Papst startet Twitter-Kampagne für Attentat-Opfer

#PrayersforParis

Der Vatikan hat auf Twitter einen eigenen Hashtag für die Opfer des Attentats von Paris geschaffen. Unter #PrayersforParis laufen Tausende Kommentare zu dem Anschlag ein. Alle großen Kirchen verurteilen Anschlag auf die Pariser Satirezeitschrift

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Die großen Kirchen haben den Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris auf das Schärfste verurteilt. Papst Franziskus betet für die Opfer. Er vereine sich im Gebet mit ihren Familien und der Trauer des gesamten französischen Volkes, heißt es in einem päpstlichen Beileidstelegramm an den Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois und die Angehörigen der Opfer, das der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte.

Franziskus drückt darin sein "tiefes Mitgefühl" für die Verletzten und ihre Angehörigen aus. Zudem verurteilt er den terroristischen Gewaltakt erneut. Unterzeichnet ist das Schreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Bereits am Mittwochabend hatte Franziskus den Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" durch eine Erklärung von Vatikansprecher Federico Lombardi "aufs Schärfste" verurteilt.

Auch in seiner Morgenmesse am Donnerstag rief der Papst zum Gebet für die Opfer des Anschlags in Paris auf: "Beten wir in dieser Messe für die Opfer dieser Grausamkeit", so Franziskus. Zugleich bat er für die Grausamen, dass Gott ihre Herzen ändere. Diese Tat führe die Fähigkeit des Menschen zu Grausamkeit und Terror vor Augen, sagte er in seiner Predigt im Gästehaus Santa Marta.

Gemeinsame Erklärung von Vatikan und Imamen

Der Vatikan und vier französische Imame haben zudem in einer gemeinsamen Erklärung den Anschlag in Paris als "Grausamkeit und blinde Gewalt" verurteilt. Ohne die Pressefreiheit sei die Welt in Gefahr, heißt es in dem Schreiben, das der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte. Jeder Mensch müsse sich allen Formen der Gewalt, die das menschliche Leben zerstörten oder die menschliche Würde verletzten, entgegenstellen. Die Verantwortlichen der Religionen müssten stets eine "Kultur des Friedens und der Hoffnung" fördern. An die Verantwortlichen in den Medien appelliert die Erklärung, respektvoll über Religion zu berichten. Zugleich rufen die Unterzeichner zum Gebet für die Opfer auf.

Unterzeichner sind der Präsident des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, vier französische Imame sowie der Bischof von Evry, Michel Dubost, und der Direktor des französischen katholischen Dienstes für die Beziehungen mit dem Islam, Christophe Roucou. Sie hatten im Vatikan an einer Konferenz über den interreligiösen Dialog in Frankreich teilgenommen, die am Donnerstag zu Ende ging. Am Mittwoch hatten die Imame die Generalaudienz des Papstes besucht und waren von Franziskus begrüßt worden.

Kardinal Marx: Keine legitimen Vertreter einer Religionsgemeinschaft

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, hat sich zu dem Anschlag geäußert und ruft die islamischen Autoritäten zur Aktion auf: "Das gestrige Attentat auf die Journalisten der Pariser Zeitschrift Charlie Hebdo hat mich bestürzt und entsetzt. Unsere Trauer gilt den Toten, unser Mitgefühl den Angehörigen. Es kann kein Zweifel bestehen: Die Morde von Paris sollten die freiheitliche Ordnung unserer westlichen Gesellschaften treffen, sie sind ein brutaler Angriff auf die Werte und die Rechtskultur, die ein modernes Land auszeichnen. Es ist deshalb von großer Bedeutung, dass noch am gestrigen Abend Zehntausende auf den Straßen Frankreichs ihr Bekenntnis zu einer Verfassung der Freiheit abgelegt haben. Zugleich stellt der Anschlag den Versuch dar, in Frankreich und darüber hinaus das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft und auch zwischen den Religionen zu zerstören. Und diesem Bestreben muss – gerade von Seiten der Kirchen und Religionen – ein klares Nein! entgegengesetzt werden.

Wir lehnen es ab, Mördern und Extremisten den Gefallen zu tun, sie als legitime Vertreter einer Religionsgemeinschaft zu betrachten und damit das in Europa in der Regel gute Miteinander von Christen und Muslimen in Gefahr zu bringen. Ich wiederhole aber meinen Aufruf an die islamischen Autoritäten, tiefer der Frage nachzuspüren, was manche Muslime – gerade unter den jungen Leuten – heute anfällig macht für ein derart extremistisches und menschenfeindliches Verständnis der eigenen Religion."

Fürst: Wohlwollen zwischen Christen und Muslimen nicht gefährden

Nach dem Anschlag hat der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst vor einer Gefährdung des nach seiner Einschätzung wohlwollenden Verhältnisses zwischen Christen und Muslimen in Deutschland gewarnt. Fürst schloss sich am Donnerstag in Stuttgart der Auffassung des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, an, wonach es der perfide Plan islamistischer Terroristen ist, Zwietracht zwischen den Religionen zu säen, und auch die muslimischen Gläubigen Opfer der Tat von Paris sind. Bei dem Anschlag waren am Mittwoch zwölf Menschen getötet und elf verletzt worden.

Die Gewalttat, so Fürst, sei offenbar von Personen begangen worden, die sich verblendet und irregeleitet auf den Islam und dessen Propheten Mohammed beriefen. Der Bischof hob hervor, zu Recht würden fehlgeleitete Interpretationen des Islam und durch sie legitimierte Gewalt weltweit auch von muslimischen Autoritäten verurteilt. Fürst wörtlich: "Bilder von Hass und Gewalt dürfen unseren Blick auf diese Religion nicht leiten, sie haben mit Glauben an Gott nichts zu tun."

Bohl: "Abscheuliches Verbrechen"

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sprach von einem "abscheulichen Verbrechen". Der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Jochen Bohl sagte dem epd, er sei "zutiefst betroffen über den menschenverachtenden Anschlag in Paris". Dieses Verbrechen sei durch nichts zu rechtfertigen, erst Recht nicht im Namen irgendeiner Religion. Die Saat des Hasses dürfe jetzt nicht aufgehen.

Der Koordinationsrat der Muslime verurteilte den Terroranschlag als "feigen Akt". "Terror hat keinen Platz in irgendeiner Religion", erklärte der Sprecher des islamischen Dachverbands, Erol Pürlü, am Mittwochabend in Köln. "Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen." Im Koordinationsrat sind die vier großen Moscheeverbände Islamrat, Zentralrat der Muslime, Türkisch-Islamische Union (Ditib) und Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) zusammengeschlossen. Pürlü ist Dialogbeauftragter des VIKZ und Mitglied der Deutschen Islamkonferenz des Bundesinnenministeriums.

Bei dem Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins waren am Mittwoch zwölf Menschen getötet worden. "Charlie Hebdo" hatte mehrfach mit islamkritischen Beiträgen wie Mohammed-Karikaturen für Aufsehen gesorgt.


Quelle:
epd , KNA , DR