Kölner Dompropst zum Rücktrittsgesuch Erzbischof Meisners

"Weniger als Kaffeesatz lesen"

Joachim Kardinal Meisner plant, erneut ein Rücktrittsgesuch an den Papst zu schicken. Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff spricht im domradio.de-Interview über die Aussichten auf eine Annahme und das Procedere der Findung eines neuen Erzbischofs.

Dompropst Norbert Feldhoff / © dr
Dompropst Norbert Feldhoff / © dr

domradio.de: Herr Dompropst, ist die Ankündigung des Kardinals eine Sensation?
Dompropst Feldhoff: Nein, eine Sensation ist das nicht. Er hat öfters intern davon gesprochen, dass er mit Vollendung des 80. Lebensjahres dem Papst noch einmal seinen Rücktritt anbieten will, aber bisher hat er es noch nicht so öffentlich gesagt. Die Tatsache ist nicht das Überraschende, sondern der Zeitpunkt, dass es jetzt auf einmal in zwei Interviews so deutlich gesagt worden ist.

domradio.de: Wie wahrscheinlich ist denn, das Papst Franziskus den Rücktritt annimmt?
Dompropst Feldhoff: Der Kardinal hat ja sehr nachdrücklich gesagt, dass er darum betet, dass sein Rücktritt angenommen wird, entweder zur Vollendung des 80. Lebensjahres an Weihnachten oder zum 25. Ortsjubiläum als Erzbischof von Köln, das wäre der 12. Februar 2014. Dass einer dieser Termine bestätigt wird, davon gehe ich ganz sicher aus.

domradio.de: Wie geht es dann weiter?
Dompropst Feldhoff: Dann ist das Domkapitel an der Reihe. Innerhalb von acht Tagen wählt es einen Diözesanadministrator, das ist der Leiter des Bistums für die Zeit, bis ein neuer Erzbischof eingeführt wird. Das könnte auch wegfallen, wenn der Vatikan den Kardinal zum Apostolischen Administrator ernennt, dann wäre er nicht mehr der Erzbischof von Köln, sondern der Verwalter des Erzbistums für die Zeit, bis ein Nachfolger eingeführt wird.
Ferner muss das Kapitel acht Tage nach Eintreten der Vakanz damit beginnen, Namensvorschläge zu entwickeln, die wir dann über den Nuntius nach Rom schicken. Andere Bischöfe aus dem ehemaligen Preußen können ebenfalls Vorschläge machen. Und aus diesen Vorschlägen , die der Nuntius nach Rom schickt, nachdem er sich selbst informiert hat über die Namen, wird eine Dreierliste in Rom gemacht. Und daraus wählt das Domkapitel den neuen Erzbischof.

domradio.de: Wer erstellt in Rom die Liste?
Dompropst Feldhoff: Die Bischofskongregation macht dem Papst einen Vorschlag für die Dreierliste , dann entscheidet der Papst über die Namen.

domradio.de: Es gibt ja schon wilde Spekulationen über mögliche Nachfolgerkandidaten.
Dompropst Feldhoff: Ich werde mich als Dompropst nicht zu Namen äußern, das ist ein absolutes Tabu. Über das Verfahren zu informieren ist unsere Pflicht, aber irgendwelche Äußerungen zu irgendwelchen Namen wird es nicht geben, denn wie immer so eine Äußerung ausfällt, die bekommt eine eigene Dynamik, und das wäre nicht gut. Wir sind auch verpflichtet, über den Inhalt unserer Gespräche und Vorschläge und die Liste strengstes Stillschweigen zu wahren, was ich für sinnvoll und vernünftig halte.
Wir werden im Kapitel auch erst über Namen sprechen, wenn die Vakanz eingetreten ist, das ist völlig klar. Also kann man klar sagen: Es gibt keine heißgehandelten Namen, wer so etwas glaubt, hat eine ungeheure Phantasie, das ist weniger als Kaffeesatz lesen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.