Ruanda geht gegen Religionsgemeinschaften vor

Muezzine und Pfarrer im Visier

Die ruandische Regierung geht gegen Religionsgemeinschaften vor. In einem Bezirk der Hauptstadt Kigali wurde es Moscheen verboten, die Gebetsrufe ihrer Muezzins per Lautsprecher zu verbreiten. Und auch gegen Pastoren wird vorgegangen.

Minarett und Kirchturm / © Corinne Simon (KNA)
Minarett und Kirchturm / © Corinne Simon ( KNA )

Dies berichtet das örtliche Nachrichtenportal KT Press. Zuvor hatten die Behörden mehr als 1.000 Kirchen geschlossen und mindestens sechs Pastoren von Pfingstkirchen festgenommen.

Muezzinrufe als Lärmbelästigung

Das Verbot der Muezzin-Rufe per Lautsprecher wurde mit Lärmbelästigung begründet. Der Mufti von Ruanda, Sheikh Salim Hitimana, zeigte sich laut RT Press von der Maßnahme überrascht. Er kündigte Gespräche mit den zuständigen Regierungsstellen an. In Ruanda sind knapp fünf Prozent der zwölf Millionen Einwohner Muslime.

Mehr als 90 Prozent sind Christen, davon etwa die Hälfte Katholiken. Auch die Schließung von Kirchen war mit Lärmbelästigung sowie mit fehlender theologischer Bildung und Bauvorschriften begründet worden.

Pfarrer inhaftiert

Die sechs Pfarrer wurden offiziell deshalb inhaftiert, weil sie gegen die Schließung protestieren wollten. Sie hätten "illegale Versammlungen mit bösen Absichten" abgehalten, hieß es. Geschlossen wurden vor allem kleine Pfingstkirchen mit charismatischen Predigern. Die ruandischen Behörden hatten landesweit Inspektionen von Kirchen und Moscheen vorgenommen.

Präsident Paul Kagame hatte laut dem britischen Sender BBC öffentlich gefragt, ob wirklich 700 Kirchen in der Hauptstadt Kigali mit ihren rund 900.000 Einwohnern nötig seien. Der Staatschef, der seit dem Endes des Völkermords an der Tutsi-Minderheit 1994 die Politik dominiert, steht wegen seines autoritären Regierungsstils in der Kritik.

Kagame war im August 2017 mit 98,8 Prozent der Stimmen für eine dritte Amtszeit wiedergewählt worden und geht scharf gegen politische Gegner vor. Im September dieses Jahres stehen Parlamentswahlen an.


Quelle:
epd