Nach 9/11 wurde der gemäßigte Islam zur "Staatsräson"

Polarisierung seit 20 Jahren

Der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide bewertet die Folgen der Anschläge vom 11. September 2001 für die Muslime in Deutschland zwiespältig. Plötzlich gab es großes Interesse und eine Gefahr.

Der Südturm des World Trade Centers stürzt nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 ein / © Gulnara Samoilova/AP (dpa)
Der Südturm des World Trade Centers stürzt nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 ein / © Gulnara Samoilova/AP ( dpa )

Auf der einen Seite sei das Interesse am Islam hierzulande danach sehr stark gewachsen, auch vonseiten der Politik. "Plötzlich wurde die Förderung eines moderaten Islam Staatsräson. Das führte zu konstruktiven Beschlüssen: der islamische Religionsunterricht an Schulen, die Errichtung islamisch-theologischer Seminare an deutschen Unis oder der intensive Austausch in der 2006 gegründeten Deutschen Islamkonferenz - das sind alles positive Entwicklungen", so Khorchide am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Auf der anderen Seite habe aber auch die Polarisierung zugenommen. "Rechtspopulisten instrumentalisierten den Terrorismus und stellen Muslime pauschal als Gefahr dar", sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Uni Münster.

Dagegen verschanze sich der Politische Islam hinter Schlagworten wie "Islamophobie" oder "antimuslimischer Rassismus", "die von vielen Medien und dem linken Spektrum gerne übernommen werden". Diese Begriffe behinderten die notwendige sachliche Debatte über radikale Tendenzen im Islam.


Quelle:
KNA
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