Mazyek: Solidarität mit christlichen Geschwistern

Gemeinsam gegen den Terror stellen

Nach dem Mordanschlag auf einen Priester in Frankreich ruft der Zentralrat der Muslime zu einem Zusammenstehen der Religionsgemeinschaften auf. Die Moscheen in Deutschland würden bereits Präventionsprogramme anbieten.

Autor/in:
Holger Spierig
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime / © Sophia Kembowski (dpa)
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime / © Sophia Kembowski ( dpa )

"Wir müssen im Schulterschluss mit unseren christlichen Geschwistern Zeichen setzen, uns gemeinsam gegen Anschläge und Terrorismus stellen", sagte Aiman Mazyek in Köln dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Nach diesem feigen und brutalen Anschlag in Frankreich stehen wir mit unseren christlichen Geschwistern in Solidarität und im Gebet", so der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime.

Das Ziel von Terroristen sei es, "unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern und religiöse Gruppen gegeneinander aufzuhetzen", sagte Mazyek weiter. "Der Kampf gegen den Extremismus ist nicht nur Aufgabe von Muslimen allein, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." Deswegen sei er der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland für die klaren Worte dankbar, keine Spaltung der Gesellschaft hineintragen zu wollen. Mazyek begrüßte die Einladung des französischen Staatschefs François Hollande an die religiösen Führer seines Landes, um nach den Anschlägen "ganz klar einen Schulterschluss zu zeigen".

Moscheegang soll helfen

In den Moscheen in Deutschland werde bereits sehr viel gegen Extremismus unternommen, sagte Mazyek. Dort werde beispielweise thematisiert, was der Koran zum Zusammenleben der Religionen und zur Unversehrtheit der Gotteshäuser sage. "Der Gang in die Moschee führt nach unserem Verständnis dazu, dass ein Mensch eben nicht zu solch schrecklichen Taten fähig ist." Wenn ein Mensch jedoch in seiner Religion nicht gefestigt und psychisch labil sei, könne er "leichter in die Fänge von Scharlatanen und Extremisten geraten".

Die Islam-Verbände hätten zudem in den letzten Jahren Präventionsprogramme verstärkt, besonders in der Zusammenarbeit mit Familien und Jugendlichen, erläutete Mazyek. Als Beispiel nannte er das von der Bundesregierung geförderte Progamm "safer spaces". Ziel des Projektes ist es, Jugendlichen zu mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen. Sie sollen weder ihren Glauben verleugnen, noch ihr Handeln als Gegensatz zur freiheitlich demokratischen Grundordnung begreifen.

Koran ruft nicht zur Gewalt auf

Stellen im Koran, die von Islam-Kritikern als Aufruf zur Gewalt gegen Nicht-Muslime herangezogen würden, würden von der islamischen Welt völlig anders verstanden, erklärte Mazyek. Dass Koranverse zur Gewalt aufriefen, sei keine theologische Position sondern eine Instrumentalisierung. In einigen Suren unterstreiche der Koran hingegen ausdrücklich die Unversehrtheit von Gotteshäusern. An einer anderen Stelle ermahne der Prophet Mohammed eindringlich Muslime, Nicht-Muslimen kein Unrecht anzutun.


Quelle:
epd