sich", sagte Meisner.

Geprägt durch Diktatur-Erfahrung

Seine teils drastischen Äußerungen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen rechtfertigte Meisner mit seinen Erfahrungen in der Nazi-Diktatur und in der DDR. "Die erste Diktatur kostete mich meinen Vater, die zweite versuchte mit allen Mitteln, mich meiner Freiheit zu berauben und von meinen Grundüberzeugungen abzubringen. Wie viele Zeitgenossen meiner Generation weiß ich aus eigener Erfahrung, was Gottlosigkeit für die Menschenwürde bedeutet", sagte der 80-Jährige. "Deshalb bin ich nie müde geworden, für das Lernen aus diesen Erfahrungen zu werben. (...) Deshalb habe ich Missstände benannt, wo sich Menschen zum Herrn über das Leben machen. Namentlich die Politikerinnen und Politiker müssen wissen, welche Verantwortung sie hier tragen." Er habe aber nie jemanden verletzten wollen, beteuerte er.

Meisner verteidigte, dass die Kirche konservativ sei. Die Tradition sei ihr Lebenselixier. Das bedeute, dass die Kirche heute immer auf die Meinungen früherer Generationen zurückkommen müsse. Der Kardinal versicherte, dass er sich gegenüber seinem Nachfolger Zurückhaltung auferlegt habe. Er werde nur Rat erteilen, wenn er gefragt werde. "Ich bin nicht der Überbischof, ich bin der Altbischof", so Meisner.
Meisner war vor einer Woche auf eigenen Wunsch von Papst Franziskus in den Ruhestand versetzt worden. Am Sonntag wird er vom Erzbistum Köln feierlich verabschiedet. Er empfinde kein bisschen Wehmut oder Traurigkeit, sagte Meisner. Seinem Nachfolger werde er nur Ratschläge geben, wenn dieser ihn darum bitte. Mit Köln und den Kölnern konnte sich der gebürtige Schlesier Meisner, der ursprünglich gar nicht in die Domstadt am Rhein wollte, im Laufe des Vierteljahrhunderts durchaus anfreunden: "Ich fühle mich wohl in Köln, deshalb bleibe ich auch hier." Er sei sogar zu einem Karnevalsfan geworden im Laufe der Zeit. "Sie werden mich hier nicht los", sagte er.

Im Umzugsstress

Nach seiner Emeritierung hat für Meisner auch der Umzugsstress begonnen. Er habe schon für den anstehenden Auszug aus dem Erzbischöflichen Haus mit dem Packen begonnen, sagte er. "Ich bin erstaunt, was sich in 25 Jahren schon angesammelt hat." Der Kardinal Der 80-Jährige, dessen Rücktritt als Erzbischof der Papst vorige Woche angenommen hatte, zieht in den nächsten Wochen in eine Wohnung in Nähe des Doms.

Für Dienstfahrten steht Meisner künftig ein Wagen mit Chauffeur zur Verfügung, wie er sagte. Diözesanadministrator Stefan Heße, der ein "sehr präziser Mann" sei, habe ihm eine Liste zukommen lassen. Darin sei genau festgelegt, was eine Dienstreise sei. Fahrten zu seinem Zahnarzt, der früher in Heiligenstadt Messdiener bei ihm gewesen sei, und heute im Kölner Stadtteil Dellbrück arbeite, müsse er privat zahlen.

Pontifikalamt (live auf domradio.de) und Feierstunde

Am Sonntag findet im Gürzenich Köln eine Feierstunde anlässlich des 25-jährigen Ortsjubiläums von Joachim Kardinal Meisner statt, an der eine Vielzahl von Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft teilnehmen werden.

Das anschließende Pontifikalamt im Hohen Dom zu Köln überträgt domradio.de live im Web-TV ab 15.30 Uhr.

 


Quelle:
KNA , epd , dpa
Mehr zum Thema