Erzbischof von Dijon: Schwieriger Dialog mit dem Islam

Besinnung und nüchternes Nachdenken

Der Erzbischof von Dijon, Roland Minnerath, sieht in Frankreich Defizite im Dialog mit dem Islam. Grund seien fehlende repräsentative Organe aufseiten des Islam, sagte Minnerath der in Würzburg erscheinenden "Die Tagespost".

Minarett und Kirchturm / © Corinne Simon (KNA)
Minarett und Kirchturm / © Corinne Simon ( KNA )

Die Regierung Sarkozy habe versucht, solche Zentralstellen zu schaffen, "mit mäßigem Erfolg". Die islamischen Gruppen seien zu zersplittert.

Auch der jetzige Präsident Emmanuel Macron versuche, einen Islam für Frankreich zu schaffen, erklärte der Erzbischof. So sollten die Imame eine obligatorische Schule durchlaufen, Salafisten ausgesondert und radikale Moscheen geschlossen werden. Schon unter Napoleon habe die Republik die Religion mit dem Konkordat kontrollieren wollen. «Aber anders als bei der Kirche stößt sie im Islam auf das Problem der Repräsentativität.»

Zersplitterte Moscheenlandschaft

Die katholische Bischofskonferenz habe zwar einen Beauftragten für den Dialog mit dem Islam, sagte Minnerath. Doch auch sie stehe vor einer zersplitterten Moscheenlandschaft. Die Gemeinden lebten meist in Abhängigkeit von ihren Geldgebern aus dem Ausland, sei es die Türkei oder Saudi-Arabien. Die ausländischen Mächten könnten sich einmischen, weil der Islam die Trennung zwischen Staat und Kirche nicht kenne.

Nach den Worten Minneraths erlebt er auch einige Konversionen. Jedes Jahr würden Erwachsene getauft, die den Islam hinter sich lassen wollten. Das betreffe jedes Alter, die größte Gruppe aber sei jene zwischen 30 und 40 Jahren. Dies alles geschehe jedoch sehr diskret.

Positiver Ton

Im Übrigen sei der Ton zwischen Kirche und Staat in Frankreich selten so positiv gewesen wie derzeit, berichtete der Erzbischof. Daran habe auch das Attentat auf den Priester Jacques Hamel seinen Anteil. Hass und Revanchegelüste hätten einer Besinnung und dem nüchternen Nachdenken Platz gemacht.

"Es hat uns auch als Kirche zusammengeschweißt", so der Erzbischof. Die Islamisten hätten das Gegenteil erreicht, "wir vergeben". Zwei junge "Idioten" dürften kein Grund sein für einen Religionskrieg. Eine Religion, die Gewalt ausübe, verabschiede sich von Gott.


Quelle:
KNA