Die Hagia Sophia (griechisch: "Heilige Weisheit") ist eines der berühmtesten Gebäude der christlichen und auch der islamischen Religionsgeschichte. Unter Kaiser Justinian wurde sie von 532 bis 537 erbaut. Das Werk der Architekten Isidoros von Milet und Anthemios von Tralleis wurde zum grundlegenden Modell späterer religiöser Bauwerke.
Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 wandelte Sultan Mehmet II. die damalige Hauptkirche des orthodoxen Christentums in eine Moschee um. Im Innenraum ersetzten muslimische Insignien die christlichen; Ikonen wurden entfernt und Mosaike mit Putz bedeckt. Diese wurden erst im 20. Jahrhundert wieder freigelegt.
Nach dem Ende des Osmanischen Reiches und der Ausrufung der Türkischen Republik wandelte der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk die Moschee 1934 in ein Museum um. Bis heute fordern muslimische Fundamentalisten und Nationalisten, sie wieder zur Moschee zu machen. Die orthodoxen Kirchen insbesondere in Griechenland und Russland protestieren gegen die Bestrebungen. (KNA)
13.07.2020
Der Islamwissenschaftler und Jesuit Felix Körner hat sich abwägend zur erneuten Nutzung der Hagia Sophia als Moschee geäußert. Es sei "ärgerlich", dass ein Gotteshaus zur "politischen Provokation" werde.
Zugleich dürfe man die Umwidmung "nicht zu einer aktuellen islamischen Aggression aufspielen". Es gehe um den Versuch einer innenpolitischen Selbstprofilierung durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan; "darauf gehen wir nicht ein", sagte Körner, der an der Päpstlichen Universität Gregoriana lehrt, am Montag auf Anfrage in Rom.
Körner erinnerte daran, in Europa gebe es "viele Kirchen, die früher Moscheen waren". Als Beispiel nannte er die architektonisch herausragende Mezquita in Cordoba, in die man "eine gotische Kathedrale von mittelmäßiger künstlerischer Qualität" eingebaut habe.
Wenn die Hagia Sophia von einem Museum wieder in ein Gotteshaus rückverwandelt werde, müssten sich Gläubige "eigentlich erst einmal freuen", weil dort wieder gebetet werde. "Istanbul ist nicht Mekka. Nichtmuslime dürfen die Stadt und ihre Heiligtümer betreten", betonte Körner.
"Rhetorik der Rivalität"
Andererseits beklagte er eine "Rhetorik der Rivalität" auf beiden Seiten. Dabei werde die gottesdienstliche Nutzung "missbraucht, um Gegnerschaften aufzubauschen", so der Ordensmann, der auch Berater der päpstlichen Kommission für die Beziehungen zu den Muslimen ist.
In der Geschichte seien im Zuge von Eroberungen immer wieder Gotteshäuser an andere Religionen gefallen. Darüber könne man "traurig sein", es sei aber eine unabänderliche Tatsache, so Körner. Mit Blick auf die Hagia Sophia widersprach der Theologe der Sichtweise, die Christenheit habe erst durch ihre jetzige Umwandlung in eine Moschee "eine Kirche verloren".
"In Wirklichkeit haben die Osmanen Konstantinopel nicht vorgestern, sondern 1453 erobert. Die gesamte westliche Christenheit schaute damals weg. Auch darüber sollte man traurig sein: Keiner half", sagte Körner.
Zur Frage nach möglichen religiösen Unruhen in der Türkei sagte Körner, der christlichen Minderheit gehe es "nicht schlechter als religiösen Minderheiten in den meisten sogenannten christlichen Ländern". Wenn es Unruhe in der Türkei gebe, gehe sie nicht von Christen aus, sondern "von dem gesellschaftlichen Ruf nach einer anderen Politik", sagte Körner.
Die meisten Muslime in der Türkei sähen das Christentum "nicht als Gegner, sondern als Gesprächspartner, als Schwesterreligion". Viele durchschauten "die Instrumentalisierung religiöser Fragen für politische Zwecke".
Die Hagia Sophia (griechisch: "Heilige Weisheit") ist eines der berühmtesten Gebäude der christlichen und auch der islamischen Religionsgeschichte. Unter Kaiser Justinian wurde sie von 532 bis 537 erbaut. Das Werk der Architekten Isidoros von Milet und Anthemios von Tralleis wurde zum grundlegenden Modell späterer religiöser Bauwerke.
Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 wandelte Sultan Mehmet II. die damalige Hauptkirche des orthodoxen Christentums in eine Moschee um. Im Innenraum ersetzten muslimische Insignien die christlichen; Ikonen wurden entfernt und Mosaike mit Putz bedeckt. Diese wurden erst im 20. Jahrhundert wieder freigelegt.
Nach dem Ende des Osmanischen Reiches und der Ausrufung der Türkischen Republik wandelte der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk die Moschee 1934 in ein Museum um. Bis heute fordern muslimische Fundamentalisten und Nationalisten, sie wieder zur Moschee zu machen. Die orthodoxen Kirchen insbesondere in Griechenland und Russland protestieren gegen die Bestrebungen. (KNA)