De Maizière sieht Gründung eines muslimischen Wohlfahrtsverbands skeptisch

Alternde Zuwanderer

Bundesinnenminister de Maizière sieht die Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbands nach dem Vorbild der kirchlichen Organisationen Diakonie und Caritas skeptisch. Ein muslimischer Wohlfahrtsverband müsse integrieren und nicht ausgrenzen, sagte de Maizière.

Autor/in:
Corinna Buschow und Thomas Schiller
In Köln ansässig: Islamic Relief (IR)
In Köln ansässig: Islamic Relief / ( IR )

Die Frage, wie das gelingen kann, müsse beantwortet sein, "bevor ich die Idee eines muslimischen Wohlfahrtsverbandes zu Ende denke", sagte der Minister. "Für mich ist die wichtigste Frage, wie wir etwas tun können für den Zusammenhalt der Gesellschaft."

De Maizière hatte zu Beginn dieser Wahlperiode die Islamkonferenz neu gestartet. Als ersten Schwerpunkt hat sich der Minister mit den muslimischen Verbänden auf das Thema Wohlfahrt verständigt. Die Verbände dringen auf Fortschritte, weil immer mehr muslimische Zuwanderer so alt sind, dass sie Hilfe oder Pflege brauchen.

Der Minister betonte, dass im Arbeitausschuss der Islamkonferenz, der Mitte Mai erstmals tagen soll, künftig verstärkt Experten aus der Praxis eingebunden werden sollen, beispielsweise Menschen, die mit älteren Muslimen arbeiten. "Ein rein institutioneller Vertreter, der das nur aus der Akte kennt, nützt nicht so viel wie dieser Praktiker", sagte er.

Zudem werden nach Angaben des Innenministers die christlichen Kirchen mit ihrem Sachverstand eingebunden. "Wenn das gleichzeitig über das Thema Wohlfahrt und Seelsorge hinaus den Dialog zwischen der muslimischen und christlichen Seite in diesem Land befördert, würde ich das sehr begrüßen", sagte de Maizière, zu dessen Arbeitsbereich das Verhältnis des Staates zu den Religionsgemeinschaften gehört.

Mit Kirchen nicht vergleichbar

Der CDU-Politiker äußerte sich zudem skeptisch zu der Frage, ob die muslimischen Gemeinschaften schon bald in ihrer Organisationsform mit den Kirchen gleichgestellt werden können. Das Verhältnis des Islam zum deutschen Religionsverfassungsrecht sei nicht vergleichbar mit dem der Kirchen, erklärte de Maizière.

Er unterstrich aber, es gebe bereits viele Fortschritte unterhalb der förmlichen Anerkennung, etwa bei der Einrichtung von Lehrstühlen für islamische Theologie und beim islamischen Religionsunterricht. "Auch wenn die Verbände dabei nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt sind, kommen sie in ihrer praktischen Wirkung an die Verträge zwischen Ländern und Kirchen heran", sagte de Maizière. "Diesen Weg halte ich für absehbare Zeit für gut und richtig."

 


Quelle:
epd